Saisonstart für teure Flaniermeile
Bund der Steuerzahler kritisiert hohe Kosten für autofreie Friedrichstraße

Blick in die für Autos gesperrte Friedrichstraße mit Außengastronomie.  | Foto: Ulrike Kiefert
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Die autofreie Friedrichstraße geht in die Sommer-Shopping-Saison – mit neuen Sitzmöbeln, Showcases und einer Marketingkampagne. Kritik kommt vom Bund der Steuerzahler. Wegen der hohen Kosten.

Nach der Corona-Zwangspause schlagen Bezirksamt und Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) emsig die Werbetrommel für die autofreie Friedrichstraße. Die endet nämlich Ende Oktober und soll bis dahin möglichst viele Berliner und Touristen zum Flanieren und Shoppen anlocken. Zwischen Französischer Straße und Leipziger Straße wurden darum neue Sitzelemente und Showcases aufgestellt und die angekündigte Marketingkampagne gestartet. Mit dem Claim „Berlin, eine Stadt an der Friedrichstraße“ soll die Kampagne „das Lebensgefühl einer neuen Friedrichstraße im Aufbruch transportieren und einen Impuls zur Stärkung des Standorts setzen“, heißt es. Geworben wird sowohl analog im Stadtraum mit Plakaten, Social Media Ads und einem sogenannten Ressourcen-Paket für die Geschäftsleute mit graphischem Material und Postern als auch digital auf Twitter und Co. Auch ein Magazin ist in die Kampagne eingebunden, und die Fotos der Kampagne übernahm Peter Rigaud. Der Fotograf lebt in Wien und Berlin, bekannt machten ihn vor allem seine Portraitfotos in der Vogue, GEO oder im Stern.

Beauftragt mit der Kampagne wurde eine Agentur. Mit im Boot sitzen als Projektbeirat die Industrie- und Handelskammer (IHK), der Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, Visit Berlin, die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe und die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sowie drei Unternehmen aus Hotellerie, Gastronomie und Einzelhandel an der Friedrichstraße. „Die Kampagne ist frisch und unkonventionell und wird sicherlich dazu beitragen, dass die Friedrichstraße wieder als attraktive Einkaufsstraße wahrgenommen wird“, hofft Mittes Bürgermeister Stephan von Dassel (Grüne).

Kosten von mehr als einer Million Euro

Kritik kommt derweil vom Bund der Steuerzahler (BdST). Der nahm die Verlängerung des durchaus umstrittenen Projekts „Flaniermeile Friedrichstraße“ bis Ende Oktober zum Anlass, mal die Kosten bei der Senatsverkehrsverwaltung nachzufragen. Demnach belaufen sich die Gesamtkosten für die erste Projektphase bis Ende Januar 2021 brutto auf etwa 1,1 Millionen Euro. Davon entfielen rund 100.000 Euro auf die Markierungs- und Beschilderungsarbeiten des vier Meter breiten Radwegs. Für die Wiederverwendung der beiden Parklets, die 2018 ein halbes Jahr lang die Kreuzberger Bergmannstraße schmückten, und vier weitere Parklets wurden 93.000 Euro ausgegeben. Der Aufbau von fünf „Showcases“ aus dem Bestand des Bezirksamtes sowie die Anschaffung von fünf weiteren Schaukästen schlugen mit über 15.000 Euro zu Buche. Der Kauf von 65 Bäumen, ihre Bewässerung und die Anmietung der Holzverkleidungen kostete mehr als 44.000 Euro. Knapp 27.000 Euro wurden für den Strom fällig, knapp 58.000 Euro für die Weihnachtsbeleuchtung. Planung und Umsetzung forderten fast 53.000 Euro. Der Löwenanteil der Projektkosten fiel aber für Evaluation und Kommunikation an. So kostete die Verkehrserhebung und Auswertung der Daten gut 455.000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für eine Passantenbefragung zum Nutzungsverhalten und zur Wahrnehmung der Flaniermeile in Höhe von 24.500 Euro. Weitere gut 191.000 Euro bekam die Agentur für die Marketingkampagne.

Bedenklich findet der BdSt, dass von der reichlichen Million Euro mit rund 675.000 Euro fast zwei Drittel nur für Auswertungen und Werbung anfallen. „Die Entscheidung für eine Fußgängerzone in der Friedrichstraße wäre wohl ohnehin eine politische und nicht die Folge von Messungen“, mutmaßt Alexander Kraus, Vorsitzender des BdSt Berlin. „Mich überzeugt das Projekt in dieser Form jedenfalls nicht. Stattdessen hätte man das Geld zum Beispiel auch in die Sanierung maroder Rad- und Gehwege stecken können.“ Nicht hervor ging aus der Senatsantwort, welche Kosten noch bis Ende Oktober anfallen und wie teuer der Rückbau wird.

Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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