Die Theatergruppe Schattenlichter zeigt eine kritische Gesellschaftskomödie
Die Kinder hängen auf der Couch ab, statt aufzuräumen, die Mutter hetzt zwischen Küche und Wohnzimmer hin und her, denn gleich werden Gäste zum Essen erwartet. Eine ganz normale Familienszene also, mit der das Stück „Der Vorname“ der Theatergruppe Schattenlichter startet. Dann aber kommt es anders als geplant – es fließt sogar Blut.
Pierre (Iver Lauermann) und seine Frau Elisabeth, genannt Babou (Elke Brumm) haben Freunde und enge Verwandte in ihre Pariser Wohnung eingeladen. Sie erwarten Elisabeths Bruder Vincent (Marc Roulet), dessen schwangere Frau Anna (Susanne Wein), Claude (Justin Becker), ein langjähriger Freund Babous, und Pierres Kollegin Laurence.
Gleich zu Beginn werden die Pläne des Gastgeberpaars durchkreuzt. Elisabeth und Vincents Mutter (Kristina Lane) reisen unerwartet und uneingeladen aus ihrem Domizil in Südfrankreich an. Mit „Der Mistral ist nicht auszuhalten“ begründet sie ihren Besuch und will auch gleich zum Essen bleiben. Sehr zum Missfallen ihrer Tochter, denn „Maman“ ist anstrengend und mischt sich in alles ein: „Pfeffer muss immer ganz frisch gemahlen werden.“ Als ob es die Gastgeberin mit ihrem ambitionierten Menü aus italienischen Antipasti und Meeresfrüchtesalat nicht schon schwer genug hätte.
"Es wird ein Junge"
Laurence, eine glühende Verfechterin der „Geschlechtergerechtigkeit“ nervt mit Sätzen wie „Es muss Studierende heißen, nicht Studenten“. Claude ist der einzige, der Elisabeths neue Frisur bemerkt. Dieses ganz normale Gesprächs-Chaos reicht Bruder Vincent nicht, er steht gerne im Mittelpunkt. Nachdem er das Ultraschall-Foto - „es wird ein Junge“ - herumgereicht hat, enthüllt er der Gruppe den geplanten, aus der Vergangenheit sehr negativ belasteten Vornamen seines Sohnes.
Eine äußerst hitzige Diskussion darüber, wie man sein Kind nennen darf, entbrennt. Dabei geht es bald nicht mehr nur um den Namen. Die Freunde und Verwandten konfrontieren sich mit bisher ungesagten Wahrheiten. Eine befremdende Affäre wird bekannt, ein Streit eskaliert, und es kommt zum Einsatz von Theaterblut.
Das Stück von Matthieu Delaporte und Alexandre de Patellière von 2010 zeichnet sich durch Wortwitz und Dialoge in der Tradition der französischen kritischen Gesellschaftskomödie aus. Dadurch wird eine Handlung vorangetrieben, die auch überraschende Einblicke in die Charaktere der Figuren erlaubt.
Neu in diesem Jahr: Die Laienspieltruppe spendet die Einnahmen jedes vierten Sitzplatzes an eine gemeinnützige Organisation, die sich für Integrationsprojekte und gegen Fremdenfeindlichkeit einsetzt. „Wir wollen etwas gegen den latenten Rassismus tun“, sagt Ensemblemitglied und Ideengeber Marc Roulet. Das Geld wird an den Kirchenkreis Teltow-Zehlendorf gehen, der unter anderem eine Erstberatung für Geflüchtete bietet und weitere Integrationshilfe leistet.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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