Eine Liebeserklärung an Marzahn
Die schreibende Fußpflegerin Katja Oskamp stellt ihren neuesten Roman vor

Die Schriftstellerin Katja Oskamp arbeitet als Fußpflegerin in Marzahn und hat ein Buch über Menschen geschrieben, die ihr dabei begegneten.  | Foto: Paula Winkler
  • Die Schriftstellerin Katja Oskamp arbeitet als Fußpflegerin in Marzahn und hat ein Buch über Menschen geschrieben, die ihr dabei begegneten.
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Die Schriftstellerin Katja Oskamp hat Stipendien und Literaturpreise gewonnen, darunter 2007 der Anna-Seghers Preis der Akademie der Künste Berlin. Nachdem 2015 eine Reihe von Verlagen ihr neuestes Buch ablehnte, geriet sie in eine Schaffenskrise. Sie schult um, wird Fußpflegerin in Marzahn und schreibt einen neuen Roman.

Das Buch hat den Titel „Marzahn mon amour“ und erzählt die Geschichte von Menschen, die Katja Oskamp (49) bei ihrer Arbeit als Fußpflegerin kennengelernt hat. Fußpflege ist eine intime Dienstleistung und regt an zur Offenheit. Entsprechend lebensnah sind die einzelnen Schilderungen, die Oskamp aus ihrer Perspektive als Fußpflegerin erzählt und zusammenfasst.

Diese sind kurz, im Erzählstil knappgehalten und bilden dennoch viel Wesentliches ab. Da ist beispielsweise ein Frau Guse, geboren 1933 im Prenzlauer Berg. Sie hat fünf Kinder großgezogen und wurde schon vor Jahrzehnten Witwe. Seit 1993 lebt sie in Marzahn, sie ist Urberlinerin. Ihre Altersleiden nimmt sie mit dem entsprechenden Humor und hat vor nichts und niemandem Respekt.

Das ist auch ein Herr Pietsch. Den gebürtigen Thüringer verschlug es als SED-Funktionär nach Marzahn. Bis heute glänzt er mit Wissen, wie dem Datum des Geburtstages der Pionierorganisation oder der Gründung der NVA. Da sind noch eine Reihe anderer mehr, die zusammen genommen ein Kaleidoskop der Bewohner des ehemaligen Neubaubezirks darstellen. Allen scheint Oskamp, bei unterschiedlicher Sympathie, gerecht zu werden.

Katja Oskamp hat die Figuren ihres Erzählbandes aus rund 70 Personen ausgewählt, die sie inzwischen als Kunden kennenlernte. „Die Namen der Personen sind erfunden, die Geschichten sind wahr“, sagt sie. Es sei ihr um komprimiertes Leben gegangen, das über sich hinausweist. Dabei ist ihr unter der Hand ein Porträt des Bezirks gelungen. Sie schreibt bei der Gelegenheit bewusst gegen Vorurteile an, denen Menschen, wohnhaft in Marzahn-Hellerdorf, bis heute begegnen.

„Ich bin selbst in einem Plattenbau im Prenzlauer Berg aufgewachsen“, erzählt sie. Das Milieu sei ihr daher nicht fremd gewesen, über das sie zu schreiben gedachte. Marzahn habe sie aber zuvor nur von gelegentlichen Besuchen gekannt. Was auch sie erstaunt habe, sei, wie stark sich die Menschen hier mit ihrem Leben in den Großsiedlungen identifizieren, wie sie ihr Wohnumfeld schätzen und sogar lieben.

Katja Oskamp liest aus ihrem Buch am Dienstag, 22. Oktober, um 18 Uhr im Büro der Linke-Abgeordneten Regina Kittler und Manuela Schmidt, Helene-Weigel-Platz 7. Der Eintritt ist frei.

Der Band „Marzahn mon amour. Geschichten einer Fußpflegerin“ ist 2019 beim Hanser Verlag Berlin erschienen. Er umfasst 144 Seiten und kostet 16 Euro. ISBN 978-3-446-26414-4.

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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