Investor plant neben Gewerbe Wohnungen und ein Hotel
Oberschöneweide. Berlin-Oberschöneweide, Wilhelminenhofstraße 83-85, das war Jahrzehnte die Adresse des Transformatorenwerks Oberspree. Künftig sollen dort Wohnungen entstehen.
„Bebauungsplan 9-58 Rathenau-Hallen“ steht über dem Entwurf, der im Stadtplanungsausschuss der BVV vorgestellt wurde. Und dieser Entwurf hat es in sich. Der Grundstückseigentümer, die Toruro GmbH, hinter der irische Investoren stehen, plant eine Umwidmung des riesigen Areals vom Industriestandort zum Mischgebiet mit Gewerbe, Kunst, Wohnen und einem Hotel. Auf dem rund zehn Hektar (100.000 Quadratmeter) großen Areal sollen 28.000 Quadratmeter für Wohnen, weitere 9500 Quadratmeter für ein Hotel genutzt werden. Rund 12.000 Quadratmeter bleiben für Büros und Gewerbe, rund 8000 Quadratmeter für Künstlerateliers. Einzelhandel soll es weiterhin geben, dafür sind in den Vorplanungen 2600 Quadratmeter veranschlagt.
Vor allem die Wohnnutzung stößt bei Bezirksverordneten und örtlichen Akteuren auf Widerstand. Ernst Welters (Linke), Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses: „Wohnungen im gehobenen Bereich würden die bisherige sozialen Wohnstrukturen im Ortsteil verschieben.“
Denn dass die Wohnungen hochpreisig angedacht sind, zeigt die Tatsache, dass dafür Neubauten zwischen den historischen und auch denkmalgeschützten Industriebauten und der Spree geplant sind – Blick aufs Wasser inklusive. Dafür würde der Blick vom Wasser auf die Backsteinbauten des Transformatorenwerks verstellt werden.
Welche Zukunft die rund 70 Firmen mit ihren 700 Mitarbeitern bei Umsetzung der Pläne hätten, ist fraglich. Vor allem Gewerbebetriebe mit Lärmemission könnten mit der gewünschten Wohnnutzung kollidieren. „Wenn an diesem Standort Wohnungsbau genehmigt wird, führt das zum Druck von anderen Grundstückseigentümern, auf ihren Industrieflächen ebenfalls Wohnungsbau zu genehmigen. Es gibt im Bezirk genügend freie Flächen, auf denen Wohnungsbau möglich wäre“, sagt Stefan Förster, Bürgerdeputierter im Stadtplanungsausschuss. Er empfiehlt Betroffenen, einen Einwohnerantrag einzubringen, der für das frühere TRO-Areal einen Bebauungsplan mit ausschließlich gewerblicher Nutzung vorsieht. Förster selbst hatte auf diese Weise vor zwei Jahren die Einführung einer kostenpflichtigen Parkraumbewirtschaftung im Bezirk verhindert.
Die Toruro GmbH hatte das riesige Grundstück 2006 gekauft, nachdem der Vorbesitzer insolvent gegangen und die Ansprüche der Bank von einer US-amerikanischen Inkassogesellschaft, einer so genannten Heuschrecke, aufgekauft und fällig gestellt worden waren. Der Lobbyist der Toruro ist kein geringerer als der frühere SPD-Bausenator Peter Strieder. Weder er noch seine Auftraggeber waren zu Gesprächen mit den bei der Ausschusssitzung anwesenden Journalisten bereit.
Nach der Sommerpause wird das Projekt Rathenau-Hallen sicher noch mehrfach in den Ausschüssen der BVV behandelt werden.RD
Autor:Ralf Drescher aus Lichtenberg |
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