Beim Bello-Dialog waren die Berliner Bürger gefragt

Günter Kosney aus Französisch Buchholz schwört auf Hundeschule statt Hundeführerschein. Leine und Tüte sind beim Gassigehen selbstverständlich. | Foto: Kahle
  • Günter Kosney aus Französisch Buchholz schwört auf Hundeschule statt Hundeführerschein. Leine und Tüte sind beim Gassigehen selbstverständlich.
  • Foto: Kahle
  • hochgeladen von Michael Kahle

Berlin. Bürgerbeteiligung lautet das richtige Mittel gegen Politikverdruss. Dafür setzt sich die Stiftung Zukunft Berlin ein. Insbesondere die Novellierung des Berliner Hundegesetzes hält die Stiftung dafür geeignet. Der sogenannte Bello-Dialog war geboren.

Seit Juni 2012 brachten auf Einladung von Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) rund 30 Berliner ihre Ideen zur Neufassung des Berliner Hundegesetzes ein. Dies soll noch in diesem Jahr im Abgeordnetenhaus verabschiedet werden. Die Stiftung Zukunft Berlin begleitete den Dialog mit sogenannten Gewährsleuten. Einer von ihnen ist Sven Iversen, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Familienorganisationen. In Abstimmung mit den Gewährsleuten wurden Fachleute, Betroffene und "normale" Bürger ausgewählt.

Martin Goldbach ist einer jener "normalen" Bürger. Der Familienvater (40) hat zwar keinen Hund, wohl aber Erfahrungen mit Bello & Co. sowie deren Haltern, denn er wohnt unweit des größten Hundeauslaufgebiets Berlins, nahe der Krummen Lanke. "Spielen ohne Hunde ist bei uns vor der Tür nicht möglich. Im angrenzenden Park, einer geschützten Grünanlage, wird der Leinenzwang größtenteils ignoriert, und die große Spielwiese in der Siedlung ist voller Hundekot", erläutert Goldbach die Probleme.

Deshalb zögerte er nicht, am Bello-Dialog teilzunehmen. Doch bereits die Zusammensetzung des ehrenamtlichen Gremiums war aus seiner Sicht einseitig: zwei Drittel der Teilnehmer waren Hundebesitzer.

Dennoch kam es laut Iversen zu einer "konstruktiven Mitarbeit aller Beteiligten", wobei der Gewährsmann ausdrücklich die kritische Haltung Goldbachs lobt. Kritik ist für Iversen wesentlicher Bestandteil eines Dialogs.

Martin Goldbach studierte Gesetzestexte und bereitete sich intensiv auf die fünf Treffen vor. Dabei stellte sich für ihn die Frage: "Warum bedarf es denn überhaupt neuer Regeln rund um den Hund?" Schließlich gibt es doch schon ein Hundegesetz. Leinenzwang und Freilauf von Hunden sind darin ebenso festgelegt wie die Entsorgung von Hundekot durch die Hundebesitzer. Da sei es doch vielmehr geboten, die bestehenden Regeln einfach zu kontrollieren und durchzusetzen, anstatt neue Regeln zu schaffen.

Iversen gibt Goldbach zum Teil recht. Auch für ihn "ist mehr Verwaltungshandeln gefragt". Der Bello-Dialog trage dazu bei, bei allen Beteiligten ein Bewusstsein für bestehende Probleme zu schaffen. "Insofern sind wir auf einem guten Weg", sagt Iversen. Goldbach bleibt dennoch skeptisch. Leinenzwang und Hundeführerschein seien leider das bisher wichtigste Ergebnis für die Öffentlichkeit. Kontrovers diskutierte Probleme wie beispielsweise Listenhunde und Hundeauslaufgebiete spielten in der Presse kaum eine Rolle. Deshalb sei er gespannt, was die Politik aus den Anregungen mache.

Für Heilmanns Staatsekretärin Sabine Toepfer-Kataw hingegen stellt der Bürgerdialog bereits jetzt einen vollen Erfolg dar. Sie bemühte sogar das Wort "historisch", als sie von der "Mitwirkung der Bürger an einem Gesetz" sprach. Sven Iversen spricht von einem "Qualitätssprung". Iversen: "Beim Bello-Dialog werden die Bürger nicht wie bisher von irgendwo abgeholt, sie sind vielmehr gleichberechtigte Partner bei einer politischen Entscheidungsvorbereitung."

Mehr Informationen zu den Grundsätzen Bürgerschaftlicher Mitverantwortung unter www.stiftungzukunftberlin.eu.
Michael Kahle / m.k.
Autor:

Michael Kahle aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 829× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 818× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 514× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.007× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.901× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.