Zu über 80 Prozent ausgelastet: AWO-Notunterkunft in Tiergarten-Süd nötiger denn je

Die Suppe ist sehr zu empfehlen: Stadtrat Ephraim Gothe bei seinem Besuch in der Kältehilfe-Notunterkunft der Arbeiterwohlfahrt in der Lützowstraße. | Foto: KEN
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Die Frau ist aus Treptow gekommen, um in Tiergarten-Süd für die Nacht einen Schlafplatz zu ergattern. Es ist 20.30 Uhr an diesem Dienstag, als sich die Enddreißigerin in eine Liste einträgt, einer kurzen Leibesvisitation unterzieht, bevor sie sich einen Teller Suppe abholt.

Seit dem 20. November betreibt die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Mitte im Jugendkulturzentrum „Pumpe“, ebenfalls eine AWO-Einrichtung, eine Kältehilfeeinrichtung mit 40 Plätzen für Männer und zehn Plätzen für Frauen in einem abgeschlossenen Bereich. Dieses Mal sind 30 Männer und neun Frauen gekommen, um die winterkalte Nacht im Warmen zu verbringen. Es gibt neben der warmen Mahlzeit Gelegenheit zu duschen und sich neu einzukleiden. Am anderen Tag, gleich nach dem Frühstück, müssen die Besucher das Haus bis 8 Uhr wieder verlassen.

„Wir haben Neuland betreten“, sagt der AWO-Kreisvorsitzende Manfred Nowak über das Angebot, das es bis 28. Februar gibt. „Wir sind generell zu über 80 Prozent ausgelastet“, so Inka Wagener. Aber niemand werde abgewiesen, betont die Einrichtungsleiterin. Es könnten immer ein paar Isomatten ausgelegt werden. Hausverbot haben jedoch alle, die stark alkoholisiert sind, unter Drogen stehen oder auf Krawall aus sind.

Es sind überwiegend Osteuropäer, die den Weg in die Lützowstraße 42 finden. Wie viele Obdachlose es überhaupt in Berlin gibt und woher sie kommen, weiß niemand genau. Das Sozialamt Mitte schätzte ihre Zahl schon vor Jahren auf bis zu 13 000. Demnächst soll eine "belastbare" Erhebung das Phänomen erfassen helfen, „um die richtigen Dinge bewegen“ zu können, so Mittes Sozialstadtrat Ephraim Gothe (SPD).

Laut einer internen Statistik der Stadtmission für das Jahr 2016 stammten je ein Viertel ihrer Kältehilfe-Gäste aus Polen, aus anderen osteuropäischen Ländern, aus der übrigen Welt und aus Deutschland. Mit dem neuen AWO-Angebot hat der Bezirk Mitte seine Notübernachtungsplätze im Winter auf 400 nahezu verdoppelt; in ganz Berlin sind es derzeit 1100. Damit komme man bisher gut hin, meint Stadtrat Ephraim Gothe. Aber noch war es in diesem Winter nicht klirrend kalt.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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