125 Jahre Bahlsen: Bröhan-Museum zeigt alte Keksdosen

Bleibender Eindruck: Lange nach Verspeisen des Inhalts erfreuten sich Kunden am schönen Anblick der Keksdosen. Jetzt stehen sie in Vitrinen. | Foto: Schubert
2Bilder
  • Bleibender Eindruck: Lange nach Verspeisen des Inhalts erfreuten sich Kunden am schönen Anblick der Keksdosen. Jetzt stehen sie in Vitrinen.
  • Foto: Schubert
  • hochgeladen von Thomas Schubert

Charlottenburg. Die Verwandlung von britischen "Cakes" zum deutschen Keks wäre vielleicht nie vollzogen worden ohne das Marketing eines Unternehmens aus Hannover. Welchen Aufwand Bahlsen bei der Verpackung von Plätzchen trieb, erschließt sich nun im Bröhan-Museum. "Alte Schachtel" klingt hier wie ein Kompliment.

Appetit anregen - das muss schon im Schaufenster gelingen, dachte sich Hermann Bahlsen. Und so ersann der Urgroßvater des heutigen Firmenchefs kurz nach der Gründung der "Hannoverschen Cakes-Fabrik" im Jahre 1889 ein Konzept, das ihn zum Pionier des Marketings stempelt: Er verzierte die Verpackung seiner Köstlichkeiten mit Kunst.

125 Jahre später, in einer Zeit, da die Hüllen von Produkte Mülleimer füllen, hat die klassische Zierde von anno dazumal ihren Weg in die Vitrine geschafft. Das Bröhan-Museum zeigt ab sofort eine Auswahl der schönsten Keksdosen, die Bahlsen von Künstlerhand gestalten ließ.

"Mir gingen die Augen über", erinnert sich Direktor Tobias Hoffmann an den Schlüsselmoment. In dem Augenblick, als er im Wohnzimmer des Sammlers Felix Brusberg dessen Schätze sah, war es beschlossene Sache, die Schächtelchen gemeinsam öffentlich zu zeigen.

Was Hoffmann in den Dosen sieht, ist "Kunst, die sich nützlich macht". Und der amtierende Geschäftsführer, Werner Bahlsen, lebt heute davon, dass seine Urahn "Cakes" als Markenartikel platzierte, ja schließlich sogar das eingedeutschte Wort "Keks" in den Duden brachte. Wie ein roter Faden zog sich die optische Gestaltung von der Verpackung bis zur Zeitungsanzeige. Und mit der allerersten Leuchtreklame am Potsdamer Platz war Bahlsen auch in dieser Hinsicht seiner Zeit voraus. Doch nicht nur die Optik schien avantgardistisch, erst recht die Technologie. Bahlsen hüllte seine Plätzchen in die erste luftdichte Thermoplastpackung der Welt.

Aber wie wird man eigentlich Dosensammler? Felix Brusberg nennt eine logische Erklärung. "Einer meiner Urgroßväter war Bäcker, der andere Konditor, mein Vater Kunsthändler, ich selbst bin gebürtiger Hannoveraner. Was konnte da anderes herauskommen als ein Sammler künstlerisch gestalteter Bahlsen-Keksdosen?" Freilich fällt es ihm manchmal nicht leicht, mit der Wahrheit herauszurücken. "Ich sammle alte Schachteln", ist kein Satz fürs Rendezvous. Bei Alexandra Panzert, die als Volontärin des Bröhan-Museums für die Ausstellung verantwortlich zeichnet, wäre er auf Verständnis gestoßen. Sie erforschte den "Sonderweg" Bahlsens und stellte heraus, "dass nicht Produkt und Firmennahme zum Wiedererkennungsmerkmal der Dosen wurde, sondern allein die Gestaltung". Ob die Zierde dem Jugendstil, dem Expressionismus oder Konstruktivismus entsprach - man erkannte die Kekse vor dem Kosten. Und nach dem Naschen behielt man die Dosen. Verpackungen, die länger leben als das Produkt - ein Gedanke aus einer anderen Zeit.

Die Ausstellung "Kunst und Keksdose" im Bröhan-Museum, Schloßstraße 1a, ist noch bis zum 9. November zu sehen. Öffnungszeiten: Di-So 10 bis 18 Uhr. Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 5 Euro.
Thomas Schubert / tsc
Bleibender Eindruck: Lange nach Verspeisen des Inhalts erfreuten sich Kunden am schönen Anblick der Keksdosen. Jetzt stehen sie in Vitrinen. | Foto: Schubert
Bleibender Eindruck: Lange nach Verspeisen des Inhalts erfreuten sich Kunden am schönen Anblick der Behälter. Jetzt stecken sie in Vitrinen. | Foto: Schubert
Autor:

Thomas Schubert aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Knieschmerzen müssen nicht sein.  | Foto: AdobeStock_197992483

Infoabend für Patienten
Schluss mit Hüft- und Knieschmerzen!

Leiden Sie unter Hüftschmerzen, die Ihr Leben dauerhaft beeinträchtigen? Oder schmerzt das Knie bei jedem Schritt? Dann lassen Sie sich nicht länger quälen! Wir laden Sie herzlich zu unserem Infoabend ein, bei dem Sie die neuesten Wege zur Befreiung von Hüft- und Knieschmerzen entdecken können, ohne sich vor dem Eingriff fürchten zu müssen. Unser renommierter Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums, Tariq Qodceiah, wird Sie durch die modernsten Methoden...

  • Westend
  • 26.03.24
  • 1.250× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.366× gelesen
  • 1
Gesundheit und MedizinAnzeige
Seinen Füßen sollte man sehr viel Aufmerksamket schenken.

Infos für Patienten
Thema: „Rund um den ganzen Fuß"

Haben Sie Ihren Füßen jemals gebührende Aufmerksamkeit geschenkt? Oft vernachlässigen wir sie, solange sie funktionieren und schmerzfrei sind. Doch wenn Probleme auftreten, wird uns die Bedeutung dieses komplexen Körperteils schlagartig bewusst. Unsere zertifizierten Fußchirurgen geben Ihnen einen tiefen Einblick in die Anatomie des Fußes und beschäftigen sich gezielt mit Problemen wie Fehlstellungen und Verletzungen mit innovativen Lösungsansätzen für diese häufig auftretenden Probleme....

  • Pankow
  • 06.03.24
  • 2.315× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Wir beantworten Ihre Fragen gern. | Foto: Volkmar Otto

Sicherheit während der OP
Wie sicher sind Narkosen im Alter?

Im Laufe unseres Lebens steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir eine Operation benötigen. Doch mit zunehmendem Alter stellen sich oft auch Fragen zur Sicherheit von Narkosen. Zum Beispiel können Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schwere Lungenkrankheiten oder Demenz die Narkoseverträglichkeit beeinflussen. Wir laden Sie herzlich ein, Ihre Fragen und Bedenken mit uns zu teilen. Unser Ziel ist es, Ihnen die Angst vor der Narkose zu nehmen und Ihnen ein Verständnis dafür zu vermitteln, wie wir Ihre...

  • Reinickendorf
  • 13.03.24
  • 2.274× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.