Sicherer Raum für Mädchen und Frauen
Im Eastgate gibt es eine neue Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt

Die neue Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt in Marzahn befindet sich im Eastgate am Ende der S-Bahnbrücke und wird von Angelique Schwarz geleitet. | Foto: Philipp Hartmann
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  • Die neue Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt in Marzahn befindet sich im Eastgate am Ende der S-Bahnbrücke und wird von Angelique Schwarz geleitet.
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Häusliche Gewalt ist keine Frage von Religion, Herkunft oder Bildungsniveau. „Es ist ein grundsätzliches, gesellschaftliches Problem“, stellt Angelique Schwarz (34) klar. Dass sie nur bei gesellschaftlichen Randgruppen auftrete, sei ein gefährliches Vorurteil. „Auch bei älteren, akademisierten Menschen kommt häusliche Gewalt vor“, so die Beraterin.

In der neuen Beratungsstelle im Eastgate, direkt am Ende der Brücke vom S-Bahnhof Marzahn, hilft die junge Frau betroffenen Mädchen und Frauen. Nach dem Haus Mathilde, Stollberger Straße 55 in Hellersdorf, ist es die zweite solche Einrichtung im Bezirk. Finanziert wird sie vom Bezirksamt. Sozialer Träger ist der Verein „MIM e.V.“ (Mädchen in Marzahn). „Wenn sich die Frauen bei mir melden, ist der größte Schritt bereits getan“, sagt Angelique Schwarz. Bei vielen sei die Scham zu groß, denn sie würden schon länger in einer Spirale aus Demütigung und Gewalt feststecken. Zunächst müssten sich die Frauen daher erst einmal selbst eingestehen, dass sie Hilfe benötigen, um aus dieser Situation herauszukommen.

Körperliche Gewalt ist nur eine Form

Häusliche Gewalt hat viele Facetten. Körperliche Gewalt ist nur eine Form. „Es gibt auch seelische Gewalt durch Beleidigungen und Drohungen, Stalking oder ökonomische Gewalt“, erklärt Schwarz. Manche Männer überwachen permanent das Handy ihrer Partnerin und wollen darüber bestimmen, mit welchen Personen sie sich treffen darf. Andere sorgen durch die Einführung eines „Taschengelds“ für eine totale finanzielle Abhängigkeit. „Es geht vor allem um Macht und Kontrolle.“

Oft sind Kinder im Spiel

Wenn die Frauen in ihre Beratungsstelle kommen, ist es der Therapeutin besonders wichtig, dass sie dort einen Raum vorfinden, in dem sie sich sicher fühlen. „Viele haben ja noch nie vorher darüber gesprochen.“ Während des Gesprächs versucht sie dann herauszufinden, wie sie den Betroffenen am besten helfen kann. „Sie geben mir vor, was sie sich von mir und der Beratung wünschen.“ Einige Frauen unterstützt sie beispielsweise dabei, zur Polizei zu gehen und einen Gewaltschutzantrag zu stellen oder eine Familienrechtlerin aufzusuchen. Andere wiederum wollen sich trotz allem nicht aus ihrer Beziehung lösen. „Ich kann ihnen nichts vorschreiben, sondern nur erklären, wie sie dennoch für Sicherheit sorgen können.“ Ganz oft seien Kinder im Spiel. „Das ist ein ganz schwieriges Thema.“

Thema aus der Tabuzone holen

Angelique Schwarz hat früher als Krankenschwester gearbeitet. Danach studierte sie Soziale Arbeit, absolvierte anschließend eine Ausbildung zur Paartherapeutin und ihren Master in Sexualwissenschaften. Bereits während des Studiums tendierte sie zur Arbeit mit Mädchen und Frauen. Auch sie selbst hat in ihrem Leben schon einmal Erfahrung mit häuslicher Gewalt gemacht. Darüber spricht sie auch in der Beratungsstelle, denn sie will, dass das Thema aus der Tabuzone herauskommt. Um das neue Angebot bekannt zu machen, hat sie die Stadtteilzentren informiert und sogar Flyer in die Briefkästen in der Umgebung geworfen. Für die notwendige Öffentlichkeitsarbeit in den bezirklichen Gremien sorgt Maja Loeffler, Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte im Bezirksamt.

Präventionsarbeit mit jungen Mädchen

Am besten sei es, bereits präventiv über häusliche Gewalt zu informieren. Vor einigen Wochen lud die Beraterin deshalb eine Gruppe junger Mädchen ein, um mit ihnen über bestimmte Situationen zu sprechen. Durch die Corona-Krise und den Lockdown im März hat es, so ist jedenfalls ihr Eindruck, einen Anstieg bei häuslicher Gewalt gegeben. Die Erzählungen der Frauen gehen nicht spurlos an ihr vorbei. „Natürlich bewegen mich diese Schicksale total. Ich sitze auch schon mal da und bin wütend, dass es Mädchen und Frauen gibt, denen so etwas passiert“, sagt sie. Solche Erlebnisse seien jedoch nur Antrieb für ihre Arbeitsmotivation.

Die Beratungsstelle im Eastgate ist unter Telefon 0159/06 77 96 57 oder per E-Mail an beratung@frauentreff-hellma.org zu erreichen. Offene Sprechstunden sind dienstags und donnerstags von 11 bis 12 Uhr.

Die neue Beratungsstelle bei häuslicher Gewalt in Marzahn befindet sich im Eastgate am Ende der S-Bahnbrücke und wird von Angelique Schwarz geleitet. | Foto: Philipp Hartmann
Angelique Schwarz steht in der neuen Beratungsstelle im Eastgate Mädchen und Frauen zur Seite, die häusliche Gewalt erleiden. | Foto: Philipp Hartmann
Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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