450 Bäume auf einmal
Am Spittelmarkt ist ein Tiny Forest entstanden

Die Macher vom Gertraudenhain: Christof Zwiener (Mitte) mit Stefan Scharfe und Ulrike Gollmick von Miya. | Foto: Ulrike Kiefert
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Am Spittelmarkt schlägt der Gertraudenhain jetzt Wurzeln. Alle 450 Bäume sind in der Erde. Nun sucht Christof Zwiener noch Gießer für seinen Tiny Forest.

Die Bäumchen, erst einen knappen Meter hoch, sprießen aus dem Straßengrün am Spitteleck. Dicht beieinander stehen sie, bis zu drei Stück auf einem Quadratmeter. Der Boden ist übersät mit Hackschnitzeln, Holzpfähle umrahmen die kreisrunde Fläche. Hier wächst ein Tiny Forest (Miniwald). Gertraudenhain hat ihn Christof Zwiener genannt, wegen der Gertraudenbrücke nebenan. Der Platz ist gut gewählt. Viel Sonne, kein Schatten, Bänke in der Nähe. Letztere sind ideal für die Kiezgespräche, die es hier mit den Nachbarn vom Spittelmarkt geben soll. Denn der Gertraudenhain ist kein Zufallsprodukt. Der Berliner Künstler Christof Zwiener hat damit als einer von Dreien den Wettbewerb „Kunst im Stadtraum an der Leipziger Straße“ gewonnen, ein Projekt des Bezirks-amtes. „Ich wollte keine Kunst aus künstlichen Materialien schaffen“, erklärt Zwiener seine Idee. „Keine Skulptur aus Bronze, sondern etwas Natürliches, das lebt und wächst.“ Also hat er sich für einen Tiny Forest nach dem Wiederaufforstungskonzept des japanischen Botanikers Akira Miyawaki entschieden. Es ist eine Art begehbare Skulptur, ein kleiner Beitrag gegen den Klimawandel und dazu noch hübsch anzusehen.

Der Miniwald am Spitteleck nimmt langsam Form an.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Ganze 450 Bäume hat Christof Zwiener mit dem Verein „MIYA forest“ und Kindern aus der Fröbel-Kita „Schatzinsel“ auf nur 154 Quadratmetern gepflanzt. Die Aktion fand Mitte April statt. Mitarbeiter der Delphin-Werkstätten (Garten- und Landschaftsbau) halfen mit und wässerten die Sprösslinge, bevor sieben Kubikmeter Mulch über die Fläche verteilt wurden. Die Hackschnitzel halten die Feuchtigkeit in der Erde. Auch Anwohner und Interessierte konnten mitpflanzen. So wie Rosemarie Graf und Karin Friedrich. Die beiden sind an diesem Tag extra aus Teltow angereist. Von der Aktion haben die Brandenburgerinnen aus den sozialen Medien erfahren. „Wir finden die Idee großartig und hätten so einen Tiny Forest auch gern bei uns.“ Stefan Scharfe, Projektleiter und Vereinsgründer von Miya, hört das oft. Doch es sei nicht so einfach, freie Flächen in der Stadt zu finden. „Wir nehmen alles, jede Fläche ist willkommen.“ Für Miya ist der Gertraudenhain auf Bezirksland aktuell das einzige Tiny-Forest-Projekt in Berlin.

Die zwei Teltowerinnen pflanzen mit.  | Foto:  Ulrike Kiefert
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Damit der kompakte Miniwald auch Wurzeln schlägt, sucht Christof Zwiener Leute, die ihn gemeinsam zum Wachsen bringen. Also regelmäßig wässern. Wobei es völlig ausreiche, nur ein Mal im Monat zu gießen, sagt Zwiener. „So wachsen die Wurzeln der Bäume tief nach unten.“ Und noch etwas erzählt der Künstler. Als am Spitteleck die Bagger vorfuhren, um den Boden auszutauschen, schaufelten sie überraschend ein Stück Berliner Geschichte zutage. „Eine mechanische Rechenmaschine“, erzählt Zwiener. Ihr Alter schätzt er auf knapp 100 Jahre. Und dazu noch 25 Kilogramm Kohle, die offenbar aus einem alten Kohlekeller stammen. Die Rechenmaschine hat Zwiener erstmal mitgenommen. Sie soll ins „Museum der Dinge“, das nach seiner Kündigung vorübergehend in die Leipziger Straße 54 eingezogen ist und im Mai eröffnet.

Ein bisschen will Christof Zwiener im Gertraudenhain noch bleiben. Doch sobald er ihn in „vertrauensvolle Hände“ übergeben hat, wird der Kreuzberger gehen. Zu seinem nächsten Kunstprojekt.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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