"Afghanisches Requiem" bei Carlos Hulsch zu sehen

Der Maler Hans-Georg Kohler. | Foto: Wecker
  • Der Maler Hans-Georg Kohler.
  • Foto: Wecker
  • hochgeladen von Lokalredaktion

Charlottenburg. Der Tod ist nicht schön. Hans Georg Kohlers Bilder sind es, obwohl er sich wiederum mit dem Tod als Werkzeug des Krieges beschäftigt.

Erneut treibt ihn der am Hindukusch geführt Krieg zur künstlerischen Auseinandersetzung. Jetzt ist er zu der Erkenntnis gekommen, dass "wir es mit einem Kampf um Militärbasen, Bodenschätze und Pipelines zu tun haben". "Ursache", meint er, "ist ein großes geopolitisch-strategisches Interesse. Dahinter stehen Wirtschaftsinteressen großer internationaler Konzerne. Zivilisten, die mit dem 11. September nichts zu tun haben, werden kollektiv in Sippenhaft genommen."

Hauptwerk ist eine Tafel von 2,60 mal zwei Metern, von der vor grauem Hintergrund die erstarrten Gesichter von 30 Menschen, die bei dem Angriff auf den entführten Tanklastzug bei Kundus ums Leben kamen, dem Betrachter entgegenblicken. "Afghanisches Requiem" heißt dieses Bild seiner sechsten Ausstellung "Neue Arbeiten auf Leinwand und Papier", die bei Carlos Hulsch in der Lietzenburger Straße 80 im Ku’damm Karree gezeigt wird. Sie ist noch bis zum 13. Dezember zu sehen.

Erneut geht es um Obszönität, eine Obszönität, die in der Demütigung des Menschen liegt. Als obszön klagen seine Bilder den Krieg und die Entblößung des Menschen in der digitalisierten staatlichen Verwaltung an. Es ist der "Mann ohne Kopf", der die Peitsche in der Hand hat, wenn er auf die Frau zugeht, es ist der "getötete englische Soldat", oder der "liegende Kampf", die in ihrer Farbgebung und Natürlichkeit in gerader Traditionslinie zu Gaugin, den Expressionismus und zur Renaissance führen. Geht es dort aber darum, durch vollendete Proportionalität die Schönheit der menschlichen Anatomie als humanistisches Idealbild zu zeigen, so wird diese Schönheit bei Kohler durch Kampf, Demütigung und Entblößung zu deren Kehrseite - zur Bestialität.

Zwei ungewöhnliche Skulpturen erregen die Aufmerksamkeit. Die eine ist das auf einen Sockel gestellte Porträtbildnis "Das Opfer", das mit einer Munitionskiste der DDR-Armee "NVA" korrespondiert. Öffnet der Besucher die Kiste, findet er darin persönliche Erinnerungen an die Familie des Künstlers, vornehmlich an den Vater, den er in dieser Ausstellung erneut mit einem Porträt würdigt. Sein Vater "emigrierte", wie Hans-Georg Kohler die Umsiedlung bezeichnet, wegen der Wiederbewaffnung der Bundesrepublik 1974 mit seiner Familie nach Norwegen. Hans-Georg Kohler stammt aus Baden-Württemberg. Er studierte an der staatlichen Kunstakademie von Oslo, wo er nach einem Meisterjahr mehrere Stipendien erhielt. Berlin lernte er im Jahr des Umbruchs 1989 kennen. Von einem Studienaufenthalt an der Warschauer Kunstakademie kommend, eröffnete er im Wedding sein Atelier, wo er auch den Mauerfall erlebte. Während dieses Aufenthaltes lernte er den Galeristen Carlos Hulsch kennen.

Die Ausstellung bei Carlos Hulsch in der Lietzenburger Straße 80 im Ku’damm Karree ist bis 13. Dezember Dienstag bis Freitag von 15 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Frank Wecker / FW
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Foto: pexels/Giulia Freitas
5 Bilder

Mode oder mehr?
Piercing. Von alten Ritualen bis zu moderner Kunst

Ist das Modeakzent oder kulturelles Erbe? Auf jeden Fall ist Piercing die beliebteste und gefragteste Körpermodifikation der Welt, die sowohl persönliche Vorlieben und Modetrends als auch tiefe kulturelle Traditionen widerspiegelt. Was ein modisches Piercing heute ist und wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat, erfahren wir zusammen mit VEAN TATTOO in diesem Artikel. Eine der beliebtesten Arten von Piercings ist das Ohrlochstechen. Ein Klassiker aller Zeiten, ist das wirklich so und woher...

  • Mitte
  • 17.04.24
  • 122× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wenn auch Sie mehr über Ihre Schulterbeschwerden erfahren möchten und sich über mögliche Behandlungsansätze informieren möchten, kommen Sie zum Informationsabend am 23. Mai. | Foto: B. BOISSONNET / BSIP

Wir informieren Sie
Schmerzen in der Schulter – Ursachen und Behandlungen

Schmerzen in der Schulter können vielfältige Ursachen haben – sei es durch Unfälle oder Verschleißerscheinungen. Diese Ursachen können die Beweglichkeit beeinträchtigen und die Lebensqualität stark einschränken. Unsere Experten, Dr. med. Louise Thieme und Robert Tischner, Teamchefärzte des Caritas Schulter- und Sportorthopädiezentrums, werden bei unserem Informationsabend speziell auf die Problematik von Schulterbeschwerden eingehen – vom Riss der Rotatorenmanschette bis zur Arthrose. Sie...

  • Pankow
  • 18.04.24
  • 67× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Langanhaltende Schmerzen können ein Anzeichen für Gallensteine sein.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Wann ist eine OP sinnvoll?
Infos zu Gallensteinen und Hernien

Leiden Sie unter belastenden Gallensteinen oder Hernien (Eingeweidebruch) Langanhaltende Schmerzen begleiten viele Betroffene, unabhängig des Lebensalters, bevor sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung können jedoch häufig Komplikationen vermeiden. Wir sind auf die Behandlung dieser Probleme spezialisiert und bieten Ihnen erstklassige allgemein- und viszeralchirurgische Expertise. Von Diagnostik bis Nachsorge: Wir kümmern uns individuell um Ihre...

  • Reinickendorf
  • 17.04.24
  • 143× gelesen
Jobs und KarriereAnzeige
Foto: VEAN TATTOO
4 Bilder

Tattoo-Kurse
Ausbildung für Topberuf des letzten Jahrzehnts

Eine Frage, die immer aktuell ist, auch wenn man schon vor langer Zeit erwachsen ist. Sehr oft entscheiden wir uns aufgrund des sozialen Drucks für einen Beruf. Wie oft haben Sie sich gefragt, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie auf sich selbst gehört hätten? VEAN TATTOO hat diese wichtige Frage vor zwölf Jahren ehrlich für sich selbst beantwortet und reicht daher ohne Zweifel allen, die über ihren ersten oder neuen Beruf nachdenken, eine helfende Hand. Es liegt an Ihnen, zu entscheiden,...

  • Mitte
  • 25.03.24
  • 1.482× gelesen
  • 1
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.