Polizei dankt Geschäftsmann für seine Zivilcourage
Es war an einem Januartag, als Michael Stümper ein Poltern im Haus neben seinem Laden in der Kielerstraße hörte. Kurz danach rief jemand laut um Hilfe. Der Inhaber des Geschäftes "Pot & Pepper" zögerte nicht lange und schaute nach dem Rechten. Als er zum Hauseingang des Nachbarhauses eilte, kam ihm ein Mann entgegen, der eine Seniorin überfallen und ihr die Einkaufstaschen geraubt hatte. "Ich habe die Taschen erkannt, weil ich der Frau schon öfter geholfen hatte, ihr den Einkauf hochzutragen", schilderte Stümper. Er hatte geistesgegenwärtig die Situation erfasst, den Räuber umklammert und versucht, ihn zum nächsten Laden zu ziehen. Dort erwartete er sich Hilfe, denn keiner der vorbeigehenden Passanten half ihm. Obwohl es offensichtlich war, dass sich hier zwei Menschen nicht zum Spaß rangeln, seien die meisten vorbeigegangen, zeigt sich Stümper verständnislos. Als dann endlich zwei weitere Passanten zur Hilfe kamen und den Räuber bis zum Eintreffen der Polizei festhielten, konnte sich Michael Stümper um die 85-jährige Seniorin kümmern. Durch das couragierte und schnelle Eingreifen des Ladenbesitzers wurde der Räuber gefasst und die überfallene Frau erhielt ihre Sachen zurück.
"Der eigentliche Schaden, der entsteht, ist aber nicht der materielle", sagt Stümper. Er weiß, dass sich seine Nachbarin jetzt nicht mehr sicher fühlt. "Sie traut sich nicht mehr raus und schläft schlecht. Durch den Vorfall wurde ihr viel Lebensqualität genommen", so der Geschäftsmann.
"Ihrem beherzten Handeln ist es zu verdanken, dass die Polizei den Dieb festnehmen und verhaften konnte", sagt Elke Plathe, Referatsleiterin für Verbrechensbekämpfung der Polizeidirektion 4, die dem 47-Jährigen am 29. April eine Anerkennung der Polizei überreichte. Die Kriminaldirektorin würde sich mehr Menschen mit Zivilcourage wünschen. Dabei sei es jedoch wichtig, sich nicht selbst in Gefahr zu begeben. Es käme darauf an, Aufmerksamkeit zu schaffen und die Polizei zu rufen, rät sie. Auch Michael Stümper war sich bewusst, dass die Situation nicht ungefährlich war. Vor allem, als ein Komplize dazu kam und immer noch kein weiterer Passant zu Hilfe eilte, sei ihm schon etwas mulmig gewesen, gesteht er ein. Aber er hätte die Lage auch realistisch eingeschätzt. Wäre eine große Gefahr zu erkennen gewesen, hätte er anders gehandelt. Eines hätte er jedoch nicht getan: weggeschaut. Es sollten sich vielmehr Menschen einmischen, so Stümper. Er würde sich freuen, wenn sein Vorbild andere motivieren könnte, einzugreifen und nicht wegzuschauen.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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