Immer weniger Jugendgewalt: Große Unterschiede zwischen Kladow und Spandau Mitte

Je dunkler die Region, desto häufiger sind die Fälle von Jugendgewalt. | Foto: Berliner Monitoring Jugendgewaltdelinquenz 2015
2Bilder
  • Je dunkler die Region, desto häufiger sind die Fälle von Jugendgewalt.
  • Foto: Berliner Monitoring Jugendgewaltdelinquenz 2015
  • hochgeladen von Berit Müller

Spandau. Die gute Nachricht: In Berlin geht die Jugendgewalt zurück. Die schlechte: Besonders viele Übergriffe von Heranwachsenden gibt es in Spandau Mitte. So steht es im aktuellen Monitoring der Landeskommission Berlin gegen Gewalt.

Es ist eben nicht Neukölln, auch Kreuzberg rangiert nicht ganz vorn, wenn es um Gewaltdelikte junger Hauptstädter geht. „Zu den Bezirken mit der höchsten Jugendgewalt zählen Marzahn-Hellersdorf, Mitte und Spandau“, heißt es gleich auf den ersten Seiten des Monitoring-Berichts, den die Landeskommission für das Jahr 2013 erstellt hat. Zum zweiten Mal nach 2012 fügt das Papier polizeiliche und schulische Daten über Gewalttaten von Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen acht und 21 Jahren zusammen. Im Kontext mit der Sozialstruktur der Regionen liefert es Erkenntnisse für die Präventionspolitik des Landes Berlin und der Bezirke.

Besonders bemerkenswert am Bericht: Er widerspricht der weit verbreiteten Annahme, dass sich Jugendgewalt immer dort häuft, wo der Anteil von Familien mit Migrationshintergrund besonders hoch ist. Das Monitoring legt eher nahe, dass Arbeitslosigkeit und Armut gepaart mit der speziellen städtebaulichen Struktur einer Großsiedlung darauf viel mehr Einfluss haben.

Um vergleichen zu können, führt das 130-Seiten-Papier zum Beispiel die sogenannten Rohheitsdelikte auf – gemeint sind Fälle von Körperverletzung, Raub und Bedrohung. Verantwortlich dafür, dass Spandau an dritter Stelle dieser Statistik liegt, ist Spandaus Mitte. Mit dem Kurfürstendamm, Marzahn Nord sowie Hellersdorf Nord und dem Märkischen Viertel gilt das Gebiet als „sehr hoch belastet“. Die Zahlen: In Spandau Mitte gab es vor zwei Jahren 181 Rohheitsdelikte, in der als „gering belastet“ eingestuften Region Kladow/Gatow waren es 14. Das ebenfalls weit überdurchschnittlich betroffene Hellersdorf Nord führt die Liste mit 200 Fällen an. Nur dort ist die Tendenz zudem steigend, während die Zahlen in Spandau und dem Rest der Stadt im Vergleich zu 2012 rückläufig sind. Im Bericht heißt es, dieser erfreuliche Trend setze sich seit zehn Jahren fort. Besonders deutlich sei der Rückgang bei schweren und gefährlichen Körperverletzungen sowie Bedrohungen. Allein im Vergleich zum Vorjahr sank die Zahl der Gewaltdelikte in Berlin insgesamt um 7,5 Prozent.

Bei aller Akribie, mit der das Monitoring Zahlen, Fakten und Kontexte dokumentiert – an einigen Stellen lassen sich Ungenauigkeiten nicht vermeiden. So sollen die Schulen Gewaltvorfälle zwar melden, sie tun das aber in sehr unterschiedlichem Maße, was die Statistik weniger verlässlich macht. Eine weitere Schwachstelle: Die Polizei nennt jeweils nur den Tatort der Delikte, nicht aber, wo die Jugendlichen leben. Diese Angaben könnten für die Liste der besonders betroffenen Regionen durchaus eine Rolle spielen. Beim nächsten Monitoring will die Landeskommission daher erstmals Tat- und Wohnort berücksichtigen. bm

Der komplette Bericht steht auf der Seite der Senatsverwaltung für Inneres und Sport unter dem Stichwort „Jugendgewalt“ zum Download bereit: www.berlin.de/sen/inneres/.de.
Je dunkler die Region, desto häufiger sind die Fälle von Jugendgewalt. | Foto: Berliner Monitoring Jugendgewaltdelinquenz 2015
Der Bezirk Spandau liegt berlinweit an dritter Stelle, wenn es um die Belastung mit Rohheitsdelikten von Kindern und Jugenlichen geht. | Foto: Berliner Monitoring Jugendgewaltdelinquenz 2015
Autor:

Berit Müller aus Lichtenberg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

5 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 239× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 1.001× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 653× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.143× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.033× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.