Verletzte männliche Eitelkeit?
SPD will Straßen nach Frauen benennen und sieht sich in ihrem Bestreben behindert

Seit Monaten gibt es in der Bezirksverordnetenversammlung Debatten über die Umbenennung von Straßen und Plätzen. Nun hat der Kulturausschuss eine Empfehlung ausgesprochen. Die SPD-Fraktion zeigt sich darüber „entsetzt“.

Der Streit schwelt schon länger. Anfang des Jahres flammte er erneut auf. Grüne, CDU und FDP setzten den Antrag durch, den Kaiser-Wilhelm-Platz nach Richard von Weizsäcker zu benennen. Die SPD pochte ebenso energisch wie vergeblich auf den Berliner Grundsatz, Straßen und Plätzen vorrangig Namen von Frauen zu geben.

Deshalb stellte sie im Februar Anträge und benannte fünf Straßen und Plätze, die Namen verdienter Frauen tragen sollen. Darüber beriet am 1. April der Kulturausschuss. Der Ausschuss empfahl dann ein „Geordnetes Verfahren für Benennungsverfahren“. Unter anderem solle das Bezirksamt im Vorfeld mögliche rechtliche Probleme prüfen. Außerdem sei eine Kommission zu bilden, die sich mit den Vorschlägen befasst, auch der bezirkliche Frauenbeirat sei zu hören. In seiner Augustsitzung will der Ausschuss dann endgültig entscheiden.

Marijke Höppner, SPD-Fraktionsvorsitzende, sagt: „Aus verletzter männlicher Eitelkeit werden nun Hürden aufgebaut. Wir merken, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Während für Männer im Schnellverfahren Benennungen per Beschluss ermöglicht wurden, wird den Frauen durch Sonderprüfungen ihre Kompetenz aberkannt.“

Bertram von Boxberg (Grüne) widerspricht. Die SPD habe selbst für die Ausschussempfehlung gestimmt, bei einer Enthaltung. Nur die Verschiebung in den Spätsommer sei den Sozialdemokraten wirklich ein Dorn im Auge. „Das ist reines Wahlkampfgetöse“, sagt er. Weil die SPD „schwer beleidigt“ wegen der Weizsäcker-Angelegenheit sei, habe sie zudem einige Frauennamen „ungeprüft auf den Markt geworfen“. Dass die anderen Fraktionen damit nicht einverstanden seien, habe nichts mit verletzter Männlichkeit zu tun.

Er glaubt, die wahre Wurzel der Verärgerung der SPD zu kennen. In den vergangenen Jahren hatte sie mehrmals versucht, einen Saal im Rathaus Schöneberg nach Alfred Gleitze zu benennen – und scheiterte. Gleitze war in den 70er-Jahren Bürgermeister von Schöneberg und ist der Vater der heutigen Bürgermeisterin Angelika Schöttler.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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