56-mal ein Dankeschön
Margitta und Hans-Dieter Ottke sind seit fast 50 Jahren Pflegeeltern

Margitta und Hans-Dieter Ottke zusammen mit ihrem derzeitigen Pflegekind. | Foto: Foto: Bezirksamt Reinickendorf
  • Margitta und Hans-Dieter Ottke zusammen mit ihrem derzeitigen Pflegekind.
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Das erste Kind soll hier Gela genannt werden. Das Mädchen war vier Jahre alt, als es am 2. September 1972 im Spandauer Johannesstift von Margitta und Hans-Dieter Ottke aus Reinickendorf abgeholt wurde.

Mit Gela, inzwischen 52, begann das Engagement des Ehepaars als Pflegeeltern. Bis heute haben sie 56 Kinder in ihrem Haus aufgenommen. Auch aktuell ist eines bei ihnen in Obhut. Eine Zahl, die nicht nur für Berlin rekordverdächtig ist. Es gibt deshalb mindestens 56 Gründe, um Margitta (77) und Hans-Dieter Ottke (80) Danke zu sagen. Auch der Bezirk sah Anlass für eine Anerkennung und würdigte den Einsatz am 8. Dezember durch Jugendstadtrat Tobias Dollase (für CDU) und Jugendamtsleiter Thomas Wackermann.

Was treibt eine Familie an, seit fast 50 Jahren Pflegekinder bei sich aufzunehmen? Welche Erfahrungen haben sie damit gemacht? Und warum sind die Ottkes auch für das Jugendamt für diesen Einsatz eine wichtige Adresse? Dass sie damals Gela aufgenommen haben, daran sei eigentlich ihre Schwester „schuld“ gewesen, berichtet Margitta Ottke. „Wir hatten einen Sohn bekommen und wollten noch ein zweites Kind. Sie brachte uns auf die Idee, ein Pflegekind aufzunehmen.“ Dabei blieb es nicht. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten lebten in der Regel neben dem eigenen mindestens fünf Kinder bei den Ottkes. Teilweise waren es auch bis zu sieben. Viele von ihnen zur befristeten Vollzeitpflege. Das bedeutet, sie wurden zeitweise aus ihren Familien herausgenommen – wenige Wochen lang, über mehrere Monate oder bis zu vier Jahren. Daneben hat die Familie sieben Kinder in Dauerpflege großgezogen. Sie haben ein Jahrzehnt und mehr bei ihnen gelebt. Bei Gela waren es 20 Jahre.

Aufgrund ihres Alters dürfen Margitta und Hans-Dieter Ottke inzwischen keine Dauerpflegekinder mehr aufnehmen. Befristete Vollzeitpflege ist ihnen weiter erlaubt. Bis vor drei Jahren waren es meist mindestens zwei Kinder, inzwischen noch eines. „Wir sind noch fit und möchten weiterhelfen. Man sieht, wie die Kinder Freude haben und wieder aufblühen“, begründen sie ihre Mühen auch im hohen Alter. Die Kinder kämen häufig aus schwierigen Situationen und müssten erst aufgebaut werden. Vertrauen schaffen, sie fordern und fördern, das sei das Wichtigste bei dieser Aufgabe.

Dass das in dieser Familie anscheinend so gelebt wird, auch davon zeugt die Zahl 56, ebenso wie die Bestätigung von Jugendamtsleiter Thomas Wackermann. Die Ottkes hätten ein „offenes Haus und ein großes Herz. Sie schützen und mögen die ihnen anvertrauten Kinder sehr.“ Und sie seien immer bereit, jemanden in Not sofort aufzunehmen.

Vor allem mit ihren einstigen Dauerpflegekindern gebe es regelmäßigen Kontakt, erzählt Margitta Ottke. Alle hätten eine Ausbildung gemacht und würden zum Beispiel als Maurer, Erzieher oder Zimmermann arbeiten. Teilweise hätten sie inzwischen eigene Familien. „Wir würden es immer wieder so machen. Für uns sind alle unsere Pflegekinder Teil unserer Familie“, lautet das Resümee der beiden. „Das Lächeln der Kinder. Das ist unsere Belohnung.“

Pflegeeltern werden in Reinickendorf immer gesucht. Wer sich darüber informieren möchte, meldet sich bei der Koordination Pflegekinderhilfe. Ansprechpartnerin ist Kordula Runow unter ¿902 94 66 31 und per E-Mail kordula.runow@reinickendorf.berlin.de. Auch bei Kindertagespflegepersonen besteht große Nachfrage. Dafür zuständig ist die Pädagogische Fachberatung Kindertagespflege unter ¿902 94 66 74 und per E-Mail annett.hildemann@reinickendorf.berlin.de.

Autor:

Thomas Frey aus Friedrichshain

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