Trauer um Hans Sternberg: Trotz schlechter Erfahrung immer mit Spandau verbunden

Hans Sternberg (Mitte) mit Bürgermeister Helmut Kleebank (2. von links) und Familienmitgliedern bei der Einweihung der Sternbergpromenade am 17. April 2016. | Foto: Christian Schindler
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Spandau. Die Zitadellenstadt trauert um Hans Sternberg, dessen Vater Julius einst das „Kaufhaus Sternberg – das Haus der guten Qualität“ an der Breiten Straße 21 gegründet hatte.

Spandau hat ihn nie losgelassen. Aber immer wieder trieb ihn um, was ihm und seiner Familie auch in der Zitadellenstadt angetan worden war. Als Hans Sternberg am 26. Juni 1925 in Spandau zur Welt kam, war er Kind einer alteingesessenen und hoch angesehenen Familie. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts stand der Name Sternberg für gute Kleidung aus hochwertigen Stoffen. Drei Jahre vor der Geburt von Hans war sein Vater Julius Sternberg Vorsteher der Jüdischen Gemeinde Spandaus geworden, und er sollte es bis 1935 bleiben.

Hans lernte schon als Kind, dass beides zusammengehörte: Unternehmerischer Erfolg durch kluges Handeln, und der Einsatz erfolgreicher Geschäftsleute für das Gemeinwesen. Die Sternbergs unterstützten den Bau der Spandauer Synagoge am Lindenufer, und die Einrichtung eines jüdischen Friedhofs an der Neuen Bergstraße. Mit der „Selig und Rosa Sternberg“-Stiftung wurde ein jüdisches Altersheim gefördert.

Die Spandauer Geschichte war ein Herzensangelegenheit von Julius Sternberg. Von 1927 an zeigte er an der Breiten Straße 21, dem heutigen Sitz der Sparkasse, wo damals mehr als 100 Angestellte für den Verkauf von Qualität sorgten, im Café alte Spandauer Ansichten und die Werke havelländischer Künstler. Er finanzierte auch die reich bebilderte Chronik „Bilder und Betrachtungen aus Spandaus Vergangenheit“.

Das alles wurde immer weniger wert, als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen. Hans Sternberg berichtete auf Veranstaltungen in Spandau, wie er 1935 von einer Spandauer Realschule in eine jüdische Schule in Grunewald wechseln musste. Die Familie verlor schließlich das Geschäft, und wanderte 1938 über London nach Kolumbien aus. Allerdings hatten nicht alle Familienmitglieder dieses Glück: Zwei Tanten von Hans Sternberg starben in Konzentrationslagern in Polen.

1980 erhielt Sternberg das Bundesverdienstkreuz

Die Sehnsucht nach der alten Heimat blieb. 1950 kehrte Julius Sternberg nach Spandau zurück und betrieb für einige Zeit wieder das Haus der guten Qualität. „Leider waren in den 1950er Jahren die rassistischen und antisemitischen Vorbehalte in ihrer alten Heimatstadt noch so gegenwärtig, dass die Familie nach nur wenigen Jahren Spandau enttäuscht verließ“, erinnert sich Karl-Heinz Bannasch, Vorsitzender der Heimatkundlichen Vereinigung Spandau. Hans Sternberg, der Karriere beim Hertie-Konzern machte, hielt aus seiner Wahlheimat Bad Kissingen gleichwohl regelmäßig Kontakt zum Spandauer Heimatverein. Er veröffentlichte die Familienchronik „Die Familie Sternberg – Posen, Spandau, Bogota, Berlin“, deren zweite Auflage 2008 komplett von den Heimatkundlern finanziert wurde. Für seine versöhnliche Art und die Aufarbeitung der jüdischen Geschichte in Spandau erhielt er schon 1980 das Bundesverdienstkreuz. Noch 2016 war es ihm eine große Freude, an der Benennung der Sternbergpromenade, dem vielgenutzten Ufer-Fußweg parallel zum Lindenufer, teilzunehmen.

Hans Sternberg ist am 26. Oktober 2017 in Bad Kissingen verstorben. Seine letzte Ruhe wird er in Berlin-Charlottenburg finden. Das Buch über seine Geschichte ist noch bei der Heimatkundlichen Vereinigung Spandau erhältlich. CS

Es kostet zwölf Euro und kann unter www.geschichte-spandau.de bestellt werden.
Autor:

Christian Schindler aus Reinickendorf

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