Bezirk verbietet Abzockerklamauk am Brandenburger Tor
Die Uniformträger auf dem Pariser Platz mit Fahnen in der Hand sind zuweilen recht aggressiv. Fotografieren lassen sie sich nur, wenn man eine "Spende" von zwei Euro entrichtet. Das illegale Geschäft mit der Vergangenheit lohnt sich; am Tag kommen so locker 250 Euro zusammen, haben Ermittler vom Ordnungsamt beobachtet. Die Zivilfahnder gehen seit Monaten massiv gegen den Klamauk vor, denn die Pass-Stempler nerven nicht nur die Anrainer, sondern sie zahlen auch keine Gebühren an den Bezirk. Eine Genehmigung für ihr "Reisegewerbe" würden sie auch gar nicht bekommen, weil der Bezirk derartiges "auf dem Pariser Platz grundsätzlich nicht gestattet", wie der für das Ordnungs- und Straßenamt zuständige Stadtrat Carsten Spallek (CDU) sagt. Die Ermittler vom Ordnungsamt haben bereits gemeinsam mit der Polizei bei Pass-Stemplern Wohnungen durchsucht und hohe Geldbeträge beschlagnahmt. Laut Spallek haben die Gerichte in mehreren Bußgeldverfahren "signalisiert, dass sie in Frage stellen, ob derartige Nutzungen noch gemeingebräuchlich sind." Denn die Soldaten argumentieren, die Maskerade sei Kunst und kein Kommerz.
Mit dem jetzt vom Bezirksamt gefassten Beschluss zu "Gemeingebräuchlichen Darbietungen und Ähnliches auf dem Pariser Platz" will die Behörde durchgreifen und rigoros gegen die Straßenunternehmer vorgehen. Bereits 1990 hatte das Bezirksamt "eine Einschränkung temporärer Darstellungen oder gewerblicher Nutzungen" auf dem Pariser Platz beschlossen, um ihn "nicht zu entstellen und herabzuwürdigen." Erlaubt sind laut jetzigem Bezirksamtsbeschluss lediglich "Pflastermalereien und das Musizieren, sofern diese Tätigkeiten ohne Abstellen von Gegenständen ausgeübt werden." Ein Straßenmusikant, der seinen Lautsprecher und Spendenhut hinstellt, hat auf dem Pariser Platz schlechte Karten. Von den Regelungen sind nicht nur die Uniform- und Flaggenträger betroffen, sondern auch die sogenannten lebenden Statuen, die mit ihrer Performance natürlich auch nur Geld verdienen wollen, sowie andere Fotomotive wie der Berliner Bär. Sobald jemand mit seinen "straßenkünstlerischen Darbietungen wie zum Beispiel das Tragen von Uniformen und das Darstellen lebender Statuen und Ähnliches" Geld kassiert und um Spenden bittet, ist das ein Geschäft und laut Ordnungsamt nicht gemeingebräuchlich und somit verboten.
Die Grenzposten am Checkpoint Charlie, die den gleichen Touri-Klamauk in der Friedrichstraße machen und für Fotos Geld kassieren, dürfen das hingegen weiterhin. Die Schauspieler in Uniform stehen auf Kreuzberger Seite. Das dortige Bezirksamt erlaubt den Spaßsoldaten das Geschäft. Eine Eventagentur hat für das Grenzschauspiel seit über zehn Jahren eine ganz offizielle Sondernutzungsgenehmigung.
Autor:Dirk Jericho aus Mitte |
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