Abschied von Schnüffel, Purzel und Minka
Haustierbestattungen werden immer beliebter
„Jeder Tag mit dir war ein Geschenk“ – dieser Spruch steht auf einem kleinen Grabstein in Form eines Herzens. Er erinnert an Johnny, einen Kater. Fast 18 Jahre lang hat er seinen Besitzern Freude bereitet. Jetzt hat der Vierbeiner seine letzte Ruhe auf dem Tierfriedhof Bärolina gefunden. Die üppig geschmückte Grabstelle zeugt davon, dass Frauchen oder Herrchen ihn noch regelmäßig besuchen.
Das Grab von Johnny ist eins von inzwischen rund 4000 Tiergräbern auf dem Tierfriedhof Bärolina in der Bismarckstraße. Seit über zehn Jahren bieten Richard Mitschke und seine Tochter Stephanie hier die Möglichkeit an, verstorbene Haustiere würdevoll zu bestatten oder in einem anerkannten Tierkrematorium einzuäschern.
Der 76-Jährige ausgebildete Gartenbauingenieur war 30 Jahre lang in der Friedhofsverwaltung tätig. Dass er 2007 gemeinsam mit seiner inzwischen verstorbenen Frau an der Bismarckstraße den Tierfriedhof eröffnete, hatte auch persönliche Gründe.
Als der geliebte Familienhund Raven 2002 starb, fühlten sich die beiden ziemlich allein gelassen mit ihrer Trauer. Sie wollten ihren Hund, der über so viele Jahre ein treuer Begleiter war, nicht einfach in der Tierbeseitigungsanlage „entsorgen“.
Sie ließen ihn einäschern, hätten sich jedoch mehr Informationen rund um eine würdevolle Bestattung gewünscht. So entstand die Idee, anderen Menschen zu helfen und den Abschied vom geliebten Haustier so erträglich wie möglich zu gestalten. Das Bedürfnis dazu sei gestiegen, so Mitschke. „Das Tier ist oft ein wichtiger Bestandteil im Leben eines Menschen geworden. Bei zunehmender Einsamkeit kann der tierische Freund auch eine Stütze sein. Vor allem bei älteren und alleinstehenden Menschen ist es besonders tragisch, wenn der letzte Begleiter plötzlich weg ist“, sagt Richard Mitschke. Fast täglich beobachtet er, wie schwer das Abschiednehmen fällt.
Inzwischen sind es 350 bis 400 Bestattungen im Jahr, die er organisiert. Mitunter werden sie mit großem Pomp begangen und es kommt die ganze Familie mit Freunden und Bekannten. „Da wird das Ave Maria vom Handy gespielt, Sprüche vorgelesen und mit Anekdoten an das Tier erinnert“, berichtet Mitschke. Oft kämen auch Spielzeuge und das Lieblingsfutter mit ins Grab oder auf die Grabstelle. Leider bliebe das Begräbnis manchmal auch der einzige Anlass für einen Friedhofsbesuch und die Pflege der Gräber werde vergessen.
Viele Grabstellen auf dem Tierfriedhof Bärolina sind wie die von Kater Johnny liebevoll angelegt und gepflegt. Die Besitzer suchen sich eine Stelle auf dem Friedhof aus – entweder für ein Einzelgrab oder ein Gemeinschaftsgrab auf der Paradieswiese. Die meisten Tiere werden im Pappkarton oder in ein Baumwolltuch gewickelt begraben. „Das ist am Ende jedem selbst überlassen. Hauptsache, das Material baut sich ab und geht in Erde über“, sagt Mitschke. Wer es luxuriöser möchte, kann vor Ort auch einen Sarg aussuchen.
Am häufigsten werden auf dem rund 4000 Quadratmeter großen Areal Hunde und Katzen begraben. Aber auch Schildkröten, Papageien oder Mäuse haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. „Die größte Grabstelle bei uns gehört einem 70 Kilo schweren Berner Sennenhund. In unserer kleinsten Einzelgrabstelle ist eine Wüstenrennmaus begraben“, sagt Mitschke. Sie habe nur ein paar Gramm gewogen.
Wer seinen Liebling nach dem Tod weiter in seiner Nähe haben möchte, kann ihn auch einäschern lassen und die Asche in einer Urne mit nach Hause nehmen. Auch hierum kümmert sich der Haustierbestatter. Die Kosten – ob Feuer- oder Erdbestattung – richten sich immer nach der Größe des Tiers. Sie reichen von rund 110 Euro für eine Katze auf der Paradieswiese bis zu 515 Euro für eine Dogge im großen Einzelgrab.
„Bärliner Tierfriedhof Bärolina“, Bismarckstraße 52, www.tierfriedhof-berlin-steglitz.de.
Autor:Karla Rabe aus Steglitz |
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