Senioren müssen raus: Pflegeheim am Hackeschen Markt wird abgerissen

Supermarkt und Drogerie sind bereits ausgezogen, jetzt müssen alle 255 Senioren aus der Residenz „Vis à vis der Hackeschen Höfe“ raus. Das Haus an der Rosenthaler Straße 43-45 wird noch in diesem Jahr abgerissen. | Foto: Dirk Jericho
  • Supermarkt und Drogerie sind bereits ausgezogen, jetzt müssen alle 255 Senioren aus der Residenz „Vis à vis der Hackeschen Höfe“ raus. Das Haus an der Rosenthaler Straße 43-45 wird noch in diesem Jahr abgerissen.
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Unruhe in der Pro Seniore Residenz „Vis à vis der Hackeschen Höfe“. Nach langer Ungewissheit über die Zukunft herrscht jetzt Klarheit: Die 255 Bewohner müssen bis Ende Juni ausziehen. Der Eigentümer des erst 1998 fertiggestellten Gebäudes an der Rosenthaler Straße 43-45 reißt das Haus noch in diesem Jahr für einen Neubau ab.

Die Gewerbemieter Edeka und Rossmann sind seit Ende März raus, und auch im Hof der Seniorenresidenz wurden schon sieben Bäume gefällt. Noch vor zehn Wochen hat Peter Müller, Sprecher des Pflegekonzerns Pro Seniore betont: „Wir geben den Standort nicht auf“. Pro Seniore hatte erst am 1. Januar 2018 den Vertrag bis 2023 verlängert. Mit Verlängerungsoption bis 2028. Am 23. April informierte Müller jetzt die Bewohner in der Mensa des Pflegeheims, wie es nun weitergeht.

Die Vertragsverlängerung war Teil des Pokerspiels mit dem Hamburger Immobilieninvestor und Eigentümer DC Values, der das erst 20 Jahre alte Gebäude 2014 gekauft hat und abreißen will. Auf dem Areal sind Mietwohnungen, Geschäfte und Büros geplant.

Die Alten haben Angst vor der Zukunft und dem Umzugsstress. Peter Müller bezeichnet die nun präsentierte Lösung als „hervorragendes Ergebnis“. 177 Bewohner mit Pflegestufe würden in ihr vorheriges Heim an der Genthiner Straße zurückziehen, das komplett saniert wurde. Sie wären seit 2015 ohnehin nur in der Residenz am Hackeschen Markt „geparkt“, so Müller. Der Rückzug sei von Anfang an klar gewesen. 29 Senioren – alle über 80 Jahre alt–, die Mieter in betreuten Wohngemeinschaften sind, „haben ein verbrieftes Rückkehrrecht“. Pro Seniore habe mit DC Values ausgehandelt, dass sie in dem Neubau Wohnungen „zum gleichen Preis wie bisher“ bekommen. Für die Bauzeit wurden den betroffenen Senioren „zwei höherwertige Optionen zum gleichen Mietpreis angeboten“, sagt Peter Müller. Sie können für die kommenden zwei Jahre in die Residenz Wasserstadt in Spandau direkt am Wasser oder in die Residenz Am Kurfürstendamm ziehen. Zum geplanten Rückzug in den Neubau sagt Müller: „Es wird weiter Seniorenwohnen im hippen Stadtteil geben."

Der Pflegekonzern Pro Seniore hat schon länger Probleme mit seiner Residenz am Hackeschen Markt. Das Heim war kaum noch belegt, weil es dort zu wenig Kunden gab. Stammbewohner gibt es nur noch 49. „Das ganze Umfeld ist jung“, so Müller. Auch sei der Standort für die Pflege problematisch, weil Rettungsfahrzeuge in der wuseligen Rosenthaler Straße mit Tramverkehr und Touristen Schwierigkeiten hätten, im Notfall schnell dort zu sein. Hauseigentümer und Pro Seniore betonen, dass das Haus stark sanierungsbedürftig sei. Ohne Einigung und Auszug wäre nur die Option geblieben, das Gebäude im Bestand zu sanieren. Laut Müller wäre das eine sehr stressige Zeit für alle geworden.

Die 49 Stammbewohner der Residenz „Vis à vis der Hackeschen Höfe“ ziehen in die Residenz am Märchenbrunnen in Friedrichshain um. Alle insgesamt betroffenen 178 Mitarbeiter, vom Pfleger bis zur Heimleitung, behalten ihre Jobs, versichert Müller. Den Mitarbeitern wurde das Auszugsszenario bereits am 20. April auf einer Betriebsversammlung mitgeteilt.

Madeleine Beil, Sprecherin des Eigentümers DC Values, bestätigte auf Anfrage, dass die Abrissbagger noch dieses Jahr anrücken. Anfang 2020 soll der Neubaukomplex mit „drei wahrnehmbaren Gebäuden mit Bezugnahme auf die historischen Parzellen“ fertig sein. In den siebengeschossigen Häusern entstehen 45 Mietwohnungen und zwölf Büroeinheiten.

Dass die 29 Bestandsmieter im betreuten Wohnen in den Neubau zurückziehen dürfen, bestätigt Beil ebenfalls. In die Gewerbeeinheiten ziehen wie bisher Nahversorger wie Supermarkt und Drogerie „zur Sicherung des Bedarfs der umliegenden Bevölkerung und der Touristen“, so Beil. Teure Boutiquen und Flagshipstores, wie immer wieder berichtet, so Beil, „sind nicht vorgesehen“.

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Dirk Jericho aus Mitte

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