Ein bisschen mehr Lebensqualität: Fahrrad-Spenden zugunsten von Flüchtlingen
Spandau. Einfach mal mobil sein, um die Stadt kennenzulernen oder auch nur aus dem Wohnheim rauszukommen – das wünschen sich junge Flüchtlinge oft sehnlichst. Nach einem Spendenaufruf von Jugendstadtrat Gerhard Hanke (CDU) gingen jetzt 30 Fahrräder an Spandauer Flüchtlingsunterkünfte.
Mindestens zwei Dinge sind’s, die Gerhard Hanke gerade beschäftigen, wenn es ums Thema Flüchtlinge geht: Zum einen erinnert sich der Stadtrat noch deutlich an seinen Besuch in einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im September. „Ich hätte nicht gedacht, wie schwierig die Situation für alle Beteiligten ist“, sagt Hanke. „Mir war sofort klar, dass wir hier helfen müssen, wo wir können.“ Auf der anderen Seite ist er begeistert über – und vor allem dankbar für – die Hilfsbereitschaft seiner Spandauer. „Da genügte ein Anruf und alle legten los.“ Mit „alle“ meint der Stadtrat in diesem Fall insbesondere jene Einrichtungen und Träger, die sich an seinem Fahrrad-Spendenprojekt beteiligten. Und das waren etliche.
Immerhin 30 Räderspenden kamen nach Hankes Aufruf aus dem Bezirk an, die mussten zunächst irgendwo gelagert werden. Das übernahm das Kulturhaus Spandau. Das Team von Jugendverkehrsschule und gemeinnütziger Gesellschaft trias checkte die Drahtesel dann auf ihre Verkehrstauglichkeit, und wo die nicht gegeben war, sorgten Mitarbeiter des Trägers BFU für neue Teile, Reparatur plus – ganz wichtig – Schutzhelme.
Der Wirtschaftshof Spandau spendierte noch Schlösser, und die Firma Niederberger transportierte die 30 Gefährte schließlich zur Jugendfreizeiteinrichtung Wildwuchs, wo sie Ende Dezember die Abgesandten von drei Spandauer Flüchtlingsunterkünften – die aus Gründen des Jugendschutzes nicht genannt werden dürfen – entgegennahmen. Nicht zuletzt war auch die Polizei mit von der Partie – sie bot Einsteigerkurse zum Verhalten im Straßenverkehr an. Natürlich will Stadtrat Hanke auch jene Spandauer erwähnt wissen, die Fahrräder gespendet haben. „Da rief zum Beispiel eine 80-jährige Frau an, die uns ein fast neuwertiges Rad schenkte. Die Flüchtlinge würden das mehr brauchen als sie.“
Das kann Brigitte Fuchs nur bestätigen. „Mit den Rädern steigt für die Kinder und Jugendlichen die Lebensqualität“, sagt die Leiterin der Jugendfreizeiteinrichtung Wildwuchs, wo sich junge Flüchtlinge tagsüber treffen und zusammen kochen, essen, basteln, malen oder Fußball spielen. Fuchs kennt die Wünsche der Mädchen und Jungen genau. „Die wollen auch mal zum Sport oder zu Veranstaltungen in die Stadt. Vor allem wollen sie nicht immer abhängig sein, sondern sich bewegen können und selbst entscheiden, wann und wohin.“
Auch Gunnar Franke von der Johanniter-Unfall-Hilfe – die eines der Spandauer Heime für minderjährige Geflüchtete betreibt – weiß, dass die gespendeten Räder sehnsüchtig erwartet werden. Seine Jungs kommen überwiegend aus Syrien, Afghanistan und dem Senegal. Neben Fahrrädern seien Winterklamotten, dicke Mäntel und Schuhe, noch immer willkommen so Franke. Aber auch Bücher, Spiele, Werk- und Bastelzeug und natürlich Geldspenden braucht der Verein. „In jede Einrichtung, die wir in Berlin haben, fließen aktuell tausende Euros.“ bm
Autor:Berit Müller aus Lichtenberg |
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