Bezirke noch immer uneins über Straßenumbenennung
Die Straße, benannt nach dem ehemaligen Kriegsminister Karl von Einem (1853-1934), verläuft vom Nollendorf- bis zum Lützowplatz über die Bezirksgrenze nach Mitte. Während die hiesigen Verordneten nach zweijähriger Debatte über die politische Rolle Einems und den daraus zu ziehenden Schlüssen im Februar 2012 ihren Beschluss gefasst hatten, ging die Diskussion in Mitte erst richtig los. Zwei fachliche Gutachten hatten die Rolle Karl von Einems als "Wegbereiter des Nationalsozialismus" beschrieben. Der Offizier und Politiker hatte gegen die Sozialdemokratie gekämpft und die Vernichtung homosexueller Menschen gefordert. Mit der beschlossenen Umbenennung - Karl-Heinrich-Ulrichs (1825-1895) gilt als Vorkämpfer der Homosexuellenbewegung - will das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg eigentlich auf den Entscheid aus Mitte warten. Eine Befragung der dortigen Anwohner hat nun aber für Verunsicherung gesorgt: Von 100 hatten sich 19 zurückgemeldet. Nur zwei sprachen sich für die Umbenennung aus. Was daraus für die Entscheidungsfindung in Mitte folgt, ist noch unklar.
Politische Entscheidung
Die Tempelhof-Schöneberger Verordneten wollen unabhängig davon an ihrem einstimmigen Beschluss festhalten. "Die Befragung ist zwar durchaus etwas, was man berücksichtigen muss", sagt Kulturausschussvorsitzende Melanie Kühnemann (SPD). Dennoch gehe es hier am Ende um eine politische Entscheidung. "Wenn man feststellt, welche Rolle von Einem historisch hatte, muss man hinterher auch handeln", ist sie überzeugt. Auch Marius Feldkamp von der Fraktion der Grünen ist für den neuen Namen. "Wir werden unsere Meinung dazu nicht ändern", sagt er.
Noch im März, so Kühnemann, werde sich die BVV über das weitere Vorgehen verständigen. Ziel sei weiter, den Namen beim diesjährigen schwullesbischen Stadtfest zu ändern. Notfalls auch ohne Mitte.
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
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