Hundsgescheit mit Milly und Co.
Schöneberg. In den USA sind Tiere als Therapeuten schon lange im Einsatz. In Berlin inzwischen auch. Es gibt Therapie-Hunde in der Psychiatrie der Vivantes-Kliniken. Sie werden aber auch in der Lernförderung von Kindern eingesetzt. Ein erfolgreiches Projekt gibt es an der Friedenauer Gemeinschaftsschule.
In einem kleinen Raum im Erdgeschoss an der Rubensstraße wartet Milly auf ihren Einsatz. Ihre Arbeitsbekleidung trägt sie bereits: ein blaues Stoffgeschirr mit der Aufschrift „Therapiebegleithund“. Später wird die sechs Jahre alte Jack-Russell-Mix-Hündin mit Frauchen Heidi Sonntag in der Bibliothek der Gemeinschaftsschule Kinder der zweiten bis fünften Klassen zum Lesen, zu Rechtschreib- und Grammatikübungen animieren, einzeln oder in Gruppen.
Das gelingt ihr mit ihrem treuherzigen Blick aus braunen Augen und der spaßigen Statur spielend. Sie legt sich entspannt zu den kleinen Vorlesern auf die Couch, während diese in einem selbstgewählten Buch laut lesen. Danach dürfen die Kinder mit Milly spielen und ihr Leckerchen zuwerfen.
Zurück im Zimmer bleibt Gipsy. Die 15 Monate alte bulgarische Promenadenmischung aus einer Pflegestation im Fläming ist noch nicht soweit, um als Therapiehund zu arbeiten. Wie Milly vor zwei Jahren muss Gipsy erst auf ihr Wesen getestet werden und eine Ausbildung in der „Dog Coach“-Hundeschule von Sara Santini am Südwestkorso absolvieren. Sara Santini ist die Erfinderin des „Lesehunde-Projekts“.
Wie mit dem Auto muss Heidi Sonntag auch mit Milly alle zwei Jahre zum „TÜV“. Fähigkeiten und charakterliche Eignung des Hundes werden erneut überprüft. Selbstverständlich sind alle Therapiebegleithunde geimpft und entwurmt. Das Lesehund-Projekt mit rund 20 Kindern aus einkommensschwachen Familien an der Friedenauer Gemeinschaftsschule „bringt was“, wie Hortleiterin Juliane Winkler sagt. So ist ein Team aus sechs Personen mit neun Hunden entstanden.
„Wenn Lesehund-Tag ist, kommen die Kinder gern in die Schule“, sagen die Therapiebegleithundführer, wie sie offiziell heißen. Alle sind entsprechend ausgebildet.
„Die Hunde sind Seelenöffner“, sagt Heidi Sonntag und macht das am Beispiel eines verhaltensauffälligen Jungen an der benachbarten Prignitzschule für Lernbehinderte fest, wo Milly und andere Hunde aus dem Team ebenfalls im Einsatz sind. Sei der Junge in der Regel „aufgedreht“, so gehe er mit der Hündin sehr rücksichtsvoll um.
Lesehundprojekt-Gründerin Sara Santini und Heidi Sonntag arbeiten derzeit an einem Konzept für die Leseförderung mit Hund. „Damit es andere auch umsetzen können“, sagt Heidi Sonntag. Nach den Ferien soll es weitere Projekte geben. Zunächst aber plant das Therapiehund-Team während der Sommerferien Aktionen für alle Kinder mit Berlin-Pass aus der Hortbetreuung. KEN
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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