Aus der Einem- wurde die Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße
Er hatte als einer der ersten Männer überhaupt die Diskriminierung Homosexueller öffentlich verurteilt. Vor 150 Jahren hat der Jurist zudem seine vierbändige Untersuchung "Forschungen über das Räthsel der mannmännlichen Liebe" herausgegeben. Vielleicht sind deren Ergebnisse heute nicht mehr auf dem neuesten Stand.
"Aber Ulrichs Forderungen sind so aktuell wie vor 150 Jahren", betonte der Politologen und Künstler Gerhard Hoffmann bei der Benennung der ehemaligen Einemstraße Mitte Dezember. Gemeinsam mit dem Notar Dirk Siegfried hatte er sich seit vier Jahren dafür stark gemacht, dass die Straße umbenannt werden kann. Schnell wurden die beiden auch von Politikern der betroffenen Bezirke Tempelhof-Schöneberg und Mitte - vor allem aus den Fraktionen der SPD und der Grünen - unterstützt.
Mit dem Namen soll nicht nur Ulrichs geehrt werden. Karl von Einem, nach dem die Straße 1934 unter den Nationalsozialisten benannt wurde, sollte weg. Seine Rolle als "Wegbereiter des Nationalsozialismus" ist inzwischen unbestritten: Der ehemalige preußische Kriegsminister hatte unter anderem die Vernichtung homosexueller Männer gefordert. "Das zeigt ganz eindeutig, dass von Einem nicht in unsere Zeit und schon gar nicht das Berliner Straßenbild passt", so Baustadtrat Daniel Krüger (CDU). Für Bürgermeisterin Angelika Schöttler (SPD) ist der neue Name "ein bleibendes Zeichen dafür, dass sich etwas verändert hat". Schöttler hat auch die Schirmherrschaft für das von Gerhard Hoffmann ausgerufene Karl-Heinrich-Ulrichs-Jahr 2014 übernommen. Denn vor genau 150 Jahren hat Ulrichs seine Forschungen veröffentlicht. Hierzu soll es über das Jahr verteilt Veranstaltungen geben, beispielsweise eine Ausstellung ab Ende Januar im Rathaus Schöneberg.
Auch der Straßenabschnitt bis zum Lützowplatz in Tiergarten soll schnellstmöglich umbenannt werden. Bisher ist das nicht möglich, weil Anwohner Einspruch eingelegt haben.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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