Susanne Lang vom Centrum für Corporate Citizenship im Gespräch

Susanne Lang ist Politikwissenschaftlerin und Doktorin der Philosophie. | Foto: Baron
  • Susanne Lang ist Politikwissenschaftlerin und Doktorin der Philosophie.
  • Foto: Baron
  • hochgeladen von Anett Baron

Prenzlauer Berg. Susanne Lang (51) leitet das Centrum für Corporate Citizenship Deutschland in der Kollwitzstraße 73. Das CCCD versteht sich als Denk- und Kompetenzzentrum für Unternehmensengagement. Mit ihr sprach unsere Reporterin Anett Baron.

Frau Lang, was ist Corporate Citizenship?

Susanne Lang: Corporate Citizienship ist gesellschaftliches Engagement von Unternehmen. Noch vor 20 Jahren gab es wenig direkten Kontakt zwischen Unternehmen und der Zivilgesellschaft. Heute sind Unternehmen problembewusster. Sie haben gemerkt, dass sie aktiv werden müssen. Auch formulieren die Bürgerinnen und Bürger klare Ansprüche an Unternehmen. Lärm- und Umweltbelastungen werden nicht mehr hingenommen.

Wurde deshalb das CCCD gegründet?

Susanne Lang: Um die Jahrtausendwende bekam die Diskussion um die Bürgergesellschaft eine neue Qualität. Unternehmensengagement wurde auch Thema. In Deutschland steckte der Bereich noch in den Kinderschuhen. Glücklicherweise wollte unser amerikanischer Gründungspartner aus Boston ein globales Netzwerk aufbauen. Seitdem arbeiten wir gemeinsam mit den Unternehmen daran, wie sie ein Teil der Bürgergesellschaft werden. Die Unternehmen sollen ihren Platz finden und ihre Stärken einbringen können.

Wie kann man sich das vorstellen?

Susanne Lang: Bei der Zusammenarbeit von Unternehmen mit einer gemeinnützigen Organisation zeigt sich oft, dass die gegenseitigen Erwartungen und das Tempo in Entscheidungsprozessen unterschiedlich sind. Das CCCD hat dann eine Übersetzerfunktion. Weiterhin bieten wir Vernetzungen an. Daraus ist unser Unternehmensnetzwerk WIE entstanden - das steht für "Wirtschaft, Initiative, Engagement". 15 Großunternehmen wollen bürgerschaftliches Engagement fördern. Wir helfen auch Unternehmen relevante Themen zu finden, ob sie sich lieber für Bildung oder eher für Sportförderung engagieren sollten.

Was sind das für Unternehmen, die sich engagieren?

Susanne Lang: Eigentlich aus allen Branchen, in allen Größen. Das Engagement der großen, multinationalen Firmen ist am besten wissenschaftlich aufgearbeitet. Kleinere sind häufig mit großem Einsatz in ihren Kiezen unterwegs. Auch übersehen wir schnell das Engagement anderer Formen wie zum Beispiel kommunaler Unternehmen und Genossenschaften. Insgesamt wissen wir viel zu wenig über das breit gefächerte Engagement.

Welche Formen von Engagement entwickeln sich aus dieser Zusammenarbeit?

Susanne Lang: Eine Form sind Kooperationen zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen. Als Beispiel möchte ich gerne die dreijährige Zusammenarbeit von Nokia mit der Organisation "Schüler Helfen Leben" nennen. Auch liegt uns besonders die Einbindung der Belegschaft in das Unternehmensengagement am Herzen.

Das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen benennen Sie als Grundpfeiler eines neuen Gesellschaftsvertrags. Was ist damit gemeint?

Susanne Lang: Der Gesellschaftsvertrag beschreibt die Aufgabenteilung zwischen Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Diese muss im Sinne der Bürger geschehen. Allein durch die Globalisierung gab es tiefgreifende Strukturveränderungen. Die Aufgabenverteilung muss neu ausgehandelt werden, jeder soll dabei seine Stärken einbringen. Ich wünsche mir sehr, dass in diesem Prozess alle Akteure auf Augenhöhe miteinander arbeiten.

Ihr Schwerpunkt liegt in Deutschland. Gibt es eine spezifische deutsche Engagementkultur?

Susanne Lang: Spezifisch deutsch wäre übertrieben, aber es gibt deutliche Unterschiede zwischen Deutschland und Europa einerseits und der angelsächsischen Welt. Wir haben einen starken Sozialstaat, unsere Bürger haben eine große Anzahl von sozialen Rechten. Das sieht im angelsächsischen Raum anders aus. Bei uns fügt sich das Engagement von Unternehmen in eine sozialstaatliche Struktur ein.

Was muss auf politischer Ebene getan werden, damit sich noch mehr Unternehmen engagieren?

Susanne Lang: Die Politik sollte offener für Kooperationen werden. Häufig legen Bund und Länder Förderprogramme auf und nach zweieinhalb Jahren bemerken sie, dass man nicht länger als drei Jahre fördern kann. Dann werden Unternehmen als finanzielle Lückenfüller gefragt. Das schreckt ab. Projekte sollten gemeinsam mit Unternehmen entwickelt werden.

Weitere Infos gibt es unter www.cccdeutschland.org.
Anett Baron / AB
Autor:

Anett Baron aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 747× gelesen
WirtschaftAnzeige
JRB DER HEIMWERKER hat alles, was Ihr Weihnachtsfest schöner macht. | Foto: JRB DER HEIMWERKER

JRB DER HEIMWERKER
Alles für Advent und Weihnachten

JRB DER HEIMWERKER hat ein stimmungsvolles und umfangreiches Angebot im Weihnachtsmarkt für Sie, liebe Kunden, zusammengestellt. Im EG. und 1. OG, das Sie bequem mit Rolltreppe oder Aufzug erreichen können, erwartet Sie eine große Auswahl an Weihnachtsdekoration. Christbaumkugeln und Spitzen in vielen Farben und Formen sowie viele Deko-Artikel, Figuren sind in großer Auswahl vorhanden. Das wichtigste ist ein guter Weihnachtsbaumständer und natürlich die Beleuchtung. Wir führen Lichterketten,...

  • Köpenick
  • 27.11.24
  • 777× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 468× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 42.500 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade und Mariendorf. Damit können weitere rund 42.500 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt zwei Millionen Anschlüsse in Berlin zu ermöglichen. Schnell sein...

  • Frohnau
  • 11.12.24
  • 917× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 1.846× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.