Historischer Raddampfer "Kaiser Wilhelm" besucht das erste Mal Berlin

Der "Kaiser Wilhelm" legt am Lindenufer an. Er ist 57 Meter lang und hat Platz für 270 Passagiere. | Foto: Ulrike Kiefert
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Spandau. Der Elbe-Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ ist einer der letzten mit Kohle befeuerten Schaufelraddampfer weltweit. Jetzt hat er für drei Tage in Spandau angelegt.

Weißer Rauch dampft in der Ferne. Dann endlich sieht man auch das Schiff. Bedächtig steuert Kapitän Markus Reich den „Kaiser Wilhelm“ ans Kai. Kurz nach vier Uhr nachmittags stehen die Schaufelräder still. Der Raddampfer hat mit einer halben Stunde Verspätung am Lindenufer angelegt. 120 Passagiere strömen fröhlich von Deck. Der Kombüsenschornstein pfeift ihnen einen Abschiedsgruß hinterher.

Zum ersten Mal in seiner 117 Jahre alten Geschichte hat das dienstälteste Museumsfahrgastschiff mit Heimathafen Lauenburg die Hauptstadt Berlin angelaufen. Am 24. Juli machte es am Lindenufer unterhalb des Stabholzgraben fest. Von dort startet es bis zum 27. Juli zu täglich zwei Wannsee-Rundfahrten und zwar jeweils um 11 und 15 Uhr. Ein Highlight für Fans historischer Schiffe, denn der „Kaiser Wilhelm“ ist nicht nur einer von fünf letzten Raddampfern weltweit, die noch mit Kohle befeuert werden. Auf dem Oldtimer reist es sich auch (fast) wie vor 117 Jahren. Denn unter Deck läuft vieles anders als auf modernen Schiffen. Dafür sorgt auch die Crew, die komplett ehrenamtlich arbeitet. Wie Heizer Jürgen Schmidt, der pro Stunde etwa 150 Kilo Kohle in den Kessel schaufeln muss, oder Holger Böttcher, den Zahlmeister an Bord. Dazu kommen die Maschinen- und Kessel-Crew, Decksleute und die Kombüsen-Crew für den Restaurantbetrieb und das Kiosk.

Kapitän Markus Reich ist seit vier Jahren auf dem „Kaiser Wilhelm“. Der Reeder aus Lauenburg kennt sich aus in der Binnenschifffahrt und hat selbst hochmoderne Tankschiffe schon gefahren. Was ihn am „Kaiser Wilhelm“ fasziniert, ist die alte Technik im Maschinenraum. „Neu an Bord sind nur das Funkgerät und der Transponder“, erzählt der Kapitän. Das Steuer liegt beim Raddampfer am Heck, was das Navigieren schwierig macht. „Man muss auf die Strömung und den Wind achten.“ Wenn Markus Reich das Schiff umsteuern will, muss er erst den Maschinisten informieren. Dann ruft er oben vom Steuerhaus „Achtung, auf voraus“ oder „Achtung, auf zurück“. Spontane Kurswechsel sind mit dem Raddampfer nicht drin. Den Antrieb wiederum übernehmen zwei Schaufelräder. Sie sind beweglich, mit der Kurbelwelle verbunden und verbergen sich hinter einem weißen Aufbau in der Mitte des Schiffes.

Eigner des „Kaiser Wilhelm“ ist der Verein zur Förderung des Lauenburger Elbschiffahrts-Museums mit Holger Böttcher als Geschäftsführer. Die Bundesregierung unterstützt den Verein und finanzierte den Kauf eines neuen Kessels und die Sanierung des Decks aus ihrem Denkmalschutzprogramm.

Gebaut wird der Raddampfer 1899 und 1900 von der Dresdner Maschinenfabrik und Schiffswerft AG für die spätere Oberweserdampfschifffahrt des Hamelner Wesermühlenbesitzers F. W. Meyer. Am 20. Mai 1900 läuft das Schiff vom Stapel. Nach 70 Jahren auf der Weser wird der „Kaiser Wilhelm“ 1970 außer Dienst gestellt. Im selben Jahr übernimmt der Verein das alte Schiff. Seit 1971 ist es als fahrendes Museumsschiff für historische Elbfahrten im Einsatz. 2014 wird es auf einer Lauenburger Werft gründlich überarbeitet.

Am Donnerstag, 27. Juli, geht der Raddampfer von Spandau aus wieder auf große Fahrt. Die Crew kehrt über die Havel, den Elbe-Havel-Kanal und das Wasserstraßenkreuz Magdeburg nach Lauenburg an der Elbe zurück. Zum Abschied pfeift der „Kaiser Wilhelm“ den Spandauern ganz sicher ein Liedchen. uk

Mehr zu Historie und Verein: gibt es unter www.raddampfer-kaiser-wilhelm.de.
Autor:

Ulrike Kiefert aus Mitte

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