Senatsbaudirektorin hält nichts von öffentlichen Toiletten im Supermarkt
Einen entsprechenden Beschluss hatte die Tempelhof-Schöneberger Bezirksverordnetenversammlung einstimmig am 11. Dezember des vergangenen Jahres gefasst. Auf Landesebene überzeugt diese Idee bislang nicht.
Dem Bezirksamt war von der BVV der Auftrag erteilt worden, sich bei den zuständigen Stellen des Landes für eine Änderung der Berliner Bauordnung einzusetzen. Künftig sollten in neu errichteten Lebensmittelgeschäften ab 500 Quadratmetern Verkaufsfläche öffentlich zugängliche, kostenlose und barrierefreie Toiletten vorgeschrieben sein.
Zusätzlich, so die Forderung der Verordneten, soll es auch Sitzgelegenheiten für Senioren geben.
Regula Lüscher hält von der Sache nichts. Die Forderungen seien "überzogen", schrieb sie in einem Brief an den Bezirk. "Kleinteiliger Einzelhandel sollte mit solchen Ausstattungen nicht belastet werden", meint die Senatsbaudirektorin. Auch bei größeren Geschäften sei es nicht Praxis, öffentlich zugängliche Toiletten vorzuschreiben. "Dies geschieht nur im Einzelfall", so Lüscher weiter. Die Kunden würden sich ja nicht so lange in einem Geschäft aufhalten. Regula Lüscher verweist darauf, dass die großen Kaufhäuser und Shopping-Malls, ohnehin schon aus Wettbewerbsgründen "ein angemessenes Toilettenangebot für alle Kunden - nicht nur für ältere Menschen - bereitstellten".
Der Bezirk habe keine eigenen Kompetenzen, sagen Bürgermeisterin Angelika Schöttler und Stadträtin Sibyll Klotz dazu. Die weitere Entwicklung der Bauordnung für Berlin und der erlassenen Vorschriften bleibe abzuwarten.
Der Trend in der Stadt geht ohnehin in eine andere Richtung. Das Geschäft mit dem Geschäft blüht. Gegen eine "Nutzungsgebühr" bieten Kaufhäuser, Einkaufszentren, Bahnhöfe und Restaurants ihren Kunden hochglanzpolierte WCs an.
Der Stadtmöblierer Wall-Decaux betreibt auf eigene Kosten die sogenannten City-Toiletten. Ein Vertrag mit dem Land Berlin erlaubt ihm, dafür in der Stadt plakatieren zu dürfen.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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