"Wir brauchen mehr U-Bahnen"
CDU-Politiker Luczak über Verkehrspolitik und Mietendeckel

Jan-Marco Luczak (45) ist seit 2009 im Bundestag. Der promovierte Jurist gehört dem Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz an und wurde von der CDU/CSU-Fraktion zum rechtspolitischen Sprecher gewählt. Außerdem ist er Vorsitzender der CDU Lichtenrade und stellvertretender Chef der CDU Tempelhof-Schöneberg. | Foto: Luczak
  • Jan-Marco Luczak (45) ist seit 2009 im Bundestag. Der promovierte Jurist gehört dem Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz an und wurde von der CDU/CSU-Fraktion zum rechtspolitischen Sprecher gewählt. Außerdem ist er Vorsitzender der CDU Lichtenrade und stellvertretender Chef der CDU Tempelhof-Schöneberg.
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Jan-Marco Luczak wurde dreimal in Folge von den Tempelhof-Schönebergern direkt in den Bundestag gewählt. Jetzt kandidiert er erneut. Berliner-Woche-Reporterin Susanne Schilp sprach mit dem Lichtenrader.

Werfen wir einen Blick zurück. Sie haben sich jahrelang gemeinsam mit der Bürgerinitiative Lichtenrade dafür eingesetzt, dass die Neubaustrecke der Dresdner Bahn nicht den Ortsteil durchschneidet, sondern im Tunnel verschwindet. Ohne Erfolg. Woran hat es gelegen?

Jan-Marco Luczak: Die Tunnellösung war zum Greifen nahe. Ich hatte positive Signale vom Verkehrsministerium und der Bahn. Gescheitert ist sie letztlich an der fehlenden Unterstützung Berlins. Zuerst waren es die Kosten, dann das Zeitargument. Bei einem Projekt, das für die nächsten 100 Jahre gebaut wird und so einschneidend für Lichtenrade ist, finde ich beides nicht überzeugend.

Es gibt den dringenden Wunsch nach zwei neuen Bahnhöfen, einem Regionalhalt der Dresdner Bahn an der Buckower Chaussee und einem S-Bahnhof Kamenzer Damm. Der Senat will noch die „wirtschaftliche Machbarkeit“ prüfen. Was sagen Sie?

Jan-Marco Luczak: Beide Bahnhöfe müssen kommen. Den Regionalbahnhof brauchen wir, um die tolle wirtschaftliche Entwicklung im Gewerbegebiet Motzener Straße weiter voranzutreiben. Ohne diesen Halt hätten die Menschen im Süden auch keine vernünftige Verbindung zum BER, sondern müssten erst zum Südkreuz hochfahren. Auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks Mariendorf siedeln sich innovative Unternehmen mit vielen Arbeitsplätzen an. Das muss verkehrlich erschlossen werden, die S-Bahn kann da nicht einfach ohne Halt vorbeifahren.

Hätte man diese Bahnhöfe nicht gleich beim Bau der Dresdner Bahn realisieren können?

Jan-Marco Luczak: Ja, das wäre richtig gewesen und die Berliner CDU hat es auch so vorgeschlagen. Das hat der Senat versäumt. Nun wird es die Bahnhöfe leider erst nach 2030 geben.

Gibt es weitere Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr, die Sie sich wünschen?

Jan-Marco Luczak: Ich will einen leistungsfähigen und attraktiven ÖPNV. Die Buslinien in den Süden des Bezirks sind aktuell aber völlig überlastet, Gleiches gilt für die S-Bahn. Deswegen muss die U6 bis nach Lichtenrade verlängert werden. Wir brauchen auch mehr P&R-Plätze für Autos und Fahrräder und einen Radschnellweg entlang der S-Bahntrasse.

Die Verlängerung der U6 gehört aber nicht zu den favorisierten Projekten des Senats. Glauben Sie, es gibt trotzdem eine Chance?

Jan-Marco Luczak: Bislang fehlt es am politischen Willen von Rot-Rot-Grün. Zum Glück sind im September Wahlen, da können die Wählerinnen und Wähler deutlich machen, welche Verkehrspolitik sie wollen. Ein U-Bahnprojekt dauert und kostet Geld, das ist klar. Aber Berlin wächst und es gibt mehr Pendler. Deswegen brauchen wir mehr U-Bahnen, sie sind schnell und verbrauchen, anders als zum Beispiel Trams, oberirdisch keine Fläche.

Themenwechsel: Nach dem Scheitern des Mietendeckels Ende April flogen Steine auf Ihr Bürgerbüro. Warum sind Sie ein Gegner des Mietendeckels?

Jan-Marco Luczak: Ich will starke soziale Leitplanken im Mietrecht. Niemand soll Angst haben, aus seiner Wohnung verdrängt zu werden. Der Mietendeckel ist aber das falsche Instrument. Durch ihn ist das Wohnungsangebot dramatisch eingebrochen. Bei Immobilienscout etwa gab es bis zu 50 Prozent weniger Angebote, weil viele Eigentümer ihre Wohnung lieber verkauft haben, als sie mit Verlust zu vermieten. Und auch die Baugenehmigungen sind zurückgegangen. Die Schlangen bei den Besichtigungsterminen sind also länger geworden und der Bau neuer Wohnungen wurde verhindert.
Aber Berlin ist eine Mieterstadt und viele Einwohner haben wenig Geld. Ist es nicht wichtig, gerade hier etwas gegen die ständig steigenden Preise zu tun?

Jan-Marco Luczak: Definitiv. Aber der Mietendeckel hat gut verdienende Zahnärzte in mondänen Altbauwohnungen am Ku'damm bevorteilt, die nur noch die Hälfte zahlen mussten. Mieter in Marzahn haben hingegen kaum profitiert. Das finde ich sozial ungerecht. Ich will stattdessen durch mehr Neubau steigende Mieten dämpfen und bis dahin die Menschen durch direkte Zuschüsse wie das schon 2019 von der Berliner CDU geforderte Mietergeld entlasten, sodass sie am Ende nicht mehr als acht Euro je Quadratmeter bezahlen.

Was können Sie im Bundestag für den Bezirk tun?

Jan-Marco Luczak: Tempelhof-Schöneberg ist meine Heimat, hier bin ich tief verwurzelt, ich weiß, wo den Menschen der Schuh drückt. Ihre Lebenswirklichkeit ist Richtschnur für meine Arbeit. Deswegen trete ich für ein sozial ausgewogenes Mietrecht ein, für einen besseren Schutz vor Kriminalität und die Unterstützung von Familien auf den Weg in die eigenen vier Wände. Und als moderner Konservativer kämpfe ich für eine offene und tolerante Gesellschaft und für Klimaschutz.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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