Mit Lebensrettern auf Streifzug
Lichtenberg. Sie retten seit 25 Jahren Leben, geben technische Hilfe, sichern Regatten: Der Lichtenberger Bezirk der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) feiert Jubiläum und sucht engagierte Jugendliche. Für die Berliner Woche waren es gleich viele Gründe, den Rettern auf dem Langen See, dem Zufluss zur Dahme, über die Schultern zu schauen.
"Rettungsschwimmer zu sein, das ist schon etwas Besonderes. Jeder von uns macht das mit viel Herz und Einsatz", sagt Daniel Ernst. Mit 17 Jahren begann er seine Ausbildung zum Rettungsschwimmer. "Damals kannte ich die DLRG eigentlich nur vom Badestrand. Es war ausgerechnet die amerikanische Fernsehserie "Baywatch" die mir den Anstoß gab, Rettungsschwimmer zu werden", lacht der heute 35-jährige Familienvater. Er ist Mitglied im Lichtenberger Bezirk der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, der insgesamt über 300 Mitglieder zählt. "Bei der DLRG gibt es einen besonderen Teamgeist", weiß Ernst. Diesen Teamgeist versucht er als Vorsitzender der Jugend den jungen Leuten nahe zu bringen. "Im Team muss man sich aufeinander verlassen. Denn unsere Einsätze sind sehr unterschiedlich."
"Die Spanne der Einsätze reicht von der Versorgung einfacher Schnittverletzungen am Strand über den Abschleppdienst für Boote bis hin zur Rettung von Ertrinkenden." Also ist vielfach sportliche Kraft, Köpfchen und Einfühlungsvermögen gefragt. "Wir trainieren nicht nur den Rettungssport. Unsere Rettungsschwimmer wissen auch, wie die Bootstechnik funktioniert. Sie erlernen Seemannschaft und kennen sich mit der Knotenkunde und der Revierkunde aus." Die Erste-Hilfe-Ausbildung ist selbstverständlich. Sie kann durch eine Sanitätsausbildung erweitert werden. Die Ausbildung im Wasserrettungsdienst ermöglicht auch eine Ausbildung zum Bootsführer oder Einsatztaucher.
"Unsere ehrenamtlichen Helfer sind gut vorbereitet. Trotzdem steigt mit jedem Einsatz auch bei erfahrenen Rettungsschwimmern der Adrenalinspiegel", sagt Ernst. Die Lichtenberger Helfer besetzen in der Saison zwischen April und Oktober zwei Wasserrettungsstationen an der Dahme und kontrollieren das "Langer See" genannte Gewässer mit seiner Länge von etwa elf Kilometern. In diesem Jahr bewältigten sie rund 200 Einsätze.
Ein dramatischer Vorfall ereignete sich gleich am Anfang der Saison im Mai diesen Jahres, als am "Langen See" ein siebenjähriger Junge bei einem Bootsbrand ums Leben kam. Diese Tragödie hinterließ Spuren bei den Helfern. "Dann ist die Nachbereitung des Einsatzes besonders wichtig. In diesem besonderen Fall kümmerte sich sogar ein Notfallseelsorger um unser Team", berichtet Ernst. Denn so schnell auch die Helfer vor Ort sind, gerade bei im Wasser vermissten Personen seien die Überlebenschancen in der Regel gering. "Es gibt viele Nichtschwimmer, und mehr Partyflöße als noch vor wenigen Jahren", bilanziert der Helfer. Schon mancher Sprung ins Wasser hat unter dem Einfluss von Alkohol tödliche Folgen.
Insgesamt gab es bis Ende August in Berlin neun Todesfälle, bei denen Menschen beim Baden ums Leben kamen, weiß der Bundesverband der DLRG. Die Wasserrettung funktioniere in Berlin flächendeckend. Noch im Vorjahr habe es Lücken gegeben, in diesem Jahr habe Berlin aber "fast Vorbildcharakter" für andere Landesverbände, so der Sprecher des Bundesverbandes. Bundesweit stieg die Zahl der Badetoten auf 374 – das sind 56 mehr als im Vorjahr. "Auch bei uns hat sich die Zahl der Einsätze erhöht. Meist handelt es sich allerdings um technische Hilfe", sagt Daniel Ernst.
In diesem Jahr feiert der DLRG-Bezirk Lichtenberg sein 25. Jubiläum. Und bildet ab Oktober in einem Rettungsschwimmlehrgang Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren aus. Neben dem Rettungsschwimmabzeichen in Silber werden sie ein Schnorcheltauchabzeichen und eine Erste-Hilfe-Ausbildung absolvieren. Das Training findet in der Schwimm- und Sprunghalle Europasportpark am Velodrom in der Paul-Heyse-Straße 26 statt. KW
Autor:Karolina Wrobel aus Lichtenberg |
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