Haus am Lietzensee: Engelmann will trotz BVV-Beschluss am Trägerwechsel festhalten

Im Seniorenheim an der Hohensteiner Straße besteht Platznot. Geht es nach Sozialstadtrat Carsten Engelmann, soll die Geschäftsstelle der Wilmersdorfer Seniorenstiftung deshalb in das Nachbarschaftshaus am Lietzensee ziehen. | Foto: Matthias Vogel
  • Im Seniorenheim an der Hohensteiner Straße besteht Platznot. Geht es nach Sozialstadtrat Carsten Engelmann, soll die Geschäftsstelle der Wilmersdorfer Seniorenstiftung deshalb in das Nachbarschaftshaus am Lietzensee ziehen.
  • Foto: Matthias Vogel
  • hochgeladen von Matthias Vogel

Charlottenburg. In einer außerordentlichen Sitzung des Sozialausschusses sollte Klarheit über die Zukunft des Nachbarschaftshauses am Lietzensee geschaffen werden. Ein missglückter Versuch.

Die Causa kam bei der jüngsten BVV aufs Tapet. Dort wurde das Bezirksamt per Beschluss aufgefordert, das Nutzungskonzept nach der mit Beginn 2018 startenden Sanierung des Gebäudes an der Herbartstraße 25 zu veröffentlichen, sich nach dem umstrittenen Aus des bisherigen Betreibervereins „Nachbarschaftshaus am Lietzensee“ mit einer öffentlichen Ausschreibung auf die Suche nach einem geeigneten Träger zu machen und sicherzustellen, dass sowohl das bisherige Angebot der soziokulturellen Arbeit erhalten bleibt als auch allen Angeboten während der Renovierung Ausweichquartiere zur Verfügung stehen. 77 Gruppen, Initiativen und Projekte haben in dem Haus ihre Heimat, etwa 20 von ihnen haben über die Kontaktstelle PflegeEngagement (SEKIS) bereits eine neue Bleibe gefunden, aber ein Großteil weiß immer noch nicht, wie es weitergehen soll.

Einstimmiger Beschluss

Den Beschluss hatte die BVV auf Antrag der Grünen vor allem deshalb einstimmig gefasst, weil die Verordneten mit der Transparenz der Vorgänge unzufrieden waren. Sozialstadtrat Carsten Engelmann (CDU) hatte dem Trägerverein im April eröffnet, den Mietvertrag nicht über das laufende Jahr hinaus verlängern zu wollen und die Wilmersdorfer Seniorenstiftung, deren Vorsitzender er ist, als neuen Träger ins Spiel gebracht.

Bezüglich des Konzepts und der Ausweichquartiere verkündete Engelmann nun wieder nichts Konkretes. Ja, in den Überlegungen spielten auch generationsübergreifende Angebote eine Rolle, Freizeitangebote für Senioren müssten forciert werden und ja, die Verwaltung stehe mit den Gruppen, die Bedarf angemeldet hätten, in Kontakt und sei um Räumlichkeiten bemüht. Dafür sagte er zum ersten Mal, warum die Wilmersdorfer Seniorenstiftung nicht nur Träger werden, sondern auch noch mit ihrer Geschäftsstelle die oberen zwei Etagen des Nachbarschaftshauses belegen soll: „Wir haben einen höheren Platzbedarf für Seniorenheimbewohner am bisherigen Sitz der Geschäftsstelle in der Hohensteiner Straße.“

"Wie kommen Sie darauf, dass Sie das machen dürfen?“

FDP-Fraktionsmitglied Pascal Tschörtner bezeichnete Engelmanns Bericht als „sehr dünn“. Allgemein stieß das Gebaren des Sozialstadtrats bezüglich der Trägerschaft auf. Von einer öffentlichen Ausschreibung halte er nichts, sagte er. Das missfiel nicht nur Marc Schulte von der SPD: „Während der BVV habe ich Sie darauf hingewiesen, dass per Bezirksverwaltungsgesetz die BVV über die Errichtung, Übernahme und Auflösung bezirklicher Einrichtungen oder über die Übertragung an andere Träger entscheidet. Sie haben zugesichert, dass Sie keine Entscheidung ohne die Zustimmung der BVV treffen werden. Sie reden aber davon, dass die Wilmersdorfer Seniorenstiftung da einzieht. Wie kommen Sie darauf, dass Sie das machen dürfen?“ Schulte riet Engelmann dringend, den BVV-Beschluss ernster zu nehmen.

