Günter Toepfer organisiert Hilfsaktionen für die baltischen Staaten
Gewürdigt wird damit das jahrzehntelange uneigennützige soziale und politische Engagement des Wahlberliners. Toepfer, Jahrgang 1941, bekam bereits als Kind und Jugendlicher am eigenen Leibe zu spüren, was Krieg, Flucht und Diktatur bedeuten. Ausgebombt floh seine Familie aus Magdeburg in die Altmark.
1960 nahm Günter Toepfer ein Ingenieursstudium in Weimar auf, das jäh unterbrochen wurde, als sich der damals Neunzehnjährige mit Fluchtgedanken in den Westen trug. "Ich hatte die Nase voll von der Gängelei durch das SED-Regime und dessen politische Verlogenheit", erinnert sich Toepfer.
"Über den Hitler-Stalin-Pakt zu sprechen, der unter anderem die Teilung Polens und die Unterjochung der baltischen Staaten legitimierte, war in der DDR ein absolutes Tabu." Für Toepfer sollte daraus ein wesentliches Motiv seines Handelns entstehen. Bereits in den 60er-Jahren bereiste er über das damalige Leningrad illegal das Baltikum und knüpfte erste persönliche Kontakte.
Günter Toepfer wollte nur noch raus aus dem System von Reglementierung und Bespitzelung in der DDR, doch seine Pläne wurden verraten. Es folgten Stasihaft und "Bewährung in der Produktion". Erst 1969 konnte Toepfer sein Diplomstudium erfolgreich beenden.
Die Haft hatte ihn nicht gebrochen. Er blieb ein politisch aufmerksamer und kritischer Beobachter der gesellschaftlichen Entwicklung und griff auch aktiv ein. 1990 fand er seine politische Heimat in der CDU, wo er sich auf Bezirks- und Landesebene engagierte.
Nach der Wiedererlangung der Unabhängigkeit der baltischen Staaten zählte Topefer zu den ersten deutschen Parlamentariern, die das Baltikum besuchten. "Dort lernte ich die politischen Aktivisten der ersten Stunde kennen, die später in hohe Staatsämter kamen", erinnert sich Toepfer.
Er organisierte den Jugend- und Kulturaustausch, Sportveranstaltungen und Hilfstransporte. Medizinisches Gerät, Feuerwehrautos, Großküchen und Schulmobiliar wechselten so den Besitzer. Besonders berührte Toepfer das Schicksal der sogenannten Wolfskinder in Litauen. Diese mehr als 20 000 elternlosen Kinder flohen am Ende des Zweiten Weltkrieges aus dem nördlichen Ostpreußen ins Baltikum.
Sie überlebten bei Zieheltern, kannten lange nicht ihre wahre Identität. Etwa 20 von ihnen aus dem Regierungsbezirk Schacken konnte Toepfer inzwischen mit ihren richtigen Familien in Deutschland zusammenführen. Er spendete Wintergeld, damit Wolfskinder in der kalten Jahreszeit eine Heizung hatten, er organisierte Ausflüge und Besuche in Berlin. Durch zahlreiche Vorträge in Deutschland fand er weitere Unterstützer. Mit seinem eigenen Auto fuhr er dringend benötigte Hilfsgüter anhängerweise in Kinderheime, Kindergärten und in Schulen.
Die Bundesrepublik Deutschland ehrte Günter Toepfer 2011 für sein ehrenamtliches Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande. 1996 wurde er Ehrenbürger des litauischen Regierungsbezirks Schacken. 2001 hat Estland Toepfer mit dem Verdienstkreuz des Landes geehrt. Und im kommenden Jahr wird er in Vilnius den Orden des Vytiskreuzes entgegennehmen.
Autor:Michael Kahle aus Mitte |
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