Dach übern Kopf „auf Knopfdruck“
Mit neuem Programm wird die Unterbringung wohnungsloser Menschen neu organisiert

Elke Breitenbach und Detlef Wagner (rechts) erkundigen sich bei Bereichsleiter Marcel Deck über das Erstaufnahmeheim Forckenbeckstraße.  | Foto:  K. Rabe
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  • Elke Breitenbach und Detlef Wagner (rechts) erkundigen sich bei Bereichsleiter Marcel Deck über das Erstaufnahmeheim Forckenbeckstraße.
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Alle von Wohnungslosigkeit bedrohten oder betroffenen Menschen sollen zukünftig mit einer geeigneten Unterkunft versorgt werden. Das ist Ziel des Projektes „Gesamtstädtische Steuerung der Unterbringung“ (GStU), das bereits 2018 startete. Jetzt sind die ersten Bezirke in den Pilotbetrieb gegangen. Auch Wilmersdorf ist mit dem Erstaufnahmeheim Forckenbeckstraße (EAF) mit dabei.

Zum Start des Pilotbetriebes besuchten Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) und Sozialstadtrat Detlef Wagner (CDU) die Einrichtung für wohnungslose Menschen an der Forckenbeckstraße. Denn die Unterkunft gehört zu denen, die seit September erfolgreich über eine neues Belegungssystem gesteuert werden. Damit beginnt nun der schrittweise Umbau des Systems, mit dem die Unterbringung wohnungsloser Menschen nach dem Prinzip „Mensch sucht Bett“ neu organisiert wird. Mit dem Programm können passende freie Plätze gesucht und vergeben werden. Außerdem werden die Dokumente automatisiert erstellt und Ein- und Auszüge zentral verwaltet. Senatorin Elke Breitenbach erklärt: „Wie bei einem Hotelbuchungssystem wird es künftig möglich sein, für wohnungslose Menschen ein Bett auf Knopfdruck zu buchen.“ Dazu würden hohe Qualitätsstandards in jeder Unterkunft gelten, die sich an den Bedürfnissen und Notwendigkeiten wohnungsloser Menschen orientiere.

Die Unterbringung „auf Knopfdruck“ ermögliche es, wohnungslose Menschen so unterzubringen, wie es ihrem Bedarf entspricht. So kann beispielsweise in das System eingegeben werden, ob ein Platz für eine Frau oder einen Mann gesucht wird, ob der Platz rollstuhlgerecht sein sollte oder ob ein ganze Familie kind- und familiengerecht untergebracht werden muss. Auf die jeweilige Zielgruppe kann so speziell eingegangen werden. Es werden auch nur Plätze in das System aufgenommen, die vorgegebene Qualitätskriterien erfüllen. Die Einhaltung dieser Kriterien wird regelmäßig kontrolliert.

103 Plätze für Männer,
Frauen und Familien

Im Erstaufnahmeheim Forckenbeckstraße wurde das Projekt offiziell gestartet. Die Unterkunft wird von der „Gebewo Soziale Dienste“ betrieben und verfügt über insgesamt 103 Plätze, 59 davon für Männer im sogenannten Männerhaus. 44 Plätze stehen in einem zweiten Gebäude alleinstehenden Frauen, Paaren und Familien zur Verfügung. „Wir haben Wohneinheiten mit Einzel-, Doppel- und Familienzimmern mit Gemeinschaftsdusche und Gemeinschaftsküche“, erklärt Clemens Ostermann, der die Einrichtung seit fast sechs Jahren leitet. Im Keller gibt es Wirtschaftsräume und eine Kleiderkammer. Dort können sich die Bewohner mit dem Nötigsten ausstatten: Besteck, Geschirr, Kleidung und ähnliches.

Das EAF hätte schon immer auf Qualitätsstandards geachtet. Mit der Teilnahme am Pilotprojekt würden sie auf eine neues Niveau gestellt, erklärt Ostermann. So gehörte im Unterschied zu gewerblichen Unterkünften die Betreuung der Bewohner durch Sozialarbeiter zwar schon immer zum Profil der Einrichtung, jetzt stünden entsprechend den Anforderungen vier Ansprechpartner zur Verfügung. „Wenn jemand signalisiert, dass er Hilfe braucht, sind unsere Sozialarbeiter da. Und das rund um die Uhr“, sagt Ostermann. Denn das gesamte Objekt wird 24 Stunden lang betreut. Nach Dienstschluss und an den Wochenenden ist ein Wachschutz vor Ort. Darüber hinaus gebe es ein ausgefeiltes Beschwerdemanagement und ein Gewaltschutzkonzept.

Dass der Bezirk bei diesem Pilotprojekt dabei ist, erfüllt Stadtrat Detlef Wagner mit Stolz. „Das Pilot-Projekt GStU ist ein wesentlicher Schritt, die Unterbringung von Wohnungslosen zu verbessern. Mit GStU kann es gelingen, Qualitätsstandards auch tatsächlich umzusetzen“, sagt er. Seine Fachstelle sei von Beginn an an der Entwicklung des Projektes beteiligt gewesen. Dadurch konnten bezirkliche Belange berücksichtigt werden.

Autor:

Karla Rabe aus Steglitz

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