Rettung für Kastanien am Bayerischen Platz
Gemeinsam mit dem Grünflächenamt haben Karin und Joachim Brennecke Mitte Juli zwei Meisenkästen aufgehängt. Die Vögel sollen, so die Hoffnung, möglichst viele Larven und Puppen an den Bäumen fressen. "Wir haben in unserem Hinterhof eine hundertjährige Kastanie", erzählt das Ehepaar aus der Innsbrucker Straße. "Im Winter haben wir beobachtet, wie die Meisen etwas aus der Rinde picken." Erst später hätten sie erklärt bekommen, dass die Vögel die Larven und Puppen der Motte fressen - und damit dem Baum helfen. Drei Generationen von Meisen haben sie seither im eigens aufgehängten Vogelhäuschen gesehen und der Baum erhole sich sichtlich. Von der Entdeckung sollen jetzt auch Bäume im öffentlichen Straßenland profitieren. An zwei weißblühenden Kastanien im Durchgang zwischen dem Bayerischen Platz und dem Spielplatz an der Rosenheimer Straße hängen seit einigen Tagen weitere Meisenkästen. "Wir kommen hier oft mit unseren Enkelkindern zum Spielen vorbei", erklärt Karin Brennecke. Weil sie so seit Jahren das Leiden der Bäume sehen, hatten sie sich für die beiden Exemplare entschieden. Sie hoffen jetzt, dass die Blätter zumindest im kommenden Jahr länger grün bleiben. Denn derzeit haben sich die meisten schon wieder gelb verfärbt und trocknen aus. Alternative Aufhängeorte hätte es freilich in großer Zahl gegeben: Auch die Bäume in der Innsbrucker Straße, in der die Brenneckes seit 43 Jahren leben, sind von der Motte gezeichnet.
Die Miniermotte hat sich seit Anfang der 1990er-Jahre von Österreich ausgehend über ganz Mitteleuropa verbreitet. Die Eier werden auf der Oberseite der Kastanienblätter abgelegt, die Larven schlüpfen im April und entziehen dem Blatt wichtige Nährstoffe. Ihre Puppen überwintern dann im abgefallenen Laub. Deshalb ist es besonders wichtig, herabgefallene Blätter im Herbst aufzulesen und zu entsorgen. "Wir selbst sind bei uns im Hinterhof akribisch hinterher", sagt Karin Brennecke. Nun hofft sie freilich auch auf Nachahmer ihrer Meisen-Idee. Ihr wichtiger Tipp dabei: "Das Häuschen muss immer nach Süden ausgerichtet sein, sonst gehen die da nicht rein."
Autor:Ralf Liptau aus Tiergarten |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.