Die Wohnungssuche in Berlin wird immer schwieriger

Die Wohnungssuche in Berlin ist bereits seit Jahren schwierig, doch zuletzt hat sich die Lage noch einmal verschärft. Der neueste IBB Wohnungsmarktbericht geht davon aus, dass in Berlin ca. 100.000 Wohnungen fehlen. Dass sich ein solches Defizit nicht so einfach beseitigen lässt, dürfte klar sein. Dazu kommen jedoch noch weitere Probleme, die die Wohnungssuche erheblich erschweren.

Die Hauptstadt steht nämlich nach wie vor hoch im Kurs und verbucht jedes Jahr deutliche Zugewinne in Bezug auf die Bevölkerungszahl. Auch 2017 ist Berlin per Saldo wieder um 38.665 Menschen gewachsen, die ebenfalls auf den Wohnungsmarkt drängen. Bei 15.669 neu fertiggestellten Wohnungen im Jahr 2017 ergibt sich schon allein hieraus wahrscheinlich ein Defizit.

Leerstand in Berlin auf äußerst niedrigem Niveau

Die niedrige Leerstandsquote erschwert es zudem, überhaupt eine Wohnung zu finden. Im Normalfall sollte ein gesunder Wohnungsmarkt eine Fluktuationsreserve von 2-3% halten. In Berlin liegt die Leerstandsquote hingegen nur bei 0,9 bis 2,1%, wobei diese Zahl je nach Art der Messung differiert. So niedrige Leerstände sorgen dafür, dass selbst ein Umzug innerhalb des Stadtgebiets zu einer echten Herausforderung wird.

In Bezug auf Umzugswünsche sind die Berliner zudem gespalten. In einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Berliner Zeitung gaben ca. 9% der Mieter an, auf Wohnungssuche zu sein, um eine günstigere Wohnung zu finden. Hier zeigt sich ganz klar, wie hohe Mieten finanziell schwächere Mieter aus bestimmten Stadtvierteln oder gar aus der Stadt selbst verdrängen können.

Angst vor höheren Mieten durch Umzug

Neben dem Wunsch, umzuziehen, existiert jedoch auch eine gewisse Angst vor noch höheren Kosten. Wer schon länger in seiner bisherigen Wohnung lebt, hat in vielen Fällen zwar Mieterhöhungen erhalten. Beim Wohnungswechsel könnte allerdings die gesamte Härte des Wohnungsmarktes zuschlagen. Die Mietpreisbremse greift hier zwar mindernd ein, aber trotzdem kommt es nicht selten dazu, dass die Mieten beim Neueinzug noch einmal höher liegen.

So lag die mittlere Angebotsmiete laut IBB Wohnungsmarktbericht im Jahr 2018 bei 10,32 Euro pro m². Bei Neubauten hat sich hingegen eine Durchschnittsmiete von 14,04 Euro pro m² eingestellt – ein enormer Anstieg zum Zeitraum 2014-2017 (Durchschnitt: 13,00 Euro pro m²).

Zahlen zur Umzugsquote in Berlin des Energiedienstleisters Techem stützen diese Annahme. So sank die Umzugsquote in Berlin im Jahr 2017 auf 5,9% (2016: 6,7%) und lag damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 8,5%. Diese fehlende Fluktuation sorgt wiederum für eine problematische Rückkopplung, weil es so vor allem Familien mit gewissen Bedürfnissen in Bezug auf die Wohnungsgröße noch schwerer haben, eine passende Wohnunterkunft zu finden.

Mehr kommunale Wohnungen – die Lösung?

In der Politik wie in der Gesellschaft wird natürlich kontrovers darüber gestritten, wie sich die Probleme am Wohnungsmarkt zufriedenstellend lösen lassen. Ein Ansatz ist dabei das sogenannte Wiener Modell. In der österreichischen Hauptstadt sind ca. 60% der Wohnungen in Besitz von kommunalen Wohnungsgesellschaften. Diese setzen oft nur moderate Mieterhöhungen durch.

Berlin hinkt hier mittlerweile hinterher, denn es sind nur 25% in kommunalem Besitz. Die Politik hat diesen Ansatz bereits ins Auge gefasst und prüft Rückkäufe von den Immobilienunternehmen wie Deutsche Wohnen. Eine Bürgerinitiative plant hingegen eine Enteignung der Unternehmen mit Entschädigungen deutlich unter Marktwert.

Es bleibt abzuwarten, ob der Ansatz der De-Privatisierung des Wohnungsmarktes Wirklichkeit wird oder ob in Bezug auf die Vergrößerung von Wohnraum noch zusätzliche Lösungen gefunden werden, um die Misere abzumildern. Solange werden die Berliner bei einem Umzug weiterhin erhebliche Probleme haben, bezahlbaren Wohnraum zu finden.

Autor:

Gerald Maier aus Pankow

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