Üppiger Nachlass
Edgar Schellenberg war als Grafiker, Maler und Violinist vielseitig begabt

Christiane Schellenberg mit zwei Ausmalheften. | Foto: Bernd Wähner
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  • Christiane Schellenberg mit zwei Ausmalheften.
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Eine ungewöhnliche Erbschaft machte die Weißenseerin Christiane Schellenberg. Sie übernahm über 300 Bilder und Druckerzeugnisse aus dem Nachlass ihres Vaters Edgar Schellenberg. Dieser war zu DDR-Zeiten ein bekannter Maler und Grafiker.

Unter anderem illustrierte er Kinderbücher, gestaltete Kartenspiele, zeichnete Titelseiten für die Zeitschriften Magazin und „Farb und Raum“. Aber er war auch ein leidenschaftlicher Maler. „Er liebte es vor allem Landschaften, aber auch Porträts zu malen“, sagt Christiane Schellenberg.

Ihr Vater kam 1925 in der thüringischen Kleinstadt Triptis zur Welt. Seine Eltern hatten ein Tabakwarengeschäft. Das sollte der Sohn übernehmen. Aber Edgar Schellenberg merkte rasch, dass er lieber musisch tätig werden möchte. Er lernte ab 1938 Violine, schrieb Gedichte, begann zu malen. Doch nach dem Abitur wurde er als Soldat einberufen. 1944 schickte ihn die Wehrmacht als Funker nach Italien. Dort wurde er von einem Granatsplitter getroffen, aber im November 1945 konnte er wieder zurück nach Hause.

Seine Mutter führte dort weiter das Tabakwarengeschäft, der Vater verdingte sich indes als Dekorationsmaler. Und diesen Beruf erlernte Edgar Schellenberg dann auch bei seinem Vater. Er machte seinen Gesellenbrief, wollte dann aber einen musischen Beruf ergreifen. Malerei oder Musik? So richtig konnte er sich anfangs nicht entscheiden. Er begann an der Erfurter Kunsthochschule ein Studium, widmete sich dann aber doch mehr der Violine und ging ans Konservatorium. Aber dann gewann wieder die Malerei die Oberhand.

Nach einem Abschluss als bester Student der Kunsthochschule schickte man ihn nach Berlin. Ab 1951 war er Dozent an der Kunsthochschule Weißensee. „Er wohnte seinerzeit bei einer Schlummermutter an der Ostseestraße“, sagt Christiane Schellenberg. Ein Jahr später lernte er seine Frau kennen und heiratete sie 1953. Danach wohnte das Ehepaar Schellenberg an der Caseler Straße in Weißensee.

Anfang der 60er-Jahren entschloss sich Edgar Schellenberg, freiberuflicher Künstler zu werden. Einer seiner wichtigsten Auftraggeber war das Werk für Fernsehelektronik. „Für diesen Betrieb gestaltete er zum Beispiel Wissensstraßen für Kinder“, berichtet seine Tochter. Aber sein künstlerisches Schaffen umfasste viele Facetten. Er gestaltete zum Beispiel Ausmalbücher für Kinder wie „Meine Umwelt“ oder „Der Maler kommt!“. Auch das Kartenspiel „Katrin und ihr Bruder“ stammt von ihm. Hinzukam die Arbeit für Zeitschriften. Und nebenher spielte er im Streichorchester Weißensee, das regelmäßig im Kreiskulturhaus „Peter Edel“ auftrat, die erste Geige.

Vor 30 Jahren erkrankte der vielseitige Künstler an Krebs, berichtet seine Tochter. „Er hatte aber einen eisernen Lebenswillen, blieb weiter aktiv und Interessierte sich für alles Neue.“ 2017 verstarb Edgar Schellenberg. Danach lösten Christiane Schellenberg und ihr Bruder die Wohnung auf. Und was die Tochter dort vorfand, war ein wahrer Schatz. Ihr Vater hinterließ etwa 300 Kunstwerke. Diese sichtete sie inzwischen.

Christiane Schellenberg würde sich wünschen, wenn diese Kunstwerke von einer Institution im Bezirk oder in Berlin übernommen würden. Oder vielleicht könnte man eine Ausstellung mit den Arbeiten aus dem Nachlass zeigen. Die Kunsthochschule Weißensee, mit der sie bereits Kontakt aufnahm, habe dafür leider keine freien Kapazitäten, berichtet sie. Aber das Museum Pankow habe inzwischen Interesse bekundet.

Weitere Informationen zu Edgar Schellenberg und zu seinem Nachlass erhalten Interessierte über den E-Mail-Kontakt schellenberg59@gmx.de.

Autor:

Bernd Wähner aus Pankow

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