Investor stellt Neubauten am Hackeschen Markt vor
Schicke Stadthäuser statt Seniorenheim

Architekt Sergei Tchoban (links) und Investor Thorsten Bischoff vor dem ehemaligen Seniorenheim, das bis Oktober abgerissen wird. Die Fassadendämmung ist schon abgebaut. | Foto: Dirk Jericho
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Die Entkernung der bisherigen Pro Seniore Residenz in der Rosenthaler Straße 43-45 läuft seit Wochen. Anfang September kommen die Abrissbagger. Der Investor DC Values hat jetzt erstmals die detaillierten Neubaupläne präsentiert.

Es ist jetzt schon ziemlich eng in der Rosenthaler Straße am Hackeschen Markt. Der Gehweg und Teile der Straße vor dem einstigen Seniorenheim „Vis à vis der Hackeschen Höfe“, das bis Ende Juni leergezogen wurde, sind eingezäunt. Dahinter nehmen Bauleute das erst 20 Jahre alte Gebäude auseinander. Die Fassadendämmung ist schon abgeschraubt. Ende August kommen die Jungs mit dem großen Besteck. Im September und Oktober knabbern Abrissbagger die Betonteile ab und reißen den langen Gebäuderiegel vom Hof aus ein.

Es wird also laut für die Nachbarn in den kommenden Wochen, wenn das einstige Seniorenheim dem Erdboden gleichgemacht wird. Wie Thorsten Bischoff, Chef des Hamburger Immobilieninvestors und Eigentümers DC Values sagt, sollen während der Bauarbeiten weder Tram- noch Autoverkehr an diesem Nadelöhr unterbrochen werden. Für die LKWs, die den Schutt abfahren, wird extra eine Hofdurchfahrt errichtet.

Das Neubauprojekt hatte für Aufsehen gesorgt, weil für die drei neuen Wohn- und Geschäftshäuser das erst 20 Jahre alte Gebäude des Seniorenheims abgerissen wird. Wie Bischoff sagt, habe sein Unternehmen erst nach dem Kauf der Immobilie 2013 bemerkt, dass das Haus einen „enormen Sanierungsstau“ hat. Deshalb habe sich DC Values dazu entschieden, den 1998 errichten Bau abzureißen.

Die Firma investiert in Geschäftshäuser „in Bestlagen deutscher Groß- und Mittelstädte“, so Bischoff. Wie berichtet, hatte sich das Unternehmen nach einem Poker um Abfindungen mit dem Hauptmieter geeinigt. Die 255 Bewohner der Seniorenresidenz des Pflegekonzerns Pro Seniore wurden bis Ende Juni in anderen Pro Seniore-Heimen untergebracht. Pro Seniore hatte erst am 1. Januar 2018 den Mietvertrag bis 2023 verlängert und hatte eine Verlängerungsoption bis 2028. Die Vertragsverlängerung war Teil des Pokerspiels. 29 der 45 Wohnungen, die jetzt entstehen, sollen wieder für betreutes Seniorenwohnen sein. Thorsten Bischoff bestätigt, dass die Senioren, die in dem Pflegeheim in betreuten Wohngemeinschaften gelebt haben, zurückkehren können – zu den gleichen Mieten. Dazu hat sich DC Values vertraglich verpflichtet. Die anderen Wohnungen werden zu Marktpreisen vermietet, so Bischoff. Exakte Zahlen konnte er noch nicht nennen, da die Vermietung erst kurz vor der Fertigstellung beginnt.

Fest steht, dass der Edeka-Supermarkt und die Drogerie Rossmann auch in dem Neubau wieder Mieter sind. Die Ladenflächen der Nahversorger befinden sich in dem Neubau im ersten Untergeschoss. Dadurch ist es möglich, die Hoffläche zu vergrößern.

Weniger Fläche mit Büros, Wohnungen, Läden

Nach dem Entwurf von Stararchitekt Sergei Tchoban wird nun weniger Fläche bebaut. Der bisherige Gebäuderiegel mit dem Edeka-Markt ging bis an die Brandwand des Nachbargrundstücks. Tchoban hat drei einzelne Gebäude auf den historischen Parzellen gestaltet, die mit ihren unterschiedlichen und detailreichen Fassaden überzeugen sollen. So gibt es Mauerwerk, helle Steine und Muschelkalk. Häuser müssen „mit Anstand altern können und bis ins Detail ausgearbeitet sein“, so Tchoban bei der Projektvorstellung. So können sie im Laufe der Jahrzehnte eine Patina entwickeln, die dem Gebäude etwas Lebendiges gibt. Zu dem Gebäuderiegel mit der einfachen Fassade, der abgerissen wird, wollte sich Tchoban kaum äußern, weil er keine Kollegenschelte betreiben wolle. Er nannte die Architektur „einen Fehler“ und glaubt, dass eine solche Gestaltung heute nicht mehr genehmigt würde.

In dem Gebäude mit der Hausnummer 43 wird es ausschließlich Büros über den Geschäftsetagen geben. In den Häusern 44 und 45 befinden sich vom dritten bis zum siebten Geschoss Wohnungen. In der zweite Etage gibt es wieder Büros. In jedem der drei Gebäude wird es im Erd- und im ersten Obergeschoss Shops geben. Wer in die Nobelläden mit riesigen Schaufenstern und imposanten Stützen im Mittelhaus zieht, ist noch nicht klar. Die Vermarktung der Ladenflächen hat noch nicht begonnen. In die zwölf zwischen 150 und 800 Quadratmeter großen Büroeinheiten könnten Startups oder Beratungsfirmen ziehen.

Das gesamte Projekt, das unter dem Namen Rosenthaler vermarktet wird, soll Ende 2020 fertig sein. Die Anwohner sollen alle zwei Monate per Newsletter über den Stand  informiert werden. Wie Thorsten Bischoff sagt, sind auch Runde Tische geplant.

Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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