Theater in der Leere: Ila Schöppe will die Dreispitzpassagen beleben
Mitte. Die Dreispitzpassagen mit der gläsernen Kuppel in der Friedrichstraße 130 sind ein merkwürdiges Geschäftshaus. Jetzt will die Chefin des Theaters „unten drunter“ Leben in die tote Passage bringen.
In der lichtdurchfluteten Ladenpassage mit der Kuppel im Hof des Gebäudekomplexes ist absolut nichts los. Selten verirrt sich jemand hierher und schlendert durch die Dreispitzpassagen zwischen Reinhardtstraße und Claire-Waldoff-Straße gegenüber vom Friedrichstadt-Palast. Warum auch? Etliche Läden stehen leer. Außer Bäcker, Blumenladen und ein paar weiteren Geschäften an den Außenseiten gibt es nichts.
In der Passage ist nichts los, außer das Geklimper vom Pianocenter. Das Pianocenter belegt die meisten Flächen in der Passage. Hinter den Glasfenstern hauen Studenten und Berufsmusiker in die Tasten. Mehrere Ladeneinheiten werden als Probenräume genutzt, die bis 23 Uhr vermietet werden. Wie Ila Schöppe sagt, schallen die Klavierübungen auch bis nach Mitternacht durch die gläserne Passage.
Die Regisseurin und Schauspielerin übernimmt die kleine Minibühne im Zentrum der Passage. Das intime Theater mit etwa 70 Plätzen gehört zum Restaurant Madame Touche. Ila Schöppe ist die neue Mieterin und will hier Theater spielen sowie Comedy und Musikkabarett machen. Die Regisseurin und Schauspielerin betreibt seit 20 Jahren das Theater „unten drunter“ in Buckow in der Märkischen Schweiz. Das Berliner Theater wird ihr zweiter Spielort.
Leicht wird es nicht an dem Ort, auch wegen der andauernden Klavierbeschallung. Vor Madame Touche war das Kabarett-Restaurant „Die Falle“ drin, das wegen Insolvenz raus musste. Aber Ila Schöppe ist Optimistin und glaubt an ihr Konzept. Von der Passage war sie fasziniert, als sie letztes Jahr eine Vorstellung im damaligen Musikkabarett „Kleine Treppe“ besuchte. Ab September bringt Schöppe Schauspiel und Comedy auf die Bühne. „In der Passage kann man so viel machen“, sagt die 52-jährige Theaterchefin. Die toten Gänge möchte sie mit Ausstellungen beleben. Eine erste gab es bereits. Alle Informationen zum Programm unter http://www.theateruntendrunter.de. DJ
Die Dreispitzpassagen gegenüber dem Friedrichstadt-Palast wurden kurz vor der Wende fertiggestellt. Das Gebäude gehört der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima). 580 der 3500 Quadratmeter Gewerbefläche stehen derzeit leer. In dem Haus gibt es auch 55 Wohnungen, von denen derzeit nur eine leer steht. Hier wohnt auch der erste demokratisch gewählte und letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière. In dem Plattenbau gibt es auch 143 Büros, die bisher vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) genutzt wurden. Die Ministeriumsmitarbeiter sind jedoch in den Neubau des Bildungsministeriums am Kapelle-Ufer umgezogen. Wie Bima-Sprecher Thorsten Grützner sagt, werden die Büros als Umsetzobjekte für andere Dienststellen freigehalten, die wegen Baumaßnahmen vorübergehend ihr Stammgebäude verlassen müssen.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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