Damwildherde führerlos: Hirsch verstorben / Bezirksamt verhängt Fütterungsverbot
Tempelhof. Die kleine Damwildherde im Tiergehege im Franckepark hinter dem Rathaus Tempelhof hat ihren Anführer verloren. Trotz tierärztlicher Behandlung ist Mitte September unerwartet der Hirsch gestorben.
Veterinärmediziner von der Freien Universität (FU) haben den Kadaver untersucht und festgestellt, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit eine akute Magen- und Darmentzündung die Todesursache war, vermutlich durch falsche, von uneinsichtigen Parkbesuchern verfütterte Lebensmittel (zum Beispiel Brot oder Kuchen) verursacht. Darüber hinaus wurden im Pansen des Tieres ein großes Knäuel aus Kunststoffstricken und Reste von Plastiktüten gefunden.
Der Fachbereich Grünflächen hat aus diesem Anlass für die Parkbesucher ein Fütterungsverbot erlassen. „Damwild gehört zu den Wiederkäuern, deren natürliche Nahrung aus Gräsern, Kräutern, Rinde, Eicheln, Bucheckern, Kastanien und im geringen Maße aus Früchten und Getreide besteht“, erklärt der für die Grünflächen im Bezirk zuständige Baustadtrat Daniel Krüger (CDU) und fügt hinzu: „Auch wenn es dem Menschen Freude bereitet, Tiere zu füttern, die Folgen können für das Tier verheerend sein.“ Futterspenden, beispielsweise rohes Gemüse, Äpfel, Eicheln und Kastanien, werden jedoch weiterhin gern in der Futtertonne am Eingangstor des Tiergeheges entgegengenommen. Mitarbeiter der Behörde begutachten und sortieren die Sachen vor der Fütterung. Es ist geplant, demnächst insgesamt etwa zehn Tiere in ein Wildtiergehege nach Brandenburg umzusetzen. „Dieses ist notwendig, da sich das Rudel durch Nachwuchs auf 20 Tiere vermehrt hat. Das Gehege ist auf Grund seiner Größe für maximal zehn Tiere geeignet“, so der Stadtrat.
Den noch verfügbaren Unterlagen zufolge waren im Juni 1929 zwei Rehe und acht Fasane für das Wildgehege im Tempelhofer „Regierungs“-Park direkt hinter dem Rathaus Tempelhof angeschafft worden. 1930 wurde das eingezäunte Gehege von 500 auf rund 1000 Quadratmeter verdoppelt. Dabei ist es bis heute geblieben. 1933 wurden acht Rehe, neun Fasane und ein Storch gezählt. Dann klafft eine jahrzehntelange Lücke in den Aufzeichnungen. Erst ab 1979 kommen die Tiere in den Tempelhofer Behördenunterlagen wieder vor. HDK
Autor:Horst-Dieter Keitel aus Tempelhof |
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