Zwei auf einen Schlag
Mühlendammbrücke und Gertraudenbrücke müssen neu gebaut werden
Die beiden hintereinander liegenden DDR-Stahlbetonbrücken über Spree und Kupfergraben müssen erneuert werden.
In sieben Jahren soll eine Straßenbahn vom Alexander zum Potsdamer Platz über die Leipziger Straße fahren. Die Pläne zur Tram-Verlängerung sind Teil der Neugestaltung des Gebietes rund um den Molkenmarkt. Klar ist seit zwei Jahren, dass dafür die in den 1960er-Jahren gebaute Mühlendammbrücke abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden soll. Nach derzeitigem Stand soll die Baustelle auf der vielbefahrenen Getraudenstraße in etwa zwei Jahren starten.
Jetzt hat die Senatsverkehrsverwaltung bestätigt, dass auch die nur 300 Meter weiter gelegene Getraudenbrücke ebenfalls weg muss und neu gebaut werden soll. Die Brücke weise „Defizite in der Tragfähigkeit“ auf und der „Stahl zeigt Ermüdungserscheinungen“, sagt Jan Thomsen, Sprecher von Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne). Da würden auch keine „Verstärkungsmaßnahmen“ helfen. Der Neubau „wird in unsere prioritären Planungen aufgenommen“, so Thomsen. Details zu Zeitfenstern oder Kosten gibt es bisher nicht.
Dass die achtspurige Autobrücke durch einen Neubau ersetzt werden soll, ist allerdings schon seit vielen Jahren Plan des Senats. Laut Planwerk Innenstadt soll der historische Grundriss des Spittelmarktes wiederhergestellt werden. Dazu soll die Leipziger Straße zurückgebaut, verschwenkt und über die alte Gertraudenbrücke im Norden geführt werden. Die Fußgängerbücke sollte dazu verbreitert werden. Obwohl eine 1994 durchgeführte Untersuchung ergeben hatte, dass man auf der DDR-Gertraudenbrücke Straßenbahngleise einbauen kann, wenn man die Trägerkonstruktion verstärkt, wollte der Senat schon damals einen Neubau. „Trotz dieser technischen Möglichkeit bleibt es das Ziel des Senats, das Planwerk Innenstadt und insbesondere die Neugestaltung des Spittelmarktes zügig umzusetzen und dabei die derzeit befahrene Gertraudenbrücke durch einen Neubau an historischer Stelle zu ersetzen“, sagte die damalige Staatssekretärin für Stadtentwicklung, Maria Krautzberger, bereits vor 20 Jahren auf eine Anfrage im Abgeordnetenhaus.
Igeb fordert maximal zwei Kfz-Fahrstreifen pro Richtung
Der Berliner Fahrgastverband Igeb hat als Mitglied im Bündnis „Pro Straßenbahn“ Ende Mai einen offenen Brief an Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) und Verkehrssenatorin Regine Günther geschickt. Darin fordert das Bündnis aus 20 Organisationen, dass für den Neubau der Mühlendammbrücke maximal zwei Kfz-Fahrstreifen je Richtung, breite Fuß- und Radwege und eine eigene Straßenbahntrasse geplant werden. Die Senatsverwaltungen bereitet derzeit einen Realisierungswettbewerb vor. „Mit dem Neubau besteht die herausragende Chance für die Stadt, in diesem ältesten Innenstadtquartier Berlins eine Richtungsänderung zu bewirken, die – anders als die heutige Dimensionierung – dem menschlichen Maß angepasst sein wird. Die Brückenbreite von 48 Meter mit sechs Kfz-Fahrspuren zeugt von einer veralteten Planung der autogerechten Stadt, die längst überwunden sein sollte“, heißt es dort.
Auch Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) hatte sich 2019 für eine kleinere Mühlendammbrücke mit zwei Spuren pro Richtung plus Straßenbahntrasse ausgesprochen. „Das ist eine Autobahnbrücke und sieht vollkommen fremdartig aus neben dem Nikolaiviertel“, sagte Gothe damals der Morgenpost.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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