Eine „Nanny“ für die Nacht?

Marzahn-Hellersdorf. Der Senat will die Betreuung von Kindern besser fördern, deren Eltern Nacht oder Schichtarbeit leisten müssen. Eine solche Arbeit aufzunehmen, ist besonders für alleinerziehende Mütter und Väter ein Problem.

Berlin hat mit 31 Prozent deutschlandweit den höchsten Anteil alleinerziehender Eltern. Marzahn-Hellersdorf steht mit 37 Prozent in der Hauptstadt an der Spitze. In den Großsiedlungen beträgt dieser Wert sogar 40 Prozent. Hier leben auch im Vergleich die meisten Kinder, die arm sind. Deren Eltern haben als Einkünfte in der Regel lediglich Sozialhilfe oder Hartz-IV. Aus der Arbeitslosigkeit kommen diese oft auch deshalb nicht heraus, weil sie niemanden zur Betreuung ihrer Kinder haben, wenn sie eigentlich arbeiten müssten.

In Marzahn-Hellersdorf gibt es rund 100 Kitas. Die größeren Einrichtungen haben in der Regel Öffnungszeiten von 6 bis 18 Uhr, einige von 8 bis 20 Uhr. Eine einzige Kita im Bezirk betreut bei Bedarf Kinder 24 Stunden am Tag und auch an Wochenenden. Das ist der Dussmann KulturKindergarten, Brebacher Weg 15, im Unfallkrankenhaus Berlin.

Die Betreuung von Kindern auch spätabends oder nachts zahlt im Bedarfsfall das Jugendamt. So steht es im Kita-Förderungsgesetz und wird auf Anfrage der Berliner Woche auch von Jugend- und Familienstadträtin Juliane Witt (Die Linke) bestätigt. „Eltern, die regelmäßig außerhalb der üblichen Kitaöffnungszeiten arbeiten, können beim Jugendamt die Übernahme der Kosten für die Kinderbetreuung beantragen.“

Die Betreuung werde je nach Bedarf ohne Kostendeckelung finanziert. Die Antragssteller könnten Betreuungspersonen ihres Vertrauens benennen. In der Regel handelt es sich um eine Betreuung für die Zeiten, in denen die sonst genutzte Kita-Einrichtung geschlossen ist. Mitunter könne mit dem Jugendamt sogar vereinbart werden, dass auch ein Kind, das ansonsten keine Kita besucht, durch eine Person betreut wird. Das gelte jedoch vor allem für Kinder unter drei Jahren.

Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) will in einem Modellprojekt solche Fördermöglichkeiten für arbeitende Eltern besser bekannt machen und ausbauen. Das ist Bestandteil eines Senatspakets zur Förderung von alleinerziehenden Müttern und Vätern, das der Senat im Mai beschloss.

Das Abgeordnetenhaus stellte in den Haushalten für die Jahre 2016 und 2017 bereits zusätzlich jeweils 380 000 Euro zur Verfügung. Der Senat legte jetzt noch einmal 300 000 Euro pro Jahr auf diese Summe drauf. Mit dem Geld wird zunächst eine Service-Stelle aufgebaut. Sie soll die Eltern besser über Fördermöglichkeiten informieren und das Handeln der Jugendämter der Bezirke koordinieren. Dann soll der Rahmen abgesteckt werden, wie die Betreuung von Kindern Alleinerziehender außerhalb der üblichen Arbeitszeiten verbessert werden kann.

Wie weit das führt und ob jeder bei Bedarf sich künftig eine „Nanny“ für die Nacht vom Land Berlin finanzieren lassen kann, ist noch offen. hari

Autor:

Harald Ritter aus Marzahn

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