Mit Geist beseelte Natur
Der Große Tiergarten wurde schon früh für die Allgemeinheit geöffnet

Auf der Luiseninsel. | Foto: KEN
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Wer in diesen heißen Sommertagen Schatten und Entspannung sucht, der geht am besten in Berlins größten innerstädtischen und ältesten Park, den Tiergarten.

Es braucht nicht allzuviel Glück, um in dem 210 Hektar großen Park, auf seinen Wiesen und Lichtungen, unter dem schattigen Laubdach und an den Teichen Vertreter seiner artenreichen Fauna, darunter Füchse, Kaninchen, Biber anzutreffen – wenn auch nicht mehr Hirsche, Rehe und Auerhähne wie damals im 17. Jahrhundert, als der Wald als Jagdrevier von Brandenburgs Herrschern mit einem Staketenzaun eingefasst wurde. Dieses Hobby war unter deutschen Fürsten schon seit dem Mittelalter beliebt. Die Berliner Hirsche kamen aus dem Amt Zossen, die stattlichen Hühnervögel aus Preußen.

Doch schon um 1700 begann Preußens erster König, Friedrich I., seinen Wildpark für die Allgemeinheit zu öffnen. Der „Tiergarten“ wurde – mit den Worten seines Enkels, des Alten Fritz – zum „Lustpark für die Bevölkerung“ umgestaltet.

1745 wurde erstmals gestattet, nördlich der heutigen John-Foster-Dulles-Allee, etwa auf Höhe des Großfürstenplatzes, Richtung Spree, zwei Leinwandzelte aufzuspannen. Dort wurden Erfrischungsgetränke verkauft. An die Stelle der Zelte traten später feste Hütten. 1805 gab es vier „Coffeewirthschaften“. Seit 1832 hieß die Straße, an der die Gaststätten lagen, „In den Zelten“.

"In die Puppen gehen"

Spiegelachse wurde die heutige Straße des 17. Juni als Verlängerung der Straße Unter den Linden nach Charlottenburg, mit dem Großen Stern in der Mitte, von dem weitere Alleen strahlenförmig abgehen. Eine solche Anlage ist typisch barock. Und gerne ging Berlins Bevölkerung „in die Puppen“. Das ist eine etwas despektierliche Bezeichnung für die Statuen, die Friedrich der Große später von seinem Landschaftsgestalter und Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff entlang der Alleen aufstellen ließ. Vorbild war Frankreich.

Knobelsdorff arbeitete mit dem „Planteur“ Johann Justus Sello aus der Hofgärtner-Dynastie der Sello zusammen. Sellos Enkel Justus Ehrenreich Sello gestaltete ab 1792 einen Bereich des Parks zu einem „sentimentalen Landschaftsgarten“ um. Dazu gehört unter anderem die „Neue Partie“ mit der Rousseau-Insel.

Friedrich Schiller definierte den sentimentalen Landschaftsgarten so: „Es ist eine mit Geist beseelte und durch Kunst exaltierte (überspannte) Natur, die (...) nicht bloß den einfachen, sondern selbst den durch Kultur verwöhnten Menschen befriedigt und, indem sie den ersteren zum Denken reizt, den letzteren zur Empfindung zurückführt.“

Wiederaufforstung mit gespendeten Bäumen

Der drei Kilometer lange und einen Kilometer breite Tiergarten, wie wir ihn heute kennen, geht auf Peter Joseph Lenné zurück. Der Gartenkünstler und preußische Generalgartendirektor machte den Park ab 1833 englischer.

Aus dem 19. Jahrhundert stammen auch die meisten Denkmäler im Park: Die vier Löwen an der Löwenbrücke wurden 1838 gegossen. Friedrich Drake schuf das Monument für Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1849. 1880 entstanden das Goethe-Denkmal und das Denkmal der Königin Luise.

Im Zweiten Weltkrieg und danach wurde der Tiergarten schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die frierende und hungernde Berliner Bevölkerung hackte die übriggebliebenen Bäume zu Brennholz klein und pflügte die Wiesen und Rasen zu Äckern um. 1949 begann die Wiederaufforstung. Deutsche Städte halfen mit Baumspenden.

Autor:

Karen Noetzel aus Schöneberg

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