Kreuzkröte oder Kleingarten?
Pankower Tor: Nabu und Laubenpieper kritisieren Umsiedlungspläne

Die Fläche zwischen den Bahnhöfen Pankow und Pankow-Heinersdorf. Hier soll das Projekt Pankower Tor umgesetzt werden. Doch zuvor ist der Umgang mit den Kreuzkröten zu klären. Der Streit zieht sich seit Jahren hin. | Foto: Bernd Wähner
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  • Die Fläche zwischen den Bahnhöfen Pankow und Pankow-Heinersdorf. Hier soll das Projekt Pankower Tor umgesetzt werden. Doch zuvor ist der Umgang mit den Kreuzkröten zu klären. Der Streit zieht sich seit Jahren hin.
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Nachdem klar ist, dass die Kreuzkröten auf der Fläche des Bauvorhabens Pankower Tor verbleiben sollen, gibt es nun Kritik an der geplanten Umsiedlung der streng geschützten Tiere innerhalb ihres Einzugsgebietes.

Die Kreuzkröten sollen nämlich in einen Bereich umgesiedelt werden, in dem sich derzeit Kleingärten befinden. Das kritisieren nun der Nabu Naturschutzbund, der Landesverband Berlin der Gartenfreunde und der unmittelbar betroffene Bezirksverband der Kleingärtner Berlin-Weißensee in einer gemeinsamen Stellungnahme.

Bei Umsetzung der jetzt vorliegenden Planungen würde die derzeit von der Kreuzkröten-Population besiedelte Fläche westlich der Prenzlauer Promenade bebaut werden. Als Konsequenz muss deshalb unmittelbar angrenzend ein mindestens fünf Hektar großer neuer Lebensraum für die Kreuzkröten und weitere geschützte Arten geschaffen werden. Dafür wäre dann auch eine Fläche nötig, die jetzt von Kleingärtnern genutzt wird, heißt es in der gemeinsamen Erklärung.

Der Nabu Berlin fordert schon seit langem, den derzeit besiedelten Kernlebensraum der Kreuzkröte von etwa acht bis zehn Hektar Größe naturschutzrechtlich zu sichern und die Bebauung entsprechend umzuplanen. „Das wäre wesentlich einfacher, rechtssicher und würde die Kreuzkröten vor Ort erhalten“, sagt Rainer Altenkamp, Vorsitzender des Nabu Berlin. „Die teure und mit unsicheren Erfolgsaussichten verbundene Verlagerung der Kreuzkrötenpopulation könnte dann wegfallen und die Kleingärten erhalten bleiben.“

Gert Schoppa, Präsident des Landesverband Berlin der Gartenfreunde, fügt hinzu: „Das würde dem Investor und dem Land Berlin auch die maximale Planungssicherheit geben und den so notwendigen Wohnungsbau beschleunigen.“ Holger Thymian, Vorsitzender des Kleingartenverbandes Berlin-Weißensee, ergänzt: „Es sollte im öffentlichen Interesse liegen, die Kleingartenflächen am jetzigen Standort auch für zukünftige Generationen zu erhalten.“

Weiterhin müssten die für die Herrichtung der Kleingartenfläche für die Kreuzkröten notwendigen Eingriffe in die Natur ebenfalls artenschutzrechtlich kompensiert werden, so der Nabu und die Kleingartenvereine. „Diese Lösung führt zu einer Kaskade von Ausgleich und Umzug geschützter Arten“, kritisiert Altenkamp. „Die Politik kann nicht grundsätzlich Maximalforderungen von Denkmalschutz, Stadtentwicklung und Bauwilligen auf Kosten des Arten- und Naturschutzes oder anderer schützenswerter Grünflächen durchsetzen wollen. Das funktioniert weder rechtlich noch fachlich und führt nur zu unnötigen Konflikten und Zeitverlust, wie das Beispiel ‚Pankower Tor‘ exemplarisch zeigt“, stellt Altenkamp fest.

Nähere Informationen zum aktuellen Entwicklungsstand am Pankower Tor auf pankower-tor.de.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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