Ausstellung zeigt Biografien von Hundertjährigen
Im Vorwort des Katalogs erzählen die Ausstellungsmacherinnen Marion Schütt und Rita Preuß eine bezeichnende Anekdote: Im Mai dieses Jahres hätten sie sich im Café einer Friedenauer Seniorenresidenz mit vier Hundertjährigen unterhalten. Als neugierige Mitbewohner sich dazusetzen wollten, wurden sie von den alten Damen abgewiesen: "Das ist nichts für Euch. Ihr seid noch zu jung! Ihr seid doch erst 80!" Durchsetzungskraft, Willensstärke und immer eine Prise - freiwilligen oder unfreiwilligen - Humor. Diese Mischung ist es oft, die alte Menschen nach außen hin auszeichnet und so einzigartig macht. Sie sind eben nicht die, die sich aus dem aktiven Leben zurückziehen und die Jungen einfach machen lassen. Ein weiteres Beispiel: Die Eröffnung der Ausstellung im Goldenen Saal des Rathauses selbst: Nachdem Bezirkspolitiker und Ausstellungsmacherinnen ihre Grußworte gesprochen und den "offiziellen Teil" damit beendet hatten, stand einer der Hundertjährigen aus der ersten Reihe spontan auf und ging ans Rednerpult. Denn auch er wollte sich bedanken für die tolle Ausstellung, das Interesse, die Gastfreundschaft im Rathaus. Und wollte vor allem selber sprechen und nicht nur zuhören.
Bis zum 15. Dezember sind im Foyer des Rathauses nun zehn Lebensläufe von Menschen zu sehen, die zusammen 1006 Jahre alt sind. Die Idee hierfür kam von Gesundheits- und Sozialstadträtin Sibyll Klotz (B90/Grüne). Die Geschichte und die Geschichten der Hundertjährigen werden im Wesentlichen durch Interviews und Fotos nachgezeichnet. Zudem werden in Vitrinen Ausstellungsstücke gezeigt und die Interviews können per Kopfhörer angehört werden. Besonders die Fotos mit ihrem "Ausdruck von Gelassenheit, Zufriedenheit und Lebensfreude", seien, so Stadträtin Klotz, "immer wieder ergreifend". Nachdem es vor zwei Jahren schon mal eine ähnliche Ausstellung gegeben habe, habe sie und einige ihrer Mitarbeiter das Thema "einfach nicht mehr losgelassen". Tatsächlich ist die Entwicklung der vergangenen Jahre erstaunlich: Immer mehr Menschen werden 100 Jahre alt und bleiben dabei weitgehend gesund und selbstständig. 52 Prozent unter ihnen haben keine oder nur geringfügige geistige Einschränkungen, 59 Prozent leben demnach auch noch in Privathaushalten.
Die speziellen Voraussetzungen und Bedingungen der Hochaltrigkeit werden am Montag, 11. November, im Rathaus von Fachleuten, Verbünden, Politikern und Hochaltrigen selbst diskutiert. Die öffentliche Veranstaltung beginnt im 15 Uhr im Goldenen Saal des Rathauses.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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