TLG Immobilien will das Teepeeland teilweise räumen

Fernand und seine Mitstreiter haben den öffentlichen Weg gebaut. | Foto: Dirk Jericho
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Mitte. Dem autonomen Wohn-, Kultur und Nachbarschaftsprojekt Teepeeland am Spreeufer nahe der Schillingbrücke droht teilweise die Räumung.

20 Aussteiger aus verschiedenen Ländern leben hinter der ehemaligen Eisfabrik in einem Camp. 13 Zelte, Jurten und Buden stehen hier seit zweieinhalb Jahren. Es gibt eine Bühne für Konzerte und Kulturprojekte.

Touristen, Nachbarn und die Kinder der benachbarten Kita kommen gern zu den Spreeindianern und bestaunen die skurrile Welt der Lebenskünstler, die ihr Geld mit Flaschen sammeln, Zeitung austragen oder Straßenmusik verdienen. Strom bekommt das Teepeeland von den Nachbarn, einer Baugenossenschaft. "Keiner erhält Sozialhilfe. Wir stören niemanden und haben Gärten sowie einen öffentlichen Weg angelegt, damit die Leute hier durchgehen können", sagt Fernand.

Der 57-jährige Weltenbummler befürchtet, dass die Hälfte des Teepeelands demnächst eingezäunt wird. Auf dem Grundstück, das dem Land Berlin gehört, werden die Siedler derzeit geduldet. Solange die Planungen für die Gestaltung des Spreeufers nicht abgeschlossen sind, will niemand die friedlichen Camper verjagen. Doch ein Teil der Flächen gehört der TLG Immobilien AG. Und die hat jetzt beim Bezirk beantragt, um ihr Grundstück einen Zaun zu ziehen. "Das ist unser Privatgrundstück, wir wollen eine klare Situation schaffen", sagt TLG-Sprecher Christoph Wilhelm. Die Zelte müssten dann natürlich weg. Was die TLG, die gerade an die Börse gegangen ist, auf dem Grundstück plant, will Wilhelm nicht sagen. "Es gibt verschiedene Optionen. Es ist in jedem Fall hinderlich, wenn ein Camp auf unserem Grundstück steht", so der Sprecher.

Die Teepee-Leute fordern in einem offenen Brief an Baustadtrat Carsten Spallek (CDU) einen Runden Tisch mit dem Grundstückseigentümer TLG und dem Bezirk. Sie wollen solange bleiben dürfen, bis die Neugestaltung des Spreeufers beginnt. "Jetzt ist doch keine Not, das einzuzäunen. Die Leute könnten dann nicht mehr den Weg durchgehen", sagt Fernand. Der Bezirksverordnete Frank Bertermann (Bündnis 90/Grüne) unterstützt die Spreeindianer. Es sei möglich, dass das Teepeeland bei der Neugestaltung des Spreeufers integriert werde.

Derzeit wird im Sanierungsgebiet Nördliche Luisenstadt der Bebauungsplanentwurf "Holzufer" diskutiert. Es geht auch darum, Teile der früheren Grenzanlagen in dem Gestaltungskonzept zu sichern. Am 3. Dezember tagt der BVV-Bauausschuss vor Ort im früheren Bootsbunker der DDR-Grenzer direkt neben dem Zeltcamp. Zum offen Brief von Teepeeland schreibt Carsten Spallek auf Facebook: "Für die künftige Gestaltung des ,Grünen Bandes an der Spree‘ wollen wir als Bezirk zusammen mit Bürgern sowie Anrainern eine Ideensammlung durchführen."

Dazu soll es demnächst eine Internetseite als Informationsmedium und Debattenforum geben. Außerdem sind "thematische und zielgruppenorientierte Workshops mit Ortsbegehungen geplant", so Spallek. In diesem Rahmen solle geklärt werden, wie das Spreeufer künftig werden soll. Dass die TLG ihr Gelände einzäunen möchte, sei letztlich ihre Sache. Auch wenn Spallek weiß, dass die TLG dem Vorschlag eines Runden Tisches "eher reserviert gegenüberstehen dürfte", will er die Immobilienfirma dennoch darum bitten. "Die Chancen stehen dafür derzeit nicht gut", so Spallek.

Dirk Jericho / DJ
Autor:

Dirk Jericho aus Mitte

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