Über die Köpfe von Eichkamp hinweg
Siedler demonstrieren gegen Aus- und Umbau der A 100

Aus Sorge um die Zukunft ihrer Siedlung versammelten sich etwa 300 Bewohner, um gegen die offenbar geplante neue Anschlussstelle Jaffèstraße zu demonstrieren. Der veranstaltende Siedlerverein Eichkamp hatte mit der Hälfte gerechnet. | Foto: Willi Anders
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  • Aus Sorge um die Zukunft ihrer Siedlung versammelten sich etwa 300 Bewohner, um gegen die offenbar geplante neue Anschlussstelle Jaffèstraße zu demonstrieren. Der veranstaltende Siedlerverein Eichkamp hatte mit der Hälfte gerechnet.
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Fast 300 Anwohner aus der Eichkamp-Siedlung und ihrer unmittelbaren Umgebung haben am 28. September gegen den Ausbau des Autobahndreiecks Funkturm demonstriert. Sie fürchten mehr Verkehrs- und Lärmbelästigung.

Falk von Moers ist im Vorstand des Siedlervereins Eichkamp für Umwelt- und Verkehrsangelegenheiten zuständig. Als im Frühjahr Mitarbeiter der bundeseigenen Gesellschaft Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau (Deges) in der Siedlung mit Vermessungen beschäftigt waren, wurde er neugierig. Nach einem Gespräch erklärte sich die Deges bereit, dem Verein Einblick in die Planungen zu gewähren. Danach wollten Bund und Land offenbar im Zuge des Umbaus der A 100, inklusive des Autobahndreiecks Funkturm, dass die Anschlussstelle ICC zur Anschlussstelle Messedamm und damit direkt zwischen die Waldschulallee und die Jaffèstraße verschoben wird. Als Lösungen seien sowohl eine Brückenkonstruktion, als auch ein Tunnel 50 Meter weiter südlich der bestehenden Unterführung über die Cordesstraße im Gespräch.

Geht es nach den betroffenen Anwohnern, müsste die Maßnahme aber überhaupt nicht sein. „Wir fragen uns, warum in Zeiten der Mobilitätswende überhaupt eine Autobahn ausgebaut werden muss. Außerdem verstehen wir die Idee der neuen Anschlussstelle nicht. Bisher wird der Verkehr vierspurig auf die Kantstraße und den Kaiserdamm verteilt. Mit einer Ausfahrt über die Jaffèstraße wären es nur noch zwei Spuren, da sind permanente Staus vorprogrammiert.“ Seit Ostern, als man in die Pläne schauen durfte, war dann nichts mehr über die Planungen zu vernehmen.

Briefe mit der Bitte um den aktuellen Stand und eine Informationsveranstaltung an die Bezirks-, die Senatsverwaltung und den Bund blieben unbeantwortet oder kamen mit dem Hinweis auf den Info-Abend der Deges am 31. Oktober in der Urania (Beginn 18.30 Uhr), zurück. „Die Deges ist aber nur Befehlsempfänger, wir wollen auch mit verantwortlichen Politikern sprechen“, sagt von Moers. Ein weiterer Brief mit genau diesem Anliegen sei gar nicht mehr beantwortet worden. „Die Bürgerbeteiligung scheint ausgehebelt, wir befürchten einfach, dass der Senat über unsere Köpfe hinweg Tatsachen schaffen möchte und erst dann informiert. Dagegen wehren wir uns“, so das Vorstandsmitglied des Siedlervereins. Ein sehr passender Ausspruch, denn würde die neue Anschlussstelle per Brückenkonstruktion realisiert, dann würde die Trasse wohl auf Höhe der Dächer der umliegenden und direkt anliegenden Einfamilienhäuser an der Waldschulallee entstehen.

Die Siedler sehen sich nicht als Blockierer, sondern als sachorientiert. Das hätten sie bereits bei der Planung des ehemaligen Güterbahnhofs Grunewald unter Beweis gestellt, auf dem eine umfängliche Wohnbebauung vorgesehen ist. Aber bisher würden sie systematisch von Senat und Bund von jeder Debatte ferngehalten, war auf der Ankündigung der Demo vermerkt.

Im Eichkamp, zwischen Avus, Heerstraße und Grunewald eingebettet, leben überwiegend Familien. Auch vier Schulen stehen dort. „Unsere Kinder sollen so aufwachsen können, dass sie nicht noch weiter durch zunehmende Verkehrsbelastung belastet und gefährdet werden“, so der Tenor der Bewohner.

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

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