"Das ist ein Drama"

Ob Tschörtner, Schulte, Alexander Kaas Elias (Grüne) oder Markus Bolsch (AfD) – sie alle äußerten ihren Unmut darüber, dass sich Engelmann offenbar über den BVV-Beschluss hinwegsetzen will, lediglich Karsten Sell (CDU) schlug sich auf die Seite seines Parteikollegen. Die Fragen aus den Reihen der 50 Nutzer des Nachbarschaftshauses, die bei der Sitzung anwesend waren, machten klar: Noch immer versteht niemand so recht, warum überhaupt der bisherige Verein seine erfolgreiche Arbeit nicht fortführen darf. Geschäftsführerin Annette Tafel sagte: „Das ist ein großes Drama. Sie schließen das einzige Nachbarschaftshaus des Bezirks, obwohl sie den Protest der Anwohner hören, ohne Not, und ohne den Menschen eine Zukunft zu geben.“ maz

Autor:

Matthias Vogel aus Charlottenburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

6 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

BauenAnzeige
2024 war Richtfest für die Grundschule in der Elsenstraße. | Foto: SenBJF
7 Bilder

Berliner Schulbauoffensive 2016-2024
Erfolgsgeschichte für unsere Stadt

Die Berliner Schulbauoffensive ist nach wie vor eines der zentralen Projekte unserer Stadt. Mit aktuell mehr als 44.000 neu entstandenen Schulplätzen setzt die Offensive ihre Ziele erfolgreich um. So wurden von 2016 bis 2023 bereits 5 Milliarden Euro in moderne Bildung investiert. Auch in den kommenden Jahren wird das derzeit größte Investitionsvorhaben für Schulen fortgesetzt. Die Offensive geht weiter und führt zu einer dauerhaft verbesserten schulischen Umgebung für unsere Schülerinnen und...

  • Charlottenburg
  • 13.12.24
  • 235× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 180.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom baut Netz aus
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Ab Dezember starten die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Borsigwalde, Friedenau, Frohnau, Hakenfelde, Lichtenrade, Lübars, Mariendorf, Neu-Tempelhof, Reinickendorf, Schöneberg, Spandau, Tegel, Waidmannslust, Wilhelmstadt und Wittenau. Damit können weitere rund 180.000 Haushalte und Unternehmen in Berlin einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2030 plant...

  • Borsigwalde
  • 11.12.24
  • 997× gelesen
WirtschaftAnzeige
Einstiegstüren machen Baden und Duschen komfortabler. | Foto: AdobeStock

GleichWerk GmbH
Seniorengerechte Bäder und Duschen

Seit März vergangenen Jahres ist die Firma GleichWerk GmbH in Kremmen der richtige Partner an Ihrer Seite, wenn es um den Innenausbau Ihres Hauses oder Ihrer Wohnung geht. Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch seine Dienste für Hausverwaltungen an. Geschäftsführender Inhaber des Fachbetriebs ist Dennis Garte, der nach jahrelanger Berufserfahrung den Schritt in die Selbstständigkeit wagte, wobei er über ein großes Netzwerk an Kooperationspartnern sowie angesehenen Handwerksfirmen verfügt....

  • Umland Nord
  • 04.12.24
  • 651× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für weitere rund 84.000 Haushalte in Berlin baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom

Telekom vernetzt
Glasfaser-Internet hier im Bezirk

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes in Berlin auf Hochtouren. Neue Arbeiten starten nun auch in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Friedrichshain, Karlshorst, Kreuzberg, Lichtenberg und Rummelsburg. Damit können nun rund 84.000 Haushalte und Unternehmen einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Bis 2023 plant die Telekom insgesamt...

  • Alt-Hohenschönhausen
  • 11.12.24
  • 1.141× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 2.030× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.