Hauptmotiv Rassismus: Opferberatungsstelle zählt neun Angriffe in Spandau
Die Zahl der Angriffe mit rassistischem, antisemitischem oder rechtem Hintergrund ist in Spandau gesunken. Grund zur Entwarnung gibt es trotzdem nicht.
Eine Muslimin wird von einem Mann im U-Bahnhof sexuell belästigt und wegen ihres Kopftuchs beschimpft. Der Inhaber eines Lokals wird von einem Gast beleidigt und mit Gläsern beworfen. Der Gast zeigt den Hitlergruß. Ein junger Mann verteilt Flyer für die CDU. Plötzlich wird er von einem Unbekannten, der Flyer der AfD verteilt, angepöbelt und von hinten gegen den Kopf geschlagen. Geschehen sind diese Taten in Spandau, und es waren 2017 nicht die einzigen tätlichen Angriffe mit rassistischem Motiv.
Neun solcher Taten hat die Berliner Opferberatungsstelle „ReachOut“ im vergangenen Jahr im Bezirk erfasst. Die Zahl ist gesunken, 2016 zählte „ReachOut“ noch 13 Angriffe, 2015 sechs. Wie in Spandau ist in ganz Berlin die Zahl rechtsextremer, rassistischer und antisemitischer Angriffe nach Einschätzung von "ReachOut" zurückgegangen. Demnach wurden im Vorjahr 267 Angriffe und damit 113 weniger als noch 2016 registriert. „Obwohl die Angriffe um fast 30 Prozent gesunken sind, gibt es keine Entwarnung“, sagte Sabine Seyb von „ReachOut“ bei der Präsentation der Zahlen kürzlich in Neukölln. Mindestens 374 Menschen seien verletzt, gejagt und massiv bedroht worden, darunter 87 Frauen und 22 Kinder. Und trotz des Rückgangs bleibe Berlin bundesweit die Hauptstadt der Angriffe, so Seyb.
Die meisten Taten gab es in Neukölln (36). Rassismus ist das häufigste Motiv. Die meisten dokumentierten Angriffe waren gefährliche Körperverletzungen. Rechte Attacken gegen politische Gegner nahmen von 32 auf 40 Fälle zu.
Neben „ReachOut“ dokumentieren die Berliner Register rassistische, antisemitische, extrem rechte, rechtspopulistische sowie diskriminierende Vorfälle (keine Angriffe) gegen homosexuelle, transsexuelle, intersexuelle oder behinderte Menschen. 74 solcher Vorfälle zählte die Spandauer Registerstelle 2017 im Bezirk und damit 24 mehr als 2016. Die meisten Vorfälle waren Bedrohungen, Beleidigungen oder Pöbeleien. Gleich danach kam rechte Propaganda. Der Ortsteil Spandau war in allen Fällen der häufigste Tatort.
Autor:Ulrike Kiefert aus Mitte |
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