Raketenpost und Plüsch-Telefone
Ausstellung "Kuriose Kommunikation" eröffnet

Skurrile Objekte: Anja Schaluschke und Fabian Lenczewski präsentieren "Kuriose Kommunikation".  | Foto: Ulrike Kiefert
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Eine Pingpongkelle als Postkarte, ein Radio in der Walnuss, eine Duscharmatur als Telefon: Wenn Menschen kommunizieren wollen, kennt die Fantasie keine Grenzen. Welche kuriosen Objekte es so alles gibt, zeigt das Museum für Kommunikation.

Das Radio passt locker in die Hemdtasche. „Es wiegt vielleicht 20 Gramm, hat aber tatsächlich funktioniert.“ Selbst Fabian Lenczewski staunt über den Erfindergeist des Bastlers. Der hat in den 1920er-Jahren in einer Walnussschale ein Rundfunkgerät verstaut. „Da muss man erst mal drauf kommen.“ Zum Glück für Lenczewski ist der Heuler Marke Eigenbau ziemlich gut erhalten. Er steht jetzt hinter Glas und jeder kann ihn bewundern – im Museum für Kommunikation. Dort haben Co-Kurator Fabian Lenczewksi und Museumsdirektorin Anja Schaluschke kürzlich die Ausstellung „Kuriose Kommunikation“ eröffnet. 114 ungewöhnliche Objekte und Geschichten aus 150 Jahren Sammlungsgeschichte stellt hat das Museum zur Schau.

Birkenrinde als Postkarte

Quer durch alle Jahrhunderte – von den Anfängen bis zur digitalen Gegenwart – haben Techniker, Erfinder und Laien kuriose Dinge entwickelt, um Botschaften zu übermitteln. Mit einer echten Rakete zum Beispiel. Kein Witz, die gab es in den 1960er-Jahren wirklich und zwar als „Inselpost“ zwischen Cuxhaven-Duhnen und der Nordseeinsel Neuwerk. Der Raketentechniker Gerhard Zucker hat die 125 Zentimeter langen Raketen erfunden. Die konnten rund 6000 Postkarten und Briefe auf einmal befördern. Nach einem tödlichen Unfall wird die Raketenpost 1964 aber verboten. Wie gewissenhaft die Post selbst skurrile Briefe und Pakete zustellte, belegen andere Objekte. So verschickte die Künstlerin Sigrid Wilke 1994 ein beklebtes Ofenrohr ans Postmuseum Hamburg. Der Sammler von Alltagskuriositäten Michael Berger schrieb 1981 seinen Gruß auf einen Tischtennisschläger. Andere nutzten Schieferplatten oder Birkenrinde als Postkarten oder machten aus einem abgeschnittenen Hemdkragen einen „Kragenbrief“. Selbst eine Kokosnuss kam an. Ein Mediendesigner aus Düsseldorf wollte damit seine Tochter Rozmina zum 18. Geburtstag überraschen. Die außergewöhnliche Post von der Südseeinsel Tonga traf in Deutschland pünktlich ein. „Sogar zwei Tage vor dem Geburtstag“, weiß Fabian Lenczewski.

Wenn's klingelt,
hebt Marilyn Monroe den Rock

Einzigartig ist auch der runde Tisch der Telefone. Hüben wie drüben langweilten die von der Post zugelassenen mausgrauen Standardmodelle. Also dekorierten Bastler sie fantasievoll um oder besorgten sich unerlaubte Garfield- und Disney-Modelle aus dem Ausland. Telefone stecken in rosa Plüsch, kultigen Handtaschen und in Duschköpfen. Selbst aus einer Weihnachtsbaumkugel kann man telefonieren. Und bei einem hebt Marilyn Monroe bei Anruf ihren Rock.

Das Museum für Kommunikation und seine Sammlung umfassen rund elf Millionen Ausstellungsobjekte. „Da war es nicht einfach, für diese Schau eine Auswahl zu treffen“, sagt Direktorin Anja Schaluschke. Die Idee, kuriose Objekte der Kommunikation auszustellen, hatte eine ehemalige Volontärin des Museums. Die Sammlerstücke stammen größtenteils aus aufgelösten Privathaushalten.

Zu sehen ist die Ausstellung „Kuriose Kommunikation“ bis 2. Oktober im Museum für Kommunikation Berlin, Leipziger Straße 16, Di 9-20 Uhr, Mi-Fr 9-17 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr. www.mfk-berlin.de.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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