Grüne: Datenschutz mangelhaft
Bezirksamt Mitte kündigt Prüfung des Meldeverfahrens an

Die Grünen werfen dem Bezirksamt verantwortungslosen Umgang mit Bürgeranzeigen vor. Persönliche Daten würden nicht geschützt, so die Kritik. Hintergrund ist ein aktueller Fall. Das Bezirksamt will das prüfen.

Bürger, die beim Bezirksamt Mitte die Zweckentfremdung von Wohnraum angezeigt haben, müssen befürchten, dass die Hauseigentümer ihre Namen erfahren. So lautet die Kritik der Grünen. Die Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Mitte wirft dem Bezirksamt deshalb einen „verantwortungslosen Umgang mit Bürgerdaten“ vor.

Auslöser war der Fall eines Mieters aus der Huttenstraße, der beim Bezirksamt einen Wohnungsleerstand gemeldet hatte. Als der Anwalt des Eigentümers Akteneinsicht bekam, war der Name des Mieters nicht geschwärzt. Für den Vermieter war somit erkennbar, wer ihn beim Bezirksamt angezeigt hatte. „Dies ist an sich bereits ein Skandal“, kritisiert Wolfgang Lehmann, Fraktionssprecher für Bürgerdienste und Wohnen. „Schlimmer ist allerdings die Tatsache, dass so etwas allen Bürgern passieren kann, die beim Wohnungsamt Mitte Zweckentfremdungen von Wohnraum anzeigen.“ Die Grünen fordern das Bezirksamt deshalb auf, die Daten der Bürger besser zu schützen. „Die zuständige Stadträtin hat umgehend dafür Sorge zu tragen, dass alle Vorgänge aufgedeckt und die Konsequenzen daraus gezogen werden“, so Lehmann. Es sei ein unhaltbarer Zustand, dass Eigentümer problemlos die Daten ihrer Mieter bekämen und diese damit um ihre Wohnung fürchten müssten.

Anonymisierung muss gewünscht werden

Laut Bezirksamt muss bei einer Anzeige angegeben werden, wenn Daten ungenannt bleiben sollen. „Es ist sichergestellt, dass telefonische, schriftliche oder persönliche Meldungen anonym behandelt werden, wenn die anzeigende Person dies wünscht“, teilt die für Wohnen zuständige Stadträtin Ramona Reiser (Linke) mit. Der Name der Person werde in den Akten dann nicht erfasst oder geschwärzt. Das sei gängige Praxis und eine Anonymisierung in etwa 50 Prozent der Fälle auch erwünscht, so die Stadträtin. Nach Rücksprache mit dem zuständigen Fachbereich im Rathaus könne sie nicht bestätigen, dass der betroffene Mieter im Vorfeld eine Anonymisierung angezeigt habe oder ihm diese von der Verwaltung versprochen worden sei, dann aber nicht erfolgte.

„Es wäre ein Skandal, wenn der betroffene Mieter von seinem Vermieter Nachteile zu erwarten hat, weil er einen Hinweis zur illegalen Nutzung einer Wohnung angezeigt hat. Damit würde der Zweck der Akteneinsicht missbraucht“, sagt Ramona Reiser. „Mieterschutz muss durch die Verwaltung gewährleistet werden. Deshalb nehmen wir den Fall zum Anlass, um zu überprüfen, inwiefern wir das Verfahren so anpassen, dass auch wiederholt der Hinweis der Anonymisierung abgefragt wird.“

Laut der Grünen-Fraktion sind auf dem Onlineformular der Senatsverwaltung zur Meldung einer zweckentfremdeten Wohnung keine Hinweise vorhanden, wonach ausdrücklich auf eine Anonymisierungserklärung hingewiesen wird. „Wer also nicht explizit seine Anonymität erklärt, dem könnte das Schicksal des Mieters aus der Huttenstraße ereilen“, folgert Wolfgang Lehmann daraus.

Nach Angabe des Bezirksamtes sind bisher über 6500 Hinweise zur zweckfremden Nutzungen von Wohnungen in Mitte eingegangen.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

52 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 833× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 822× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 518× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.014× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.905× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.