Appartementhaus am Barbarossaplatz wird abgerissen
Vergangenen Woche wurde auf der Rasenfläche vor dem Altbau das Bauschild aufgestellt. Wenn es abends dunkel wird, brennt in den Fenstern dahinter nur noch an wenigen Stellen Licht. Drei Mieter bewohnen noch das Haus, das 1964 im Rahmen des Westberliner Aufbauprogramms errichtet wurde. In wenigen Wochen wird hier gar kein Licht mehr brennen. "Wir haben mit den Mietern eine Einigung erzielt, sie ziehen demnächst aus", erklärt Gabriele Steges von Hochtief Solutions. Worin diese genau besteht, will sie nicht sagen. Die Mieter sprechen von einer "Umzugshilfe, die nicht der Rede wert ist". Das Unternehmen wird Ende des Jahres die bauvorbereitenden Maßnahmen beginnen. Also zunächst das Baufeld freimachen. Wann genau der Abriss erfolgt, konnte Steges noch nicht sagen. In dieser Woche läuft dennoch bereits die Vermarktung der geplanten 79 Nobelappartements an, Baubeginn soll voraussichtlich im ersten Halbjahr 2013 sein. Die jetzigen Mieter werden sich dann bereits in ihren neuen Wohnungen eingerichtet haben. Einer zieht nach Neukölln, einer nach Steglitz. Fred Skroblin, Mieter und Anwalt, bleibt im Kiez. Er war es, der seinen Nachbarn vor einiger Zeit sagen musste, dass der Kampf offenbar verloren ist. "Irgendwann musste ich zu meiner anwaltlichen und menschlichen Verantwortung stehen", sagt er. Zwar haben die Mieter in erster Instanz gegen die Räumungsklagen des Investors erfolgreich geklagt. Ob das Landgericht in zweiter Instanz allerdings genauso entschieden hätte, sei "völlig unsicher" gewesen. Am Ende hätten auf die Mieter unter Umständen erhebliche Schadensersatzforderungen zukommen können. Zu dritt sei dieser Kampf einfach nicht mehr machbar gewesen.
Skroblin zieht dabei auch die Bezirkspolitik in die Verantwortung. Im Sommer 2011 hatten die Fraktionen von SPD und CDU in der BVV dem neuen Bebauungsplan zugestimmt. "Damit war klar, dass der Zug ein Stück weit abgefahren ist", so der Anwalt. Beim Kampf gegen die Räumung sei es ihnen auch um ein gesellschaftliches Anliegen gegangen.
Von der Politik fühlten sich die Mieter im Stich gelassen. "Man kann nicht von drei Leuten erwarten, dass sie allein gegen solche gesellschaftlichen Fehlentwicklungen angehen", so Skroblin. Sie hätten jetzt klein beigeben müssen, um nicht "verheizt" zu werden.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
Kommentare