"Jeder darf hier so sein, wie er ist"
Moabiter Pfadfinder leisten pädagogische Arbeit in der Natur, in Zeltlagern und Stadtparks

Für sie gilt das Pfadfinderehrenwort: Benedikt Paar (rechts), Julia und Simon Kaldewei. | Foto: Michael Vogt
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Neun Jahrzehnte ehrenamtliche Arbeit als Pfadfinder, das ist wirklich ein Grund zum Feiern. In diesem Sommer begeht der Stamm St. Paulus-Moabit der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) seinen 90. Geburtstag.

„Mir sind die Pfadfinder schon von der Familie in die Wiege gelegt worden“, sagt Benedikt Paar, Vorstandsmitglied des Stamm St. Paulus und aktiver Pfadfinderleiter. Schon mit sieben Jahren wurde er wie viele zuvor aus seiner Familie zunächst zum Wölfling, wie die Einstiegsstufe in die Organisation genannt wird. Es folgen nach Altersklassen eingeteilt die Jungpfadfinder, Pfadfinder und die Rover als höchste Stufe, nach der man schließlich auch Leitungsfunktionen übernehmen kann.

Stamm, Kluft, Wölfling, Rover, der Gruß „Gut Pfad“ – das Organisationsprinzip und die Bezeichnungen der Pfadfinder sind für Außenstehende auf den ersten Blick nicht ganz einfach zu durchschauen. Doch einige der teils etwas martialisch klingenden Begriffe stammen noch aus den Anfangszeiten der Bewegung, die von Lord Robert Baden Powell im Jahr 1907 in Großbritannien gegründet wurde.

Mit 22 Jungen aus allen sozialen Schichten hielt er auf Brownsea Island das erste Zeltlager ab und probierte sein Konzept einer Pädagogik des Erlebens und der Verantwortung für den Einzelnen und die Gruppe aus. In Deutschland wurde diese Scout- zur Pfadfinderbewegung, verband sich teils mit der hier bereits existierenden Wandervogelbewegung und manifestierte sich in kirchlichen aber auch konfessionslosen Organisationen. Die wurden im Dritten Reich und später auch in der DDR verboten, konnten sich aber in Westdeutschland weiterentwickeln und bildeten komplexe Organisationsstrukturen aus. Der rund 60 Mitglieder zählende katholische Stamm St. Paulus ist zum Beispiel einer von zehn in Berlin, die wiederum der bundesweiten Dachorganisation DPSG angehören, wiederum einer von fünf nationalen Pfadfinderverbänden.

Die Einbindung der Moabiter Pfadfinder in die katholische Diözese bedeutet aber bezüglich religiöser Einstellung der Mitglieder keine Einschränkung. „Bei uns sind auch Nicht-Katholiken und Konfessions-lose willkommen und wir erklären jedem, der interessiert ist, was es bedeutet, Pfadfinder zu sein“, erklärt Benedikt Paar. Sein Mitstreiter, Simon Kaldewei, ergänzt: „Natürlich gibt es schon zuweilen lustige Vorstellungen, zum Beispiel dass Pfadfinder Bäume umarmen und Kekse verkaufen. Tatsächlich gibt es viel pädagogische Arbeit in der Natur, in Zeltlagern, aber auch in Berliner Stadtparks. In erster Linie kann man aber bei uns so sein, wie man ist, Dinge ausprobieren und kritisch hinterfragen. Leitlinien sind Teilhabe, Mitbestimmung und Verantwortung zu übernehmen.“ Die Kinder im einstigen Arbeiterbezirk Moabit nähmen dieses Konzept und die Angebote der Pfadfinder gerne an.

An Nachwuchs bestehe schon wegen der engen Anbindung an die benachbarte Paulus-Grundschule kein Mangel. In den höheren Altersklassen ab 16 Jahre dünne sich die Zahl der Mitglieder automatisch aus, bedingt durch Pubertät, Verschiebung der Interessen, Studium und Ortswechsel. Benedikt Paar: „Deshalb suchen wir immer Interessierte höheren Alters, die Leitungsfunktionen übernehmen wollen.“

Wer aber die Pfadfinder verlasse, bleibe ihnen mit dem Herzen verbunden. Ein Förderverein von aktiven Ehemaligen unterstützt den Stamm St. Paulus finanziell, durch Schulungen und vieles mehr – getreu dem Motto: Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder!

Kontakt: DPSG-Stamm St. Paulus, Oldenburger Straße 47, 10551 Berlin, Tel. 398 98 70. Mehr Informationen gibt es auf http://dpsg-st-paulus.de

Autor:

Michael Vogt aus Prenzlauer Berg

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