Eröffnung in schwierigen Zeiten
Josefine Hansel erfüllte sich ihren Traum von einem eigenen Café

Josefine Hansel hinter dem Tresen ihres Cafés. | Foto: Philipp Hartmann
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Unter dem melancholischen Blick der Sängerin Amy Winehouse sitzt Schauspieler Steve McQueen lässig auf einem Motorrad. Wer sich im Café „Fräulein von Unruh“ in der Dörfpfeldstraße 24 umsieht, entdeckt noch viele weitere Schwarz-Weiß-Fotos berühmter Persönlichkeiten: von Al Pacino, Elvis und den Rolling Stones über Marlene Dietrich bis zu Coco Chanel.

Für Josefine Hansel sind sie alle „beeindruckende Personen“, mit denen sie die Wände ihres Cafés schmücken wollte. „Außer Elvis, der ist nur für meine Küchenchefin“, sagt sie. Faszinierend findet sie vor allem die 20er-Jahre. Im Februar zog die 30-Jährige, die in Steglitz-Zehlendorf aufgewachsen ist, nach Köpenick. Über das Portal „eBay Kleinanzeigen“ wurde sie auf die Räume in der Dörpfeldstraße aufmerksam. Dass dort lediglich ein Foto von einer Kaffeetasse und kein einziges vom Innenraum zu sehen war, machte sie zunächst stutzig. Doch nachdem sie sich den Laden angesehen hatte, ergriff sie schnell die Chance.

„Ich glaube, in einem Jahr wird man sich hier nichts mehr leisten können.“ Vorher befand sich an selber Stelle das Café „La Martina“, doch bis auf die Tische und Stühle, die auch noch ausgetauscht werden sollen, hat sich alles verändert. Innerhalb weniger Wochen ließ Josefine Hansel den Fußboden, die Küche, den Tresen und den Sanitärbereich erneuern und neue Wände einziehen. Sie eilte von Amt zu Amt, stellte die Getränke- und Speisekarte zusammen und gab für ihre insgesamt drei Mitarbeiter einen Barista-Kurs. Eigentlich wollte sie bereits im April eröffnen, wegen der Pandemie musste sie bis Mitte Juni warten. Bedauern klingt jedoch anders. „So hatte ich mehr Zeit, mich um die Details zu kümmern.“

Seit 17 Jahren in der Gastronomie

Josefine Hansel arbeitet bereits seit 17 Jahren in der Gastronomie. Schon mit 13 fing sie an, ihrer Mutter zu helfen, die Geschäftsführerin von drei Restaurants war. Sie schälte zunächst Rote Beete und half in der Küche, spülte das Geschirr und kellnerte später. „Eigentlich habe ich alles gemacht. Ich bin in der Gastronomie aufgewachsen“, blickt sie zurück. Gestört hat sie die frühzeitige Arbeit nicht. „So konnte ich immer mein eigenes Geld verdienen.“

Nach dem Abitur studierte sie Wirtschaft und Politik, doch der Wunsch, sich mit einem eigenen Café selbstständig zu machen, blieb. In Adlershof ist dieser nun in Erfüllung gegangen. „Ich habe gezielt in den Außenbezirken gesucht. Die Innenbezirke brauchen vielleicht vieles, aber ganz sicher kein neues Café.“ Neben ihrem Team kümmert sich auch ihr Hündchen „Karl“, gerade mal ein halbes Jahr alt, um die Gäste. Neugierig läuft er zwischen den Tischen entlang und wartet auf Streicheleinheiten und Spielkameraden.

Selbstgemacht und aus der Gegend

Spezialisiert hat sich Josefine Hansel, die jetzt in Friedrichshagen wohnt, auf selbstgemachte Marmeladen, Torten und Kuchen. Wurst kauft sie von der Fleischerei Backs gleich gegenüber. Viele regionale Produkte sollen es sein. Es gibt hausgemachte Müslis, Crêpes, Waffeln und Milchreis, außerdem Smoothies, frischgepresste Säfte, Suppen und Omeletts.

Ihr Konzept ist, Frühstück von morgens bis abends anzubieten. „Ich kann alles außer kochen. Wer bei mir ein Rührei bestellt, bekommt alles, aber kein Rührei.“ Dafür kümmert sich die Inhaberin um die Administration, ums Backen und Putzen.

Ihre Entscheidung für die Selbstständigkeit hat sie trotz Corona nicht bereut. Mit den Einnahmen kommt sie ganz gut zurecht. Bliebe nur noch die Frage zur Namensfindung des Cafés zu klären. Der Name „Fräulein von Unruh“ ist dadurch entstanden, dass ihr Vater sie als Kind immer „Trude Unruh“ genannt hat. „Es ist einfach immer totales Chaos in meinem Kopf“, scherzt Josefine Hansel.

Autor:

Philipp Hartmann aus Köpenick

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