Schönheits-OP für Berlins schönsten Platz
Nach 13 Jahren Stillstand beginnen nun die Bauarbeiten zur Neugestaltung des Gendarmenmarkts

Die Pflasterung auf dem Gendarmenmarkt ist seit Jahren kaputt, Löcher werden nur geflickt. | Foto:  Dirk Jericho
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13 Jahre nach Planungsstart beginnt jetzt die Sanierung von Berlins schönstem Platz. Die immer wieder verschobene Neugestaltung des 300 Jahre alten Gendarmenmarktes nach historischem Vorbild wird jetzt vom Senat als klimagerechtes Musterprojekt hochgejubelt.

Kaputte Granitplatten, marode Mosaikbeläge und mit Asphalt geflickte Löcher – Berlins Wohnstube ist seit vielen Jahren ein Sanierungsfall. Baupläne für Sanierung und Neugestaltung gibt es seit 2009. Nach jahrelangem Hickhack mit dem Bezirk über Planungsänderungen hatte der Senat das Bauprojekt 2015 von Mitte übernommen. Nach Kostenexplosionen gibt die Senatsumweltverwaltung jetzt Kosten für die denkmalgerechte Sanierung von 20 Millionen Euro an. Anfangs waren es sechs Millionen Euro.

Statt Pech und Pleiten betont Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) zum Baustart die klimagerechte Sanierung. Das Regenwasser wird zukünftig in sechs Rigolen, also tiefe Rinnen, geleitet, die Überschwemmungen verhindern und die Kanalisation entlasten sollen. In den unterirdischen Pufferbecken wird das Regenwasser über Filter gereinigt und kann langsam ins Grundwasser versickern. Für Jarasch kommt mit dem Regenwassermanagement „ein Stück Schwammstadt nach Mitte“. Für sie ist die „klimaresiliente Umgestaltung“ eine „gute Blaupause“. Plätze müssten „künftig generell so gestaltet werden, dass das Regenwassermanagement vor Ort funktioniert“, so die Senatorin.

Einer der bedeutendsten Plätze Berlins mit seinem historischen Ensemble, bestehend aus Deutscher Dom, Französischer Dom und Konzerthaus, bekommt modernste Anlagen. Der Platz wird nach historischem Vorbild wiederhergestellt. Die landeseigene Firma Grün Berlin, die die Schönheits-OP durchführt, beginnt im November mit dem Abbruch der alten Bodenplatten. Insgesamt kommen 6000 Tonnen Natursteinpflaster raus. Bis zur Fertigstellung der Platzflächen in zwei Jahren bleibt der Gendarmenmarkt bis Ende 2024 eingezäunt.

So soll der neue Gendarmenmarkt ab Ende 2024 aussehen.  | Foto: bloomimages
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Konzerthaus und die Dome sollen jederzeit zugänglich bleiben. Das kaputte Pflaster aus DDR-Zeiten wird mit Natursteinen erneuert. Der Platz bekommt barrierefreie Zugänge. Alle insgesamt fünf Kilometer langen Versorgungsleitungen für Strom, Wasser, Medien und Abwasser werden unterirdisch verlegt. Kabeltrassen als Stolperfallen wie bisher beim Classic Open Air oder Weihnachtsmarkt gibt es dann nicht mehr. Die Schankvorgärten und Open-Air-Veranstaltungen können sich zukünftig an versenkbare Elektranten und Platzsteckdosen anstöpseln. Mit 29 versenkbaren Strom-, 27 Trinkwasser- und 27 Schmutzwasseranschlüssen sind Veranstalter und Wirte auf dem Platz unabhängig von Strom und Wasser aus dem Konzerthaus und können ohne langes Verlegen von Leitungen sofort loslegen.

Grün Berlin erneuert insgesamt 14.000 Quadratmeter des 19.000 Quadratmeter großen Gendarmenmarktes. Die nördlichen Flächen um den Französischen Dom bleiben unangetastet. Der Senat wollte dort ursprünglich alle 115 Kugelahorne fällen, weil sie die Sicht auf Berlins schönsten Platz verstellen und einen barrierefreien Umbau der Platzkante nicht zuließen, wie es damals hieß. Anfang 2011 gab es nach Protesten sogar eine Bürgerabstimmung zu Gestaltungsvarianten. Die Ahornbäume am Französischen Dom bleiben nach dem Anwohnervotum stehen. Allerdings sollte die Pflasterung zwischen den Bäumen erneuert werden. Das ist im aktuellen Projekt nicht mehr dabei.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